Der eiserne Gustav. Ханс Фаллада

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Der eiserne Gustav - Ханс Фаллада

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      Ihm fiel ein, wie lange es wirklich her war, daß er ernstlich körperlich gearbeitet hatte. Jetzt würde er wieder ein bißchen mit zufassen müssen. Es würde sich wieder lernen lassen, wahrscheinlich tat es dem Herzen sogar gut.

      Aber es war ja gar nicht nötig – bei fünf Pferden war nicht einmal genug Arbeit da für einen Futtermeister. Rabause hatte ähnliches gedacht. »Für den Winter ist der Stall aber für die paar Gäule zu kalt, Herr Chef«, meinte er nachdenklich. »Da müssen wir wohl 'ne Trennwand ziehen.«

      Hackendahl grunzte, er war gegen alle Bauerei, mit der man nur Geld los wurde. »Zum Winter ist der Krieg schon lange alle, da kriege ich meine Pferde von der Militärverwaltung zurück.«

      »Daß der Krieg schon vor Winter alle is, das wollen wir man lieber nich behaupten, Herr Chef«, hatte Rabause widersprochen. »Siebzig hat er auch übern Winter gedauert, und da hatten wir bloß einen Feind.«

      »Reden Sie nicht, Rabause«, hatte Hackendahl ärgerlich gesagt. »Was wissen Sie denn vom Krieg und Militär?!«

      Aber er war dann gleich aus dem Stall gegangen, die Aussicht, lange Monate nur mit fünf Pferden zu arbeiten, hatte ihn gewaltig gekränkt. Das ist ja kein Lohnfuhrunternehmen mehr, hatte er gedacht. Das ist ja auch nicht viel mehr als eine Tag- und eine Nachtdroschke. Da kann ich mir ja wohl noch selber den Lackpott aufstülpen und an den Warteplätzen lauern!

      Unschlüssig hatte er auf dem Hof gestanden. Wenn jetzt wenigstens die Droschken heimkämen! Dann könnte ich mit ihnen abrechnen, ich hätte doch was zu tun!

      Aber gleich fällt ihm wieder ein, daß es ja bloß fünf Droschken sind, da ist das Abrechnen nur ein Klacks mit der Wichsbürste, und Nachtdroschken sind auch nicht abzufertigen ...

       Da steht er, er hat nie an sich gezweifelt, und er zweifelt auch jetzt nicht an sich, aber wie leer ist er geworden! Hat er nur durch die anderen gelebt, statt, wie er meinte, die anderen durch ihn? Er weiß es nicht, er denkt auch nicht darüber nach, er weiß nur, das Leben gefällt ihm plötzlich nicht mehr. Ja, Kinder ..., denkt er. Sie gehörten ihm bisher, er belehrte und erzog sie, er gewöhnte sie an Pünktlichkeit, Fleiß, Gehorsam. Er gröbste sie an, und er war nett mit ihnen, ganz, wie Stimmung und Anlaß es mit sich brachten, aber nun waren sie fort! Sie kamen ohne ihn zurecht. Da war noch Bubi, aber mit Bubi war schwer herumzukommandieren, er war ein sehr selbständiger Pennäler, er erzählte nie etwas von der Schule.

      Dann war da noch Eva ... Eva! Plötzlich fällt Hackendahl ein, daß er Eva versprochen hat, heute noch mit ihr zu reden. Sofort macht er kehrt und steigt eilig die Treppe hinauf. Er hat eine Aufgabe gefunden, eine Beschäftigung, er ist nicht mehr leer!

      Aber oben erlebt er eine Enttäuschung, Eva ist weggegangen, sie ist nicht im Haus. Auch darüber muß er mit ihr sprechen, daß ihm dieses ständige Fortlaufen nicht paßt! Ein Kind hat zu sagen, wenn es fortgeht, wohin und warum, das ist Ordnung. Aber er kann jetzt nicht mit ihr darüber reden, sie ist fort. Wieder steht er leer da.

      »Was machst du jetzt, Bubi?«

      »Lateinisches Scriptum, Vater.«

      Hackendahl sieht das Heft etwas hilflos an. »Kannst du nicht besser schreiben? Das ist ein schreckliches Geschmier, Bubi!«

      »Och, Vater ... Unser Lateinpauker schmiert noch viel mehr, der kann seine eigene Schrift nicht lesen. Wir helfen ihm immer raten!«

      »Ganz egal, Bubi. Du mußt sauber schreiben.«

      »Jawohl, Vater!«

      Erledigt, aus. Nichts weiter zu sagen. Hackendahl wirft noch einen Blick auf das, was Heinz nun schreibt. Die Schrift scheint nicht wesentlich gegen die bisherige verändert. Aber es wird keinen Sinn haben, mit Bubi deswegen zu disputieren ...

