Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller страница 87
ALLE STIMMEN rufen wiederholt, während daß der König vorwärtskommt.
Es lebe der König! Karl der Siebente!
Trompeten fallen ein. Auf ein Zeichen, das der König gibt, gebieten die Herolde mit erhobenem Stabe Stillschweigen.
KÖNIG.
Mein gutes Volk! Habt Dank für eure Liebe!
Die Krone, die uns Gott aufs Haupt gesetzt,
Durchs Schwert ward sie gewonnen und erobert,
Mit edelm Bürgerblut ist sie benetzt,
Doch friedlich soll der Ölzweig sie umgrünen.
Gedankt sei allen, die für uns gefochten,
Und allen, die uns widerstanden, sei
Verziehn, denn Gnade hat uns Gott erzeigt,
Und unser erstes Königswort sei – Gnade!
VOLK.
Es lebe der König! Karl der Gütige!
KÖNIG.
Von Gott allein, dem höchsten Herrschenden,
Empfangen Frankreichs Könige die Krone.
Wir aber haben sie sichtbarer Weise
Aus seiner Hand empfangen.
Zur Jungfrau sich wendend.
Hier steht die Gottgesendete, die euch
Den angestammten König wieder gab,
Das Joch der fremden Tyrannei zerbrochen!
Ihr Name soll dem heiligen Denis
Gleich sein, der dieses Landes Schützer ist,
Und ein Altar sich ihrem Ruhm erheben!
VOLK.
Heil, Heil der Jungfrau, der Erretterin!
Trompeten.
KÖNIG zur Johanna.
Wenn du von Menschen bist gezeugt wie wir,
So sage, welches Glück dich kann erfreuen;
Doch wenn dein Vaterland dort oben ist,
Wenn du die Strahlen himmlischer Natur
In diesem jungfräulichen Leib verhüllst,
So nimm das Band hinweg von unsern Sinnen
Und laß dich sehn in deiner Lichtgestalt,
Wie dich der Himmel sieht, daß wir anbetend
Im Staube dich verehren.
Ein allgemeines Stillschweigen, jedes Auge ist auf die Jungfrau gerichtet.
JOHANNA plötzlich aufschreiend.
Gott! Mein Vater!
Eilfter Auftritt
Die Vorigen. Thibaut tritt aus der Menge und steht Johanna gerade gegenüber.
MEHRERE STIMMEN.
Ihr Vater!
THIBAUT.
Ja ihr jammervoller Vater,
Der die Unglückliche gezeugt, den Gottes
Gericht hertreibt, die eigne Tochter anzuklagen.
BURGUND.
Ha! Was ist das!
DU CHATEL.
Jetzt wird es schrecklich tagen!
THIBAUT zum König.
Gerettet glaubst du dich durch Gottes Macht?
Betrogner Fürst! Verblendet Volk der Franken!
Du bist gerettet durch des Teufels Kunst.
Alle treten mit Entsetzen zurück.
DUNOIS.
Rast dieser Mensch?
THIBAUT.
Nicht ich, du aber rasest,
Und diese hier, und dieser weise Bischof,
Die glauben, daß der Herr der Himmel sich
Durch eine schlechte Magd verkünden werde.
Laß sehn, ob sie auch in des Vaters Stirn
Der dreisten Lüge Gaukelspiel behauptet,
Womit sie Volk und König hinterging.
Antworte mir im Namen des Dreieinen,
Gehörst du zu den Heiligen und Reinen?
Allgemeine Stille, alle Blicke sind auf sie gespannt, sie steht unbeweglich.
SOREL.
Gott, sie verstummt!
THIBAUT.
Das muß sie vor dem furchtbarn Namen
Der in der Höllen Tiefen selbst
Gefürchtet wird! – Sie eine Heilige,
Von Gott gesendet! – An verfluchter Stätte
Ward es ersonnen, unterm Zauberbaum,
Wo schon von alters her die bösen Geister
Den Sabbat halten – hier verkaufte sie
Dem Feind der Menschen ihr unsterblich Teil,
Daß er mit kurzem Weltruhm sie verherrliche.
Laßt sie den Arm aufstreifen, seht die Punkte,
Womit die Hölle sie gezeichnet hat!
BURGUND.
Entsetzlich!