Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 1. Jules Verne

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Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 1 - Jules Verne gelbe Buchreihe

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fand, sich gegen die Diebesgelüste des Wilden zu wehren. Zwei große, mit je dreißig Ruderern bemannte Piroggen machten Miene, die Schaluppen anzugreifen. Diese kamen ihnen indes zuvor, doch entspann sich, als sie ans Land stießen, noch ein Scharmützel, bei dem die, durch die große Übermacht bedrängten Engländer selbst von ihren Feuerwaffen Gebrauch machen mussten. Drei oder vier der Insulaner blieben auf dem Platze.

      Am nächsten Tage gingen einige Matrosen und von den Skorbut-Kranken die, welche die Hängematten zu verlassen vermochten, ans Land. Erschreckt durch die am Tage vorher erhaltene Lektion, hielten sich die Eingeborenen verborgen, während die Engländer Kokosnüsse pflückten und andere antiskorbutische Pflanzen einsammelten. Diese Stärkungsmittel gewährten der erschöpften Mannschaft eine so prompte Hilfe, dass nach wenig Tagen kein einziger Kranker mehr an Bord war. Papageien, sehr schöne und äußerst zahme Tauben bildeten nebst wenig anderen Vogelarten die ganze Fauna der Insel, die den Namen „König Georg's-Land“ erhielt. Eine bald darauf entdeckte Insel taufte man „Prince de Gallas“. Alle diese Eilande gehörten zu dem Pomotu-Archipel und werden auch „die niedrigen Inseln“ genannt, ein Name, den sie mit Recht verdienen.

      Am 21. zeigte sich eine neue Inselkette, mit einem Gürtel von schäumender Brandung. Byron verzichtete darauf, von derselben eingehendere Kenntnis zu nehmen, da die Landung mehr Gefahr bot, als sie Vorteil versprach. Er nannte sie „die Inseln der Gefahr“.

       Sechs Tage später wurde die Herzog-Yorks-Insel entdeckt. Die Engländer fanden hier keine Bewohner, sammelten aber zweihundert Kokosnüsse, die ihnen von unschätzbarem Werte schienen. Weiterhin unter 1° 18' südlicher Breite und 173° 46' westlicher Länge erhielt eine isolierte, östlich vom Gilbert-Archipel gelegene Insel den Namen Byron's. Die Hitze wurde hier wahrhaft unausstehlich, und fast alle, von der weiten Fahrt erschöpften Matrosen, welche nur unzureichende, ungesunde Nahrung hatten und halbverdorbenes Wasser trinken mussten, erlagen bald einer leichten Dysenterie.

      Am 28. Juli endlich hatte Byron die Freude, die Inseln Saypan und Tinian aufzufinden, welche zu dem Archipel der Mariannen oder Ladronen gehören, und er warf an derselben Stelle Anker, wo vor ihm Lord Anson mit der „CENTURION“ gelegen hatte.

      Sofort wurden Zelte für die Skorbut-Kranken errichtet. Fast alle Matrosen waren von dieser schrecklichen Krankheit befallen und einige nahe dem Ende ihrer Kräfte. Der Befehlshaber unternahm es gleich anfangs, in die dichten, bis zum Strande herabreichenden Wälder einzudringen, um die herrlichen Gefilde aufzusuchen, von denen man im Berichte von Lord Anson's Capellan so entzückende Schilderungen liest. Wie weit entfernt aber blieben sie von der Wirklichkeit, diese enthusiastischen Beschreibungen! Nach allen Seiten erstreckten sich nur undurchdringliche Gehölze, verworrene Pflanzendickichte oder Brombeer- und andere stacheliche Sträucher, welche man nicht durchdringen konnte, ohne sich bei jedem Schritte die Kleider zu zerreißen. Gleichzeitig fielen ganze Wolken von Moskitos über die Leute her und zerstachen sie jämmerlich. Essbares Wild war selten, schwer zu erlangen, das Wasser abscheulich und die Reede endlich in dieser Jahreszeit so gefährlich, wie nur eine sein kann.

       Der beabsichtigte Aufenthalt begann also unter schlechten Aussichten. Doch entdeckte man zuletzt noch Limonen, bittere Orangen, Goyaven, Kokosnüsse, Brot- und andere Früchte. Lieferten diese Bodenerzeugnisse einerseits die erwünschtesten Heilmittel für die Skorbut-Kranken, so erzeugte doch die, mit sumpfigen Ausdünstungen geschwängerte Luft so verderbliche Fieber, dass zwei Matrosen daran zu Grunde gingen. Dabei strömte ein unablässiger Regen herab und die Hitze wurde unerträglich. „Ich war auf der Küste von Guinea“, sagt Byron, „in Ostindien, auf der unter dem Äquator liegenden Insel St. Tomas, aber nirgends habe ich eine so entsetzliche Hitze angetroffen.“

      Wenigstens konnte man sich hier aber leicht mit Geflügel und wilden Schweinen im durchschnittlichen Gewicht von 200 Pfund, reichlich versorgen, doch musste das Fleisch an Ort und Stelle verzehrt werden, da es schon nach einer Stunde zu faulen begann. Die Fische endlich, welche man hier an der Küste fing, waren so ungesund, dass alle, die davon, selbst nur mäßig aßen, sehr ernstlich erkrankten und wirklich in Lebensgefahr kamen.

