Die Dubharan. Norbert Wibben

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Die Dubharan - Norbert Wibben Eila - Die Leuchtende

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darauf hört sie etwas, das wie »Dealanach« klingt. Ein erneuter Blitz erhellt den Keller, von dem der dunkle Kämpfer getroffen wird. Anschließend hört sie aus der Richtung noch »Portaro«.

      Jetzt ist alles ruhig im Keller. Auch das Kribbeln in ihrem Nacken ist verschwunden.

      »Sind die beiden fort? Ist sie die Gefahr vorbei? War sie wirklich bedroht?«

      Nach einiger Zeit kann Eila in der Kellerbeleuchtung durcheinander geworfene Vorräte und zerstörte Regale erkennen. Das Zischen, die dunkle Gestalt und der weiße Kämpfer sind verschwunden. Nur eine dunkle, etwas rauchende Stelle ist noch zu sehen, dort hatte der schwarze Kämpfer zuletzt gestanden.

      Sie will so schnell wie möglich aus dem Keller, sehnt sich nach der Beruhigung durch ihren Großvater. Eila möchte dringend eine Erklärung für das gerade erlebte bekommen, aber sie kann nicht aus dem Boden »auftauchen«.

      Panik steigt wieder in ihr auf: »Wer war das, was ist hier passiert, warum kann ich nicht gehen?«

      Sie zwingt sich zur Ruhe: »Denk’ nach. Es muss eine logische Erklärung geben.

      Was ist alles geschehen, was hast du gesagt und was hast du gehört?«

      In ihrer Angst hatte sie die Worte ausgesprochen, die in ihrer Erinnerung aufgetaucht waren. Langsam formen sich weitere Teile aus der Geschichte in ihrem Kopf. »Incantamentum cuddio diogelu« sind darin magische Worte. Sie wurden genutzt, wenn sich eine Person für andere unsichtbar im Erdreich verstecken und gleichzeitig einen Schutz für sich aktivieren wollte. Aufgehoben wurde dieser Zauber durch andere Worte, aber welche waren das nur? Diese Worte kamen ganz bestimmt auch in der damaligen Geschichte vor. Obwohl sie jetzt dringend von ihr benötigt werden, kann sie sich aber nicht erinnern! Die Gedanken rasen in ihrem Kopf.

      Halt, was hatte sie gerade gehört, kurz bevor der Spuk vorbei war? Richtig, es klang nach einem lateinischen Wort. Latein kennt Eila aus der Schule. Auch eines der vorhin von ihr genutzten Worte ist lateinisch.

      Kann mit Worten aus dieser und aus anderen Sprachen Zauberei bewirkt werden? Warum passiert dann in der Schule beim Lateinunterricht nichts Dergleichen?

      Eila überlegt lange, welche Worte sie wählen soll. Falls sie Pech hat wird ihre Situation möglicherweise schlimmer. Vielleicht wirkt jetzt jedes von ihr gesprochene Wort magisch?

      »Ich muss aber etwas versuchen«, denkt Eila. Sie kneift die Augen zu und spricht: »Incantamentum finito«. Sie hält kurz den Atem an. Nichts passiert. Trotz der stärker werdenden Angst versucht sie es mit einer kleinen Änderung noch einmal: »Incantamentum inhibeo«. Ihre Haare knistern und leuchten erneut kurzzeitig mit einem rotgoldenen Schimmer an den Spitzen.

      Sie kann sich wieder bewegen und ist völlig unverletzt!

      Eila hastet die Stiege hinauf und eilt durch den Korridor ins Wohnzimmer zum Großvater. Er sitzt in seinem Lieblingsohrensessel und ist mit einem aufgeschlagenen Buch im Schoß eingenickt. Er hat nichts von dem Lärm gehört!

      Eilas Großvater Brian sieht mit seinem verwittertem Gesicht sehr charakteristisch aus. Es ist lang und hager mit einer Adlernase. Wenn Brian wach ist, lächeln einen ein Paar freundliche, aber auch etwas listig blickende, blau-graue Augen an. Jetzt sind geschlossene Lider mit feinen blauen Äderchen in den tiefen Höhlen unter überhängenden, buschigen Brauen zu sehen. Haar und Bart sind weiß, ebenso die Augenbrauen. Wenn Brian sich aufrichtet, ist er ein großer, mittlerweile aber etwas gebeugt gehender Mann.

