Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 1. Jules Verne
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Die „DUC“ und die „DUCHESSE“ verließen Puerto-Seguro am 12. Januar 1710 und landeten zwei Monate später bei der Insel Guaham, einer der Mariannen. Hier nahmen sie Lebensmittel ein und erreichten dann, durch die Straßen von Butan und Saleyer segelnd, Batavia. Nach längerem, unfreiwilligem Aufenthalt in dieser Stadt und am Cap der Guten Hoffnung ankerte Rodgers am 1. Oktober bei Dunes.
Obwohl er sich nicht des Näheren über die heimgebrachten Schätze auslässt, kann man sich von denselben doch eine hinlängliche Vorstellung machen, wenn man Rodgers von den Barren und Speisegeschirren aus Gold und Silber reden hört, über die er seinen glücklichen Reedern Rechnung ablegt. –
Admiral Georges Anson
Auch die Fahrt des Admiral Anson, welche wir im Nachfolgenden schildern, gehört zu der Kategorie der Kaperzüge; sie beschließt aber die Reihe jener Seeräuber-Expeditionen, welche die Sieger entehren, ohne die Besiegten zu vernichten. Bereichert auch der Genannte die Erdkunde selbst nach keiner Seite, so enthält sein Bericht doch viele verständige Betrachtungen und interessante Beobachtungen aus sehr wenig bekannten Gebieten. Dieselben rühren übrigens nicht, wie der Titel meldet, von Richard Walter, dem Kaplan der Expedition, sondern nach Nichol's „Literary anecdotes“ von Benjamin Robins her.
Georges Anson ward im Jahre 1697 in Staffordshire geboren. Seemann von Kindheit auf, wusste er sich bald bemerkbar zu machen. Er genoss den Ruf eines geschickten und glücklichen Schiffsführers, als er 1739 den Befehl über ein, aus der „CENTURION“ mit 60 Kanonen, der „GLOCESTER“ mit 50, der „SEVERE“ mit gleichviel, der „PERLE“ mit 40, der „WAGER“ mit 28 Kanonen, der Schaluppe „TRIAL“ und zwei Transportschiffen für Lebensmittel und Schießbedarf bestehendes Geschwader übernahm. Außer einer Mannschaft von 1.460 Köpfen führte diese Flotte noch 470 Invaliden oder Marinesoldaten mit sich.
Am 18. September 1740 verließ die Expedition England und ging über Madeira, die Insel Santa Katarina nahe der Küste Brasiliens, ferner über den Hafen St. Julien durch die Lemaire-Straße.
„Wie abschreckend auch der Anblick von Feuerland wirken mag, sagt der Bericht, der von Staatenland übertrifft ihn doch noch bedeutend. Hier besteht die Küste nur aus einer Reihe unübersteiglicher Felsen, über welche noch scharfe Spitzen hinausragen und die bei ihrer außerordentlichen Höhe unter einer Decke ewigen Schnees verborgen liegen. Nur schauerliche Schlünde unterbrechen zuweilen die Steinmauer. Kaum vermag man sich etwas Traurigeres und Wilderes vorzustellen als diese Küste.“
Kaum traten die letzten Schiffe aus der Meerenge heraus, als das Geschwader von häufigen Böen, Windstößen und Stürmen überfallen wurde, so dass die erfahrensten Matrosen gestanden, noch niemals derartige Orkane erlebt zu haben. Dieses abscheuliche Wetter hielt sieben Wochen ohne Unterlass an. Es bedarf wohl kaum einer Erwähnung, dass die Flotte dabei namhafte Havarien erlitt und eine Menge Matrosen verlor, welche teils durch die Wellen über Bord gespült, teils von Krankheiten dahingerafft wurden, die sich in Folge fortwährender Feuchtigkeit, wie der ungesunden Nahrung entwickelten.
Zwei Schiffe, die „SEVERE“ und die „PERLE“, versanken, vier andere wurden außer Sicht verschlagen. Anson konnte in Valdivia, das im Fall einer Trennung als Sammelplatz bestimmt war, nicht einlaufen. Weit darüber hinaus verschlagen, gelang es ihm erst bei Juan Fernandez, wo er am 9. Juni eintraf, ans Land zu gehen. Die „CENTURION“ bedurfte eines Zufluchtsortes am nötigsten. Vierundzwanzig Mann von ihrer Besatzung waren umgekommen, sie entbehrte des Trinkwassers und der Skorbut wütete dermaßen unter ihrer Mannschaft, dass kaum zehn Mann zum Beziehen der Wachen fähig waren. Drei andere Fahrzeuge in nicht minder schlechtem Zustande trafen ebenfalls bald hier ein.