      Hackendahl geht in die Küche.

      In der Küche sitzt Mutter beim Kaffee. Hackendahl schnuppert, natürlich ist es der für den Alltag verbotene Bohnenkaffee, statt des angeordneten Malzkaffees! Hackendahl hat es schon hundertmal gesagt, und er sagt es mit Blitzen und Donnern zum hunderterstenmal, daß er dies nicht haben will, daß er sein Geld nicht auf der Straße findet ...!

      Und zum hunderterstenmal hat Frau Hackendahl mindestens ein halb Dutzend vollgültige Entschuldigungen für die Übertretung des Verbotes: daß Otto weggefahren ist, daß sie Kopfschmerzen von der Hitze hat, daß ihr das Gejachter zur Bahn nicht bekommen ist, daß sie nur fünf Bohnen in den Malzkaffee genommen hat und so weiter. Und so weiter.

      Blitz und Donner, gut. Ein wenig erfrischt geht Hackendahl in sein Zimmer. Auf dem Schreibtisch liegt die Mappe mit den Papieren der Musterungskommission. Hackendahl fällt ein, daß darin die Zahlungsanweisung der Militärverwaltung auf eine erhebliche Summe liegt. Er sieht auf die Uhr: Jawohl, es ist noch Zeit, er kommt noch auf seine Bank. Die Mappe unter dem Arm, marschiert Hackendahl los ...

      Auf der Bank sieht es ein wenig leer aus hinter den Schaltern, aber noch begrüßt der gewohnte Angestellte Herrn Hackendahl mit der gewohnten nüchternen Höflichkeit: »Na, Herr Hackendahl, bißchen Geld holen?« Und hinter der Hand geflüstert: »Es ist eben reingekommen: Die Einlösungspflicht für Banknoten ist aufgehoben.«

      »Was heißt das?!« fragt Hackendahl, ein wenig ärgerlich. (Er ist immer ärgerlich, wenn er etwas nicht gleich versteht.)

      »Es gibt für die Banknoten kein Gold mehr. Das Gold wird aus dem Verkehr gezogen.«

      »Nun, es wird schon richtig sein«, sagt Hackendahl. »Alles, wie es die Regierung anordnet. Ich habe meine Gäule auch abliefern müssen.«

       Und er schiebt die Zahlungsanweisung über den Tisch.

      Der Angestellte sieht sie an. »Ein schöner Betrag«, sagt er anerkennend. »Aber es waren sicher auch schöne Pferde? Auf Kontokorrent, Herr Hackendahl? Vorläufig – natürlich, ich verstehe schon. Vielleicht später ein paar Papiere kaufen, ich glaube, gute Papiere werden bald billig zu haben sein, die Leute verkaufen!«

      »Ich werde es mir überlegen«, sagt Hackendahl. Und ganz plötzlich: »Vielleicht kaufe ich mir lieber ein paar Autotaxen ...«

      Es war ihm plötzlich so eingefallen. Nicht, daß solcher Kauf etwa wirklich in Frage kam. Aber man konnte ja einmal hören, wie solch ein Bankmensch darüber dachte ...

      Natürlich war der Mann Feuer und Flamme. »Ausgezeichnete Idee, Herr Hackendahl!« sagte er beifällig. »Sie sind ein wirklich fortschrittlicher Mann. Das Pferd ist tot, ein Auto ist viel schicker!«

      »Wenn das Pferd tot wäre, hätte die Militärverwaltung wohl nicht soviel dafür bezahlt, junger Mann!« sagte Hackendahl ein wenig grimmig. »Warum sind Sie denn eigentlich noch nicht bei den Soldaten?«

      »Vorläufig bin ich noch von meiner Bank reklamiert«, antwortete der junge Mann wichtig, »Unabkömmlich!«

      Er sagte das »Unabkömmlich« recht geschwollen, fand Hackendahl.

      »Na denn Mahlzeit!« sagte Hackendahl und ging.

      Ekelhafter Kerl! dachte er. Wichtigtuer! schalt er.

      An die Litfaßsäulen klebten sie schon die Bekanntmachung, daß Banknoten nicht mehr in Gold umgewechselt wurden. Es war bestimmt gleichgültig. Er hatte nie daran gedacht, mit seinen Scheinen zur Reichsbank

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