Friedrich Gerstecker: Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten von Amerika 1837-43. Friedrich Gerstecker

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Friedrich Gerstecker: Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten von Amerika 1837-43 - Friedrich Gerstecker maritime gelbe Buchreihe

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war die Frau eines deutschen Wagenmachers, die mir öffnete, deren Mann in das kleine, wenige Meilen entfernte Städtchen geritten war, von ihr aber jeden Augenblick zurückerwartet wurde. Der warme Ofen rief meine schon fast erstarrten Lebensgeister zu neuer Tätigkeit zurück, und eine Tasse warmen Kaffees, den sie mir vorsetzte, brachte mich wieder ganz ins alte Gleis. Ungefähr nach Verlauf einer Stunde kam der Mann, ein freundlicher Deutscher. Er war drei Jahre im Lande und ohne einen roten Pfennig herübergekommen; doch jetzt hatte er schon ein recht hübsches Häuschen, ein Stück Land und genug Arbeit.

      Da es die Nacht hindurch sehr stark geschneit hatte, versprach ich mir eine gute Jagd und zog gar bald aus. Weil mein Wirt auf keinen Fall Geld für seine Gastfreundschaft nehmen wollte, überließ ich ihm meine gestrige Jagdbeute. Den linken Lauf meines Jagdgewehres lud ich für diesen Tag mit Rehposten, den rechten mit grobem Schrot, und frische Zündhütchen aufsetzend, trat ich aus dem backofenartig geheizten Zimmer in die frische, kühle Morgenluft hinaus, dieselbe in langen, durstigen Zügen einatmend.

      Ich mochte etwas über eine Stunde gewandert sein, ohne mehr als ein Kaninchen und einen Fasan geschossen zu haben, als mir plötzlich ein Mann entgegenkam, aus dem ich von weitem nicht klug werden konnte, den ich aber bald als einen etwas kultivierten Indianer erkannte.

       Er war in einen kurzen wollenen Rock gekleidet, in dunkelblaue Tuchhosen, deren breite Nähte nach außen gingen; die Füße hatte er mit Mokassins bedeckt und den Kopf mit einer rotwollenen Schärpe turbanartig umwunden. Die schwarzen, feurigen Augen blitzten darunter hervor, und das schlichte schwarze Haar hing an den Schläfen nieder. In den Ohren hatte er ein paar kristallene Ohrgehänge, der indianische, mit Perlen gezierte Gürtel hielt einen Tomahawk, an der rechten Seite hing ein schlichtes Pulverhorn und eine Kugeltasche, und der lange amerikanische Reifel (die Büchse) gab der ganzen Gestalt ein kühn romantisches Aussehen.

      Nach einer kurzen, freundlichen Begrüßung und einem Handdruck versuchten wir uns einander zu verständigen, was gerade keine so leichte Aufgabe war, da er nur gebrochen Englisch sprach und ich von dieser Sprache ebenfalls nur geringe Kenntnis besaß. Auf meine Frage, ob er viel Wild gesehen habe, zeigte er vor sich hin auf den Boden, wo sich eine noch ganz frische Bärenfährte durch den Schnee zog. Er winkte mir mitzugehen, und ich brauche wohl nicht erst zu sagen, dass ich ihm mit vor Freude und Ungeduld klopfendem Herzen folgte.

      Die Jagd zeichnete sich durch nichts Besonderes als das Erlegen eines ganz jungen, etwa acht oder neun Monate alten Bären aus, dem kurz vorher wahrscheinlich die Alten weggeschossen waren. Ich selber tat dabei in allem Jagdeifer dem kleinen schwarzen Burschen mit meiner Schrotflinte wenig zuleide. Der Indianer verkaufte das kleine Ding später in Preston für 4 Dollars und vertrank dort wahrscheinlich das Geld; ich verließ ihn wenigstens in solcher Beschäftigung, als ich Abschied von ihm nahm.

      Nach dieser Jagd durchstreifte ich wieder eine Zeitlang allein die Waldung, jedoch mit nur sehr geringem Erfolge, denn nicht bekannt mit dem Walde selber und nicht imstande, mich ordentlich zurecht zu finden, durfte ich es nicht wagen, mich sehr weit aus besiedelten Gegenden zu entfernen. Außerdem war ich auch als sehr junger Jäger noch wirklich kaum in der Lage, mir jeden Tag, was ich selber brauchte, sicher und gewiss zu erlegen.

       Das Wetter diente auch gerade nicht dazu, den Aufenthalt im Freien angenehm zu machen; ich war noch zu kurze Zeit daran gewöhnt. Dann und wann traf ich allerdings mit Landsleuten zusammen, bei denen ich übernachtete. Die Beschreibung, die mir aber diese von einem kanadischen Winter gaben, war ebenfalls nicht verlockend, und ich beschloss, ehe ich am Ende hier oben festschneite, diesem auszuweichen.

      Diesen Entschluss auszuführen, schlug ich eine südliche Richtung ein, dem Ontariosee wieder zu, wo ich, wie mir gesagt wurde, die Straße nach Buffalo erreichen würde.