Jetzt galt es zuerst den erschöpften Leuten Erholung zu gönnen und die empfindlichsten Schäden der Schiffe auszubessern. Anson führte die Kranken ans Land und brachte sie an einer wohlgeschützten Stelle in freier Luft unter; dann durchstreifte er, gefolgt von den kräftigsten Matrosen, die Insel in allen Richtungen, um deren Reeden und Küsten aufzunehmen. Der beste Ankerplatz wäre – nach Anson – die Cumberland-Bay. Der südöstliche Teil von Juan Fernandez – eine kleine Insel von beiläufig fünf Meilen Länge auf zwei der Breite – ist trocken, steinig und baumlos, das Land tiefliegend und im Verhältnis zur Westküste sehr eben. Kresse, Portulak, Orseille, Steckrüben, sizilische Rüben u. dgl. wucherten hier in Überfluss, ebenso wie Hafer und Klee. Anson ließ Möhren und Lattich säen, auch Pflaumen-, Aprikosen- und Pfirsichkerne stecken. Er überzeugte sich, dass die vielen Böcke und Ziegen, welche frühere Büffeljäger hier zurückgelassen und die sich erst stark vermehrt hatten, jetzt nur weit minderzählig vorhanden waren. Die Spanier hatten nämlich, um ihren Feinden diese schätzbare Hilfsquelle versiegen zu machen, hier eine Menge halbverhungerter Hunde ausgesetzt, welche auf die Ziegen Jagd machten und deren eine solche Anzahl verzehrten, dass zu jener Zeit kaum noch zweihundert vorhanden waren.
Der Chef des Geschwaders – denn so wird Anson in dem Berichte stets bezeichnet – ließ auch die etwa fünfundzwanzig Meilen von Juan Fernandez entfernte Insel Mas-a-fuero untersuchen. Kleiner als jene ist sie doch waldreicher, besser bewässert und beherbergt weit mehr Ziegen.
Gegen Anfang Dezember hatten sich die Mannschaften so weit erholt, dass Anson daran dachte, nun seinem eigentlichen Ziele, dem Kaperkrieg gegen die Spanier, näher zu treten. Er erbeutete zuerst etliche Schiffe mit kostbaren Waren und Goldbarren und legte die Stadt Pacta in Asche. Die Spanier selbst schätzten ihren hierdurch erlittenen Verlust auf anderthalb Millionen Piaster.
Nun begab sich Anson nach der Bay von Quiba, in der Nähe von Panama, um der Gallion aufzulauern, welche die Schätze der Philippinen alljährlich nach Acapulco überbringt. Begegneten die Engländer hier auch keinem einzigen Bewohner, so fanden sie doch, neben einigen elenden Hütten, große Haufen von Muscheln und schöner Perlmutter, welche die Fischer von Panama den Sommer über hier liegen zu lassen pflegen. Unter den reichlichen, an diesem Orte vorhandenen Nahrungsmitteln verdienen besonders die Riesenschildkröten hervorgehoben zu werden, welche gewöhnlich zweihundert Pfund wiegen und die man auf höchst eigentümliche Weise einfängt. Zeigt sich nämlich eine solche schlafend auf der Wasseroberfläche, so taucht ein geübter Schwimmer unter derselben unter, erfasst beim Wiederauftauchen deren Schale nahe dem Schwanze und sucht sie herabzuziehen. Dadurch erwacht jene und beginnt sich zu wehren, hält aber ebendabei den Menschen so lange über Wasser, bis Boote herankommen, um beide aufzunehmen.
Nach ziemlich fruchtloser Kreuzfahrt sah sich Anson genötigt, drei spanische Schiffe, die er genommen und bemannt hatte, zu verbrennen. Nach Verteilung ihrer Besatzung und Ladung auf die „CENTURION“ und „GLOCESTER“, die beiden einzigen noch übrigen Schiffe des Geschwaders, beschloss Anson am 5. Mai 1742, nach China zu segeln, wo er Verstärkung und Proviant zu finden hoffte. Zu dieser vorher auf etwa sechzig Tage berechneten Überfahrt brauchte er aber volle vier Monate. In Folge eines heftigen Sturmes sprang die „GLOCESTER“ leck und musste, bei der Unmöglichkeit,