      Eila weckt ihn und erzählt aufgeregt das soeben Erlebte, wobei der Großvater immer beunruhigter wird. Trotzdem wirkt er nach außen ruhig. Er betrachtet Eila, die mit Spuren von Erde und Spinnweben von den Wänden des Kellers verschmutzt ist. Auch im Gesicht hat sie Schmutzstreifen, aber verletzt ist sie nicht.

      Sie gehen zuerst etwas zögernd, gemeinsam nach unten in den Keller, danach vor und neben das Haus. Sie betrachten forschend die vorhandenen Spuren. Die Untersuchungen zeigen, dass sie es mit vorsichtigen und erfahrenen Einbrechern zu tun haben müssen, denn der Kiesweg zeigt keinerlei Fußstapfen. Nur unter dem Badezimmerfenster sind ein paar tiefere Eindruckstellen zu sehen. Ohne Zweifel ist von hier jemand ins Haus eingestiegen. Die Kampfspuren im Keller zeigen eindeutig, dass es sogar zwei gewesen sind. Aber warum im Keller, da gibt es doch höchstens Kartoffeln oder andere Vorräte zu holen? Und warum hatten sie miteinander gekämpft?

      Eila erinnert den Großvater an die Blitze und wiederholt die gehörten und die von ihr benutzten Worte. Brian eilt darauf mit Eila ins Wohnzimmer und sucht im Schreibtisch.

      »Wo ist Großmutters Armreif?«, fragt er aufgeregt.

      »Ist dies der Armreif?«, antwortet Eila und zeigt ihr linkes Handgelenk. Ihr Arm ist eng von einem bronzenen, fingerbreiten, schlichten Reif umschlossen. Bis auf eine strahlende Sonne ist keine Verzierung darauf. Er blickt sie an.

      »Genau, das ist er. Wann hast du den denn angelegt?«

      Eila blickt etwas unsicher.

      »Ich fand ihn heute Morgen, als ich die gestern Abend benutzte Lupe wieder in eine der Schubladen des Schreibtisches zurücklegen wollte. Der Armreif sieht so hübsch aus, dass ich ihn probehalber anlegte. Ich klappte den zweiteiligen Reif um mein Handgelenk zusammen. Es war ein leises klickendes Geräusch zu hören. Gleichzeitig schien der Armreif kurzzeitig etwas Wärme abzugeben. Ich bekam den Verschluss nicht wieder geöffnet und wollte dich später danach fragen.«

      Brian steht ruhig da und überlegt einige Zeit. Schließlich nimmt er einen seltsamen Gegenstand aus Bronze aus einer der Schubladen. Zum Teil sieht er wie ein altmodischer Brieföffner aus. Der Griff ist aber wie ein Monokel geformt, das einen weißen Kristall einfasst. Nun sucht er in den Bücherregalen, nimmt nacheinander zwei alte, dicke Bücher heraus und legt sie auf den ovalen Tisch.

      Brian hält die Messerseite des Brieföffners an das Gelenk des Armreifs und murmelt: »Aperio«. Der Reif ist für einen kurzen Moment etwas warm, ein Klack ist zu hören und der Verschluss ist geöffnet.

      Eila staunt ihren Großvater ungläubig an: »War das jetzt — Magie? Du hast den Armreif doch kaum berührt.«

      »So etwas in der Art«, entgegnet er. »Ich werde gleich eine Erklärung versuchen, dabei hilft mir das Buch«, lächelt er. »Habe also etwas Geduld.«

      Beide setzen sich an den Tisch. Eila ist aufgeregt, während Brian bedächtig in dem ersten Buch zu blättern beginnt. Ziemlich weit hinten schlägt er es dann auf. Eila erkennt verschiedene Symbole, die wie alte Zeichen aussehen. Es sind Runen, gefolgt von längeren Textpassagen. Brian nimmt erneut den Brieföffner. Er hält diesmal den Griff mit dem Kristall an den Armreif.

      »Kannst du die Runen auf beiden Innenseiten erkennen?«, fragt er.

      Tatsächlich erscheinen dort nach kurzer Zeit mehrere der im Buch dargestellten Runen. Aufgeregt zeichnet Eila die Symbole auf ein Blatt Papier. Danach vergleichen beide die Zeichen mit den Symbolen im Buch und lesen die zugehörigen Texte. Nach längerem Rätseln, Interpretieren, Verwerfen und wieder Probieren, sind beide sicher, dass folgende Übersetzung die richtige ist:

      Der Armreif stärkt den Auserwählten,

      der Armreif schadet jedem Anderen.

      Großvaters Augen glänzen und seine Wangen sind, genau wie Eilas, leicht gerötet.

      »Was bedeutet das«,

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