Kleine Novellen. Уилки Коллинз
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Читать онлайн книгу Kleine Novellen - Уилки Коллинз страница 18
»Und ein prächtiges Haus und Gelände« fuhr Cosway fort.
Der kräftige Herr wiederholte den unartikulierten Ton.
Cosway begann dies unterhaltend zu finden. War dieser seltsame alte Mann taubstumm?
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie angeredet habe« fuhr Cosway fort. »Ich fühle mich wie ein Fremder hier. Hier sind so viele Leute, die ich nicht kenne.«
Der dicke Herr geriet plötzlich ins Sprechen. Cosway hatte endlich eine gleichgestimmte Faser berührt.
»Es sind sehr viele Leute hier, die ich nicht kenne« sagte er mürrisch. »Sie sind einer von diesen. Wie heißen Sie ?«
»Ich heiße Cosway, mein Herr. Und wie heißen Sie ?«
Der kräftige Herr erhob sich mit wütendem Blicke. Er stieß einen Fluch aus und fügte die unerträgliche Frage hinzu, die schon dreimal von anderen gestellt worden war: »Wie kamen Sie hierher?« Und der Ton dieser Worte war noch beleidigender als der Fluch. »Ihr Alter beschützt Sie, mein Herr« sagte Cosway mit der stolzesten Gemütsruhe. »Es tut mir leid, dass ich einem so groben Menschen meinen Namen nannte.«
»Grob?« schrie der alte Herr-. »Vermutlich wollen Sie meinen Namen ebenfalls wissen? Sie junger Geck, Sie sollen ihn erfahren! Ich heiße Restall.« Er kehrte ihm den Rücken und ging weg. Cosway schlug den einzigen Weg ein, der ihm offen blieb. Er kehrte in seine Wohnung
zurück.
Am nächsten Tage kam kein Brief von Adele. Er ging zur Post. Kein Brief war da. Es war schon Abend geworden, als eine Frau erschien, die ihm fremd war. Sie schien eine Dienerin zu sein, und war die Überbringerin einer geheimnisvollen Botschaft.
»Bitte kommen Sie um zehn Uhr morgen früh an die Gartentür, die auf die Straße hinausgeht. Klopfen Sie dreimal an die Tür — und dann rufen Sie ,Adele‘. Es wird jemand, der Ihnen wohl will, allein in den Anlagen sein und Sie einlassen. Nein, mein Herr! Ich soll nichts nehmen und kein Wort weiter sagen.« Sie sagte dies — und verschwand.
Cosway war pünktlich beim Stelldichein. Er klopfte dreimal und nannte Fräulein Restalls Vornamen. Aber nichts regte sich. Er wartete eine Weile und machte einen zweiten Versuch. Diesmal drang Adeles Stimme befremdlich aus der Anlage zu ihm und sie rief im Tone der Überraschung:
»Edwin, bist du es wirklich?«
»Erwartetest du sonst jemand?« fragte Cosway.
»Mein Liebchen, deine Botschaft sprach von zehn Uhr — und hier bin ich.«
Die Tür wurde rasch aufgeschlossen.
»Ich sandte keine Botschaft« sagte Adele, als sie sich auf der Türschwelle gegenüberstanden.
Schweigend und in der größten Verlegenheit gingen sie miteinander in den Pavillon. Auf Adeles Ersuchen wiederholte Cosway die Botschaft, die er erhalten, und beschrieb die Frau, die sie überbracht hatte. Die Beschreibung passte auf keine Frau, die Fräulein Restall bekannt gewesen wäre.
»Frau Margery sandte dir nie eine Einladung, und ich, ich wiederhole es, nie eine Botschaft. Diese Begegnung ist von jemand ins Werk gesetzt worden, der da weiß, dass ich nach dem Frühstück gewöhnlich in den Gartenanlagen spazieren gehe. Da ist irgendein heimliches Werk im Gange —«
Noch in Gedanken den Feind suchend, der sie verraten hatte, hielt sie inne und überlegte einen Augenblick. »Ist es möglich —?« begann sie und hielt wieder ein. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Mein Sinn ist so vollständig verwirrt« sagte sie, »dass ich über nichts mehr klar nachdenken kann. O Edwin, wir hatten einen glücklichen Traum, und er hat sein Ende erreicht. Mein Vater weiß mehr, als wir denken. Einige unserer Freundinnen gehen morgen ins Ausland — und ich soll mit ihnen gehen. Nichts, was ich auch sagen mag, übt auch nur die geringste Wirkung auf meinen Vater aus. Er gedenkt uns für immer zu trennen — und in dieser grausamen Weise will er es tun.«
Sie schlang ihren Arm um Cosways Hals und lehnte ihren Kopf liebevoll an seine Schulter. Mit zärtlichen Küssen erneuerten sie das Gelübde ewiger Treue, bis ihnen die Stimme versagte.