      Hier im Walde sollte ich auch ein für mich mit keinem Erfolg gekröntes Abenteuer haben. Ich sah nämlich, meiner Richtung in einem kleinen Fuß- oder Kuhpfad folgend, plötzlich sieben Wölfe in einer Entfernung von ungefähr 70 Schritten vor mir stehen. Ohne mich zu besinnen, drückte ich mich leise in den Schnee, um eine Kugel in den einen Lauf meines Gewehres zu laden, da ich fürchtete, mit bloßem Schrot nichts auszurichten; doch als ich aufstand, hatten die Wölfe sich empfohlen und ließen mir das leere Nachsehen. Ich war außer mir.

      Da sie südöstlich entflohen waren, hatte ich Lust, ihnen nachzugehen, um den Skalp eines solchen Raubtieres – die Regierung hatte 5 Dollars Prämie auf einen Wolfsskalp gesetzt – zu erlangen; wie sich die Sonne aber dem Untergange zuneigte, gab ich die Verfolgung auf.

      Die Kanadier behaupten, dass die dortigen Wölfe, als zuerst von den Ansiedlern Schafe eingeführt wurden, sich vor diesen so gefürchtet hätten, dass sie ihnen gar nicht in die Nähe gekommen wären. Nur erst mit der Zeit gewöhnten sie sich an die neuen, wunderlichen Tiere, aber freilich sehr zu deren Schaden, denn kaum hatten sie das erste von ihnen gekostet, als ihnen das Fleisch ausgezeichnet schmeckte und sie nun nicht unbedeutende Verwüstungen in den Herden anrichteten.

      Außerdem wird noch dem kanadischen Wolf – ich weiß nicht ob mit Recht oder Unrecht – nacherzählt, dass sein Biss schon tödlich sei, und angerissene Schafe oder Hunde, selbst wenn die Verwundung sonst keineswegs tödlich wäre, derselben erliegen müssten.

      Den Tag über hatte ich wohl mehrere Hirsche gesehen, war aber nicht imstande gewesen, an einen in Schussnähe anzuschleichen, und musste mich zuletzt mit einem mir über den Weg laufenden Kaninchen begnügen.

       An das Auffinden eines Hauses war übrigens diesen Abend nicht mehr zu denken, da ich mich nicht einmal mehr auf einem Waldwege, sondern im wahren Sinne des Wortes „im Holze“ befand. Ich schleppte daher vor einbrechender Dunkelheit so viel Holz, wie ich nur in der Nähe finden konnte, zusammen, räumte den Schnee vor einem trockenen, umgestürzten Stamme hinweg und zündete unter demselben ein Feuer an, das bald fröhlich in die Höhe flackerte.

      Als ich mich gehörig erwärmt hatte, machte ich mich daran, mein Häschen auszuweiden und zu braten, was mit gar wenigen Umständen verknüpft war. Ich reinigte es mit Schnee, so gut ich konnte, und steckte es auf einen Stock, gerade zum Feuer, indem ich ein Stück Baumrinde unterlegte, um das ausbratende Fett aufzufangen und wieder überzugießen. Zwar vermisste ich Salz und Brot sehr, aber der Hunger ist ein gar vorzüglicher Koch. Die beiden Hinterkeulen, die ich zum Frühstück bestimmt hatte, abgerechnet, verspeiste ich den ganzen Braten. Als dies überstanden war, vergrößerte ich mein Feuer, und den Jagdranzen unter dem Kopfe, die Pelzmütze über die Ohren gezogen und die Füße dem Feuer zugekehrt, bereitete ich mich, in Amerika zum ersten Mal eine Nacht im Freien zuzubringen.

      Ich schlief gar bald ein, und zwar so fest, dass mich erst die scharfe Morgenluft erweckte. Mein Feuer war niedergebrannt, und der Frost schüttelte mir die erstarrten Glieder. Kaum konnte ich das Feuer wieder anblasen, so zitterte ich; endlich gelang es, und nach und nach tauten meine starren Glieder wieder auf.

      Die Morgensonne fand mich schon in die Betrachtung meiner beiden Hasenkeulen vertieft, die ich so lange beschaute, bis ich die Knochen derselben sehen konnte.

      Als ich mich gehörig gepflegt hatte, setzte ich, neu gestärkt, meinen Marsch gen Süden fort, und ungefähr gegen zehn Uhr zeigte mir das Krähen eines Haushahnes an, dass ich mich nicht weit von einer menschlichen Wohnung befinden müsse. – Mit langen Schritten marschierte ich darauf zu, und bald begrüßte mich das Gebell einer Meute Hunde.

      Der Besitzer des Hauses war im Walde, um Holz zu hauen und „Fenzriegel zu reißen“.

      (Fenzriegel sind die langen Stangen, die aufeinander gelegt werden, um die Felder einzuzäunen. Die Einfriedigung selber wird Fenz genannt.)

       Die Frau, eine nette Amerikanerin, setzte mir freundlich Milch und Brot vor und versicherte mir, ich könne höchstens 20 Meilen von der Straße

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