Nana. Emile Zola

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Nana - Emile Zola

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ist denn da?«

      »Oh, niemand!« warf das Dienstmädchen nachlässig hin. »Ein niedliches, junges Bürschchen … Ich habe ihn erst wegschicken wollen, aber er ist so allerliebst, noch ohne jedes Barthaar, und hat so hübsche blaue Augen und eine wahre Mädchenfigur, daß ich ihm zuletzt doch gesagt habe, er solle warten … Er hält ein riesiges Bukett in der Hand, das er unter keinen Umständen weglegen will … Ein grüner Junge, der ruhig noch hinter der Schulbank sitzen sollte! Schläge sollte er bekommen!«

      Madame Lerat holte sich eine Karaffe Wasser, um sich einen Grog zu brauen; die Kognakzuckerstückchen hatten ihr ganzes Wesen verändert. Zoé murmelte, daß sie gleich selber ein Glas davon trinken wolle, ihr sei es gallebitter im Munde.

      »Wo haben Sie denn den Jüngling untergebracht?«

      »Ach, in dem Kabinett hinten, in dem kleinen Zimmer, das noch nicht möbliert ist … Es steht ein Koffer von Madame drinnen und ein Tisch … Dorthinein praktiziere ich stets die Gimpel.«

      Sie warf sich eben ein tüchtiges Stück Zucker in ihr Glas Grog, als die elektrische Glocke sie abermals rief. Es war doch niederträchtig! Nicht einmal einen ruhigen Schluck konnte man trinken! Das versprach etwas, wenn das Gebimmel schon wieder anging! Indessen eilte sie hinaus, um zu öffnen. Als die Maloir sie bei ihrer Rückkehr fragend anschaute, meinte sie:

      »Bah, nichts, nur ein Bukett!«

      Alle drei erquickten sich an dem Grog, während sie einander gegenseitig zuprosteten. Plötzlich ertönten zwei neue Glockenschläge, als Zoé endlich den Tisch abräumte und die Schüsseln eine nach der andern auf den Spültisch stellte. Zweimal aber noch wiederholte sie geringschätzig:

      »Nichts, nur ein Bukett!«

      Während die beiden Alten dann zweimal abhoben, hörten sie lachend der Erzählung Zoé zu, was für ein Gesicht die im Vorzimmer sitzenden Gläubiger gemacht hätten, als die Blumen ankamen. Madame werde die ganze Ankleidetoilette voller Blumen finden. Schade, daß der Kram so teuer sei und daß man keine zehn Sou daraus lösen könne. Im Grunde sei es eben doch hinausgeworfenes Geld.

      »Ich wäre zufrieden«, meinte die Maloir, »wenn ich jeden Tag das Geld hätte, das die Pariser Männerwelt auf Blumen für die Frauenzimmer ausgibt.«

      »Hm, das glaube ich wohl«, erwiderte die Lerat, »Sie sind gar nicht so dumm! Das wäre ein hübsches Nadelgeld … Übrigens, meine Liebe, sechzig in Damen.«

      Zehn Minuten fehlten noch auf vier Uhr. Zoé war verwundert; sie konnte nicht verstehen, weshalb ihre Herrin so lange ausblieb. Wenn sie sonst am Nachmittag ausgehen mußte, war sie immer kurz und bündig und geschwind fertig. Aber Madame Maloir erklärte, daß man das nicht immer so einrichten könne, wie man gern wolle. Gewiß gebe es manchen Widerhaken im Leben, meinte die Lerat. Das beste sei, zu warten: wenn sich ihre Nichte verspäte, so sei sie eben durch irgendwelche Verrichtungen zurückgehalten, das sei doch klar.

      Die Glocke läutete abermals. Als Zoé wieder in die Küche trat, war sie ganz aus dem Häuschen.

      »Kinder, denkt euch, der dicke Steiner!« rief sie, die Stimme dämpfend, noch in der Tür. »Er selbst in eigener Person! Ich habe ihn in den kleinen Salon geführt.«

      Nun sprach die Maloir von dem Bankier, den die Lerat nicht kannte. Sollte er am Ende gar Lust haben, Rose Mignon sitzenzulassen? Zoé schüttelte den Kopf, sie verstand sich auf solche Dinge. Aber schon mußte sie wieder zur Tür eilen.