Cosway benutzte die Pause zu dem einzig vorteilhaften Vorschlage, den er jetzt machen konnte, mit ihm zu entfliehen.
Adele nahm diese kühne Lösung der Schwierigkeit, in die sie versetzt waren, gerade so auf, wie tausend andere junge Mädchen ähnliche Vorschläge vorher und nachher aufgenommen haben. Zuerst sagte sie entschieden Nein. Cosway beharrte auf seiner Meinung. Sie fing an zu weinen und fragte, ob er denn gar keine Rücksicht auf sie nehme. Cosway erklärte, dass seine Rücksicht jedes Opfer bringen könne, das ausgenommen, sich von ihr für immer zu trennen. Er könne und wolle, wenn sie dies vorziehe, für sie sterben, aber so lange er lebe, müsse er sich weigern, ihr zu entsagen. Daraufhin brachte sie einen anderen Grund für ihre Weigerung vor. Konnte er denn erwarten, dass sie allein mit ihm wegging? Sicherlich nicht. Ihre Kammerjungfer könnte mit ihr gehen, oder, wenn man sich nicht auf sie verlassen könnte, würde er sich an seine Wirtin wenden und eine anständige ältere Person annehmen, die sie bis zum Tage ihrer Verheiratung begleiten solle. Würde sie wohl ein wenig Mitleid mit ihm haben und dies sorgfältig überlegen? Nein: sie fürchtete sich, darüber nachzudenken. Wollte sie lieber Elend fürs ganze Leben? Nichts lag ihm an seinem Glücke: Nur ihr Glück hatte er im Sinne. Mit unsympathischen Leuten zu reisen, von England wer weiß wie lange abwesend zu sein, nach der Rückkehr an einen reichen Mann verheiratet zu werden, den sie nicht leiden mochte — wollte, konnte sie an diese Aussichten nur denken? Unter Tränen dachte sie daran, sie dachte daran unter Seufzern, Küssen und Beteuerungen — sie zitterte, zögerte und gab nach. Zu einer bestimmten Stunde der kommenden Nacht, wenn ihr Vater im Rauchzimmer und Frau Margery zu Bett gegangen sein würde, sollte Cosway noch einmal an der Straßentür klopfen, nachdem er ihr inzwischen Zeit gelassen hatte, alle notwendigen Anordnungen zu treffen.
Unter diesen Umständen war es das einzige dringende Erfordernis, sich gegen Verrat und Überraschungen zu schützen. Cosway spielte vorsichtig auf das noch ungelöste Geheimnis der Einladung und der Aufforderung zum Stelldichein an.
»Hast du irgendjemand in dein Vertrauen gezogen?« fragte er. Adele antwortete mit einer gewissen Verlegenheit. »Nur eine Person« sagte sie, — »das liebe Fräulein Benshaw.«
»Wer ist Fräulein Benshaw?«
»Weißt du es wirklich nicht, Edwin? Sie ist reicher selbst als Papa — sie hat von ihrem verstorbenen Bruder die Hälfte des großen Geschäftes in der City geerbt. Fräulein Benshaw ist die Dame, die Papa in seinen Erwartungen täuschte, als sie nicht zur Gartengesellschaft kam. Du erinnerst dich. mein Lieber, wie glücklich wir gewesen sind, als wir bei Athertons zusammen waren? Ich war sehr unglücklich, als sie mich wegbrachten. Fräulein Benshaw besuchte uns zufällig am nächsten Tage und bemerkte es.
,Meine Teuere« sagte sie (Fräulein Benshaw ist jetzt eine ganz alte Dame), ,ich bin eine alte Jungfer, die ihr Lebensglück verfehlt hat, da sie in ihrer Jugend keinen Freund hatte, der sie geführt und ihr geraten hätte. Leiden Sie, wie ich einst litt?« Sie sprach so liebenswürdig — und ich fühlte mich so unglücklich — dass ich wirklich nicht mithin konnte, ihr mein Herz zu öffnen.«
Cosway blickte ernst· »Bist du sicher, dass man sich auf sie verlassen kann?« fragte er.
»Vollkommen sicher.«
»Vielleicht