       Nach neunwöchentlichem Aufenthalte verließen die beiden Schiffe am 1. Oktober, reichlich versehen mit Stärkungs- und Nahrungsmitteln, die Reede von Tinian wieder. Byron gelangte nach der schon von Anson gesehenen Insel Anatacan und steuerte immer weiter nach Norden, um womöglich den Nordost-Monsun zu erreichen, bevor er nach den Bashers kam, einem Archipel im äußersten Norden der Philippinen. Am 22. bekam er die Insel Grafton, die nördlichste jener Gruppe in Sicht, und erreichte am 3. November die Insel Timoan, welche Dampier schon als eine Örtlichkeit bezeichnet hatte, wo man sich leicht mit allerlei Nahrungs- und Erfrischungsmitteln versorgen könne. Die der malaiischen Rasse angehörigen Einwohner aber wiesen die Äxte, Messer und eisernen Instrumente, welche man ihnen als Tauschobjekte für Geflügel anbot, mit Nichtachtung zurück. Sie wollten Rupien haben. Zuletzt begnügten sie sich indessen doch noch mit einigen Taschentüchern als Preis für ein Dutzend Stück Federvieh, eine Ziege und deren Zicklein. Zum Glück erwies sich der Fischfang sehr ergiebig, denn es war fast unmöglich, sich stets frische Nahrungsmittel zu beschaffen.

      Byron ging also am 7. November wieder unter Segel, passierte Poulo-Contor in weiter Entfernung und ankerte einmal bei Poulo-Toya, wo er eine Sloop mit holländischer Flagge, aber rein malaiischer Besatzung antraf. Dann erreichte er Sumatra, hielt sich längs dessen Küste und warf am 28. November Anker vor Batavia, dem Hauptsitz der holländischen Herrschaft in Ostindien.

       Auf der Reede lagen hier noch mehr als hundert große und kleine Schiffe, so sehr stand jener Zeit der Handel der Indischen Compagnie in Blüte. Die Stadt selbst erfreute sich damals des höchsten Glanzes. Ihre breiten, wohl angelegten Straßen, die sehr gut unterhaltenen und mit prächtigen Bäumen besetzten Kanäle und die gleichmäßigen Häuser verliehen ihr einen Anblick, der sehr lebhaft an die Städte der Niederlande erinnerte. Portugiesen, Chinesen, Engländer, Holländer, Perser und Malaien belebten die Promenaden und die Geschäftsgegenden der Stadt; Feste, Empfangsfeierlichkeiten und Vergnügungen jeder Art erweckten in jedem Fremden eine hohe Vorstellung von ihrem Wohlstande und erhöhten den Reiz des Aufenthaltes hierselbst. Der einzige Übelstand – für Seeleute, welche eine so lange Reise hinter sich hatten, freilich nicht der kleinste – war die Ungesundheit des Ortes, wo die Fieber nie aufhören. Da Byron diese Verhältnisse kannte, beeilte er sich, neuen Proviant zu erhalten, und lichtete schon nach zwölftägigem Aufenthalte wieder die Anker.

      Trotz der Kürze dieser Rast hatte sie doch schon zu lange gewährt. Kaum waren die Fahrzeuge durch die Sunda-Straße gekommen, als ein heftiges putrides Fieber die Hälfte der Mannschaft auf das Lager warf und drei Matrosen sogar tötete.

      Nach achtundvierzigtägiger Reise bekam Byron die Küste Afrikas in Sicht und ging drei Tage später in der Tafelbay vor Anker.

      Die Stadt am Kap lieferte alles, was er brauchte, Lebensmittel, Wasser, Arzneien, alles wurde mit einer Eile verladen, welche sich nur durch die Sehnsucht nach der Heimkehr erklärt, und endlich richtete man nun die Schiffsschnäbel nach den Gestaden der Heimat.

      Nur zwei Ereignisse unterbrachen die eintönige Fahrt über den Atlantischen Ozean.

      „Auf der Höhe von St. Helena, sagt Byron, erhielt das Schiff plötzlich bei schönstem Wetter, günstigem Winde und in weiter Entfernung vom Lande einen so harten Stoß, als sei es auf eine Bank aufgefahren. Die Heftigkeit der Bewegung brachte uns alle auf die Beine und wir eilten schleunigst auf Deck. Da sahen wir das Meer sich im weiten Umkreise blutig färben, was unsere Befürchtungen bald zerstreute. Wir schlossen daraus, dass wir auf einen Wal oder ein ähnliches Seesäugetier gestoßen wären und unser Schiff wahrscheinlich ohne Beschädigung davongekommen sei, was sich auch bestätigte.“

       Einige Tage später befand sich die „TAMAR“ in einem so schlechten Zustande und hatte vorzüglich am Steuerruder so schwere Havarien erlitten, dass man eine Maschinerie erfinden musste, dasselbe einstweilen zu ersetzen, und sich genötigt

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