      »Na, das ist eine schöne Brühe!« meinte sie, als sie zurückkam. »Da ist der Mulatte gekommen! Ich hab' ihm sicher zehnmal gesagt, Madame sei ausgegangen, er hat sich aber im Schlafzimmer festgesetzt … Wir erwarteten ihn erst gegen Abend.«

      Ein Viertel auf fünf war es, und Nana war noch nicht da. Was konnte sie denn vorhaben! Das war doch wahrlich nicht zu fassen. Noch zwei Buketts wurden abgegeben. Zoé, der die Geschichte langweilig zur werden anfing, schaute nach, ob noch etwas Kaffee dawar. Ei ja, die Damen hätten zu guter Letzt gern noch ein Täßchen Kaffee geschlürft, das würde die Lebensgeister wieder ein bißchen aufwecken; sie schliefen, auf die Sessel gehockt, ja beinahe schon ein bei dem fortwährenden Kartennehmen und Kartengeben. Es schlug halb. Ganz entschieden war Madame etwas zugestoßen. Plötzlich vergaß sich die Maloir und meldete mit ganz lauter Stimme:

      »Ich habe fünfhundert! Die große Quinta in Trumpf!«

      »Halten Sie doch den Schnabel!« schrie Zoé zornig. »Was sollen denn all die Herren vorn denken?«

      In das leise Gemurmel der beiden sich streitenden Weiber drang von der Dienstbotentreppe her ein Geräusch von raschen Schritten. Endlich kam Nana.

      »Na, da bist du ja! Gut, daß kein Unglück geschehen ist!« sagte die Lerat, die noch immer den Ärger über die fünfhundert Points der Maloir nicht überwunden hatte, mit zusammengekniffenen Lippen. »Du kannst dir was einbilden auf die Masse Menschen, die sich deinetwegen hierherpflanzen!«

      »Madame ist wirklich nicht gescheit!« setzte Zoé hinzu.

      Nana, die ohnehin schon mißgestimmt war, geriet infolge dieser Vorwürfe ganz außer sich. Nach der widerwärtigen Affäre, die sie eben erst durchgemacht hatte, nun hier solch ein Empfang!

      »Laßt mich in Ruhe, versteht ihr!« schrie sie.

      »Pst, Madame, es sind Leute drinnen!« sagte die Zofe.

      Hierauf keuchte Nana, sprach aber schon leiser:

      »Ihr glaubt wohl, daß ich mich amüsiert habe? Das nahm überhaupt kein Ende! Ich hätte was drum gegeben, euch dort zu sehen! Ich habe gekocht, ich hätte am liebsten Ohrfeigen ausgeteilt … Und keine Droschke für die Rückfahrt zu kriegen. Zum Glück ist's nicht weit. Macht aber nichts, ich bin fürchterlich gerannt.«

      »Du hast doch Geld?« fragte die Tante.

      »Na, welche Frage!« versetzte Nana.

      Sie hatte sich auf einen Sessel gesetzt, und ohne Atem zu schöpfen, zog sie aus ihrem Leibchen ein Kuvert, darin vier Hundertfrankennoten steckten. Man sah sie durch einen weiten Spalt, den sie mißtrauisch mit dem Finger gerissen hatte, um sich der Richtigkeit des Inhalts zu versichern. Die drei Frauen um sie her schauten starr auf das Papier, das sie in ihren kleinen behandschuhten Fingern hielt. Es sei zu spät geworden, hieß es, Madame Lerat werde erst am folgenden Tag nach Rambouillet fahren können. Nana erging sich in weitläufigen Auseinandersetzungen.

      »Madame, es sind Leute drinnen, die schon lange warten«, wiederholte die Zofe.

      Aber Nana vertiefte sich neuerdings in das Gespräch mit Madame Lerat. Die Leute konnten ja warten. Sie wollte ja kommen, gleich, sobald sie nichts mehr zu tun hatte; und als ihre Tante die Hand nach dem Geld ausstreckte, wehrte sie ihr mit den Worten:

      »Ach, nicht doch, meine Liebe! Dreihundert Franken bekommt die Amme, fünfzig Franken für dich für die Reise und sonstige Auslagen, das macht dreihundertfünfzig … Fünfzig Franken behalte ich für mich!«

      Die Hauptschwierigkeit war nun, Kleingeld zu bekommen. Es waren keine zehn Franken im Hause. An Madame Maloir, die ohne Interesse zuhörte, brauchte man sich gar nicht erst zu wenden, man wußte, daß sie nie mehr bei sich zu haben pflegte als die zehn Sou für den Omnibus. Endlich mischte sich Zoé in das Gespräch, indem sie meinte, sie wolle in ihrem Koffer nachsehen, und nach wenigen Augenblicken brachte sie die hundert Franken in Hundertsoustücken herbei. Man

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