Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller страница 84
Auch uns im fernen lothringischen Land
Hat aufgehoben und hieher gespült!
BERTRAND.
Wer wird
In seinem Winkel müßig sitzen, wenn
Das Große sich begibt im Vaterland!
Es hat auch Schweiß und Blut genug gekostet,
Bis daß die Krone kam aufs rechte Haupt!
Und unser König, der der wahre ist,
Dem wir die Kron itzt geben, soll nicht schlechter
Begleitet sein, als der Pariser ihrer,
Den sie zu Saint Denis gekrönt! Der ist
Kein Wohlgesinnter, der von diesem Fest
Wegbleibt, und nicht mit ruft: es lebe der König!
Fünfter Auftritt
Margot und Louison treten zu ihnen.
LOUISON.
Wir werden unsre Schwester sehen, Margot!
Mir pocht das Herz.
MARGOT.
Wir werden sie im Glanz
Und in der Hoheit sehn, und zu uns sagen:
Es ist Johanna, es ist unsre Schwester!
LOUISON.
Ich kanns nicht glauben, bis ich sie mit Augen
Gesehn, daß diese Mächtige, die man
Die Jungfrau nennt von Orleans, unsre Schwester
Johanna ist, die uns verlorenging.
Der Marsch kommt immer näher.
MARGOT.
Du zweifelst noch! Du wirsts mit Augen sehn!
BERTRAND.
Gebt acht! Sie kommen!
Sechster Auftritt
Flötenspieler und Hoboisten eröffnen den Zug. Kinder folgen, weiß gekleidet, mit Zweigen in der Hand, hinter diesen zwei Herolde. Darauf ein Zug von Hellebardierern. Magistratspersonen in der Robe folgen. Hierauf zwei Marschälle mit dem Stabe, Herzog von Burgund das Schwert tragend, Dunois mit dem Szepter, andere Große mit der Krone, dem Reichsapfel und dem Gerichtsstabe, andere mit Opfergaben; hinter diesen Ritter in ihrem Ordensschmuck, Chorknaben mit dem Rauchfaß, dann zwei Bischöfe mit der Sainte Ampoule. Erzbischof mit dem Kruzifix; ihm folgt Johanna mit der Fahne. Sie geht mit gesenktem Haupt und ungewissen Schritten, die Schwestern geben bei ihrem Anblick Zeichen des Erstaunens und der Freude. Hinter ihr kommt der König, unter einem Thronhimmel, welchen vier Barone tragen, Hofleute folgen, Soldaten schließen. Wenn der Zug in die Kirche hinein ist, schweigt der Marsch.
Siebenter Auftritt
Louison. Margot. Claude Marie. Etienne. Bertrand.
MARGOT.
Sahst du die Schwester?
CLAUDE MARIE.
Die im goldnen Harnisch,
Die vor dem König herging mit der Fahne!
MARGOT.
Sie wars. Es war Johanna, unsre Schwester!
LOUISON.
Und sie erkannt uns nicht! Sie ahndete
Die Nähe nicht der schwesterlichen Brust.
Sie sah zur Erde und erschien so blaß,
Und unter ihrer Fahne ging sie zitternd –
Ich konnte mich nicht freun, da ich sie sah.
MARGOT.
So hab ich unsre Schwester nun im Glanz
Und in der Herrlichkeit gesehn. – Wer hätte
Auch nur im Traum geahndet und gedacht,
Da sie die Herde trieb auf unsern Bergen,
Daß wir in solcher Pracht sie würden schauen.
LOUISON.
Der Traum des Vaters ist erfüllt, daß wir
Zu Reims uns vor der Schwester würden neigen.
Das ist die Kirche, die der Vater sah
Im Traum, und alles hat sich nun erfüllt.
Doch der Vater sah auch traurige Gesichte,
Ach, mich bekümmerts, sie so groß zu sehn!
BERTRAND.
Was stehn wir müßig hier? Kommt in die Kirche,
Die heilge Handlung anzusehn!
MARGOT.
Ja kommt!
Vielleicht, daß wir der Schwester dort begegnen.
LOUISON.
Wir haben sie gesehen, kehren wir
In unser Dorf zurück.
MARGOT.
Was? Eh wir sie
Begrüßt und angeredet?
LOUISON.
Sie gehört
Uns nicht mehr an, bei Fürsten ist ihr Platz
Und Königen – Wer sind wir, daß wir uns
Zu ihrem Glanze rühmend eitel drängen?
Sie war uns fremd, da sie noch unser war!
MARGOT.
Wird sie sich unser schämen, uns verachten?
BERTRAND.
Der König selber schämt sich unser nicht,