Alaska Kid. Jack London

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Alaska Kid - Jack London

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nicht einmal mehr eine Mücke töten können, wenn du neunundsechzig bist.«

      »Die Zeiten haben sich eben geändert, lieber Onkel. Heute steckt man einen Mann ins Zuchthaus, wenn er jemanden tötet.«

      Er lächelte überlegen.

      »Dein Vater hat einen Ritt von hundertfünfundachtzig Meilen gemacht, ohne zu schlafen, und hat dabei drei Pferde zuschanden geritten.«

      »Hätte er heute noch gelebt, so wäre er im Pullman gefahren und hätte über der Kursliste geschnarcht.«

      Der alte Herr platzte fast vor Wut, aber er schluckte seinen Zorn hinunter, und es gelang ihm, zu fragen: »Wie alt bist du eigentlich?«

      »Ich habe Grund zu glauben, daß ich…«

      »Weiß schon. Siebenundzwanzig. Mit Zweiundzwanzig warst du mit der Universität fertig. Fünf Jahre hast du gepfuscht und Kinkerlitzchen und Dummheiten gemacht. Und was bist du heute wert? Als ich in deinem Alter war, hatte ich nur eine Garnitur Unterwäsche. Ich ritt mit dem Vieh in Colusa. Ich war hart wie Stahl und konnte auf dem bloßen Felsen schlafen. Ich lebte von Dörrfleisch und Bärenschinken. Ich bin in körperlicher Beziehung heute noch ein besserer Mann als du. Du wiegst über hundertfünfundsechzig Pfund. Ich kann dich noch heute zu Boden schlagen, dich mit meinen bloßen Fäusten verprügeln.«

      »Man braucht eben kein Wunderkind an Körperkraft zu sein, um einen Cocktail oder eine Tasse Tee zu trinken«, murmelte Kid zu seiner Entschuldigung. »Siehst du denn nicht ein, lieber Onkel, daß die Zeiten sich geändert haben? Außerdem bin ich vielleicht auch nicht in der richtigen Weise erzogen. Meine liebe närrische Mutter…«

      John Bellew sah ihn zornig an.

      »… war, wie du ja soeben sagtest, zu gut zu mir. Sie packte mich in Watte ein. Na, und wenn ich damals, als ich noch ein Jüngling war, an diesen besonders männlichen Ferienausflügen, für die du dich einsetzt, teilgenommen hätte… ja, ich frage mich, warum in aller Welt hast du mich denn nie dazu eingeladen? Du hast Hal und Robbie über die Sierras und nach Mexiko mitgenommen.«

      »Ich glaubte, du fühltest dich zu sehr als der junge Lord Fauntleroy.«

      »Das ist dein Fehler, lieber Onkel… und der Fehler meiner lieben… hm… lieben Mutter. Wie sollte ich wissen, was es hieß, hart zu sein? Ich war immer nur das verwöhnte Mutterkind. Was blieb mir übrig, als Radierungen und ähnliches zu machen? Ist es mein Fehler, daß ich nie schwitzen gelernt habe?«

      Der Ältere betrachtete seinen Neffen mit unverhohlenem Unwillen. Er war nicht imstande, diese leichtfertige Sprache eines Schwächlings mit Nachsicht anzuhören.

      »Nun, ich bin jetzt eben im Begriff, einen von diesen besonders männlichen Ferienausflügen - wie du sie nennst - zu unternehmen«, sagte er. »Was würdest du sagen, wenn ich dich einlüde mitzukommen?«

      »Du kommst leider zu spät. Wohin geht es denn?«

      »Hal und Robert wollen nach Klondike gehen, ich fahre mit, um zu sehen, wie sie über den Paß nach den Seen hinunterkommen, und kehre dann zurück…«

      Er kam nicht weiter, denn der junge Mann war aufgesprungen und hatte seine Hand ergriffen.

      »Mein Retter!«

      John Bellew wurde sofort mißtrauisch. Er hatte sich keinen Augenblick träumen lassen, daß seine Einladung angenommen würde.

      »Es ist ja gar nicht dein Ernst«, sagte er.

      »Wann fahren wir ab?«

      »Es wird eine schwere Reise werden. Du wirst uns nur im Wege sein.«

      »Nein, das werde ich nicht. Ich will auch arbeiten. Seit ich bei der Woge bin, weiß ich, was arbeiten heißt.«

      »Jeder muß Lebensmittel für ein ganzes Jahr tragen. Der Zustrom wird so groß werden, daß die indianischen Träger nicht imstande sein werden, die Arbeit zu bewältigen. Hal und Robert werden ihre Ausrüstung selbst schleppen müssen. Das ist auch der Grund, warum ich mitgehe: um ihnen behilflich zu sein, das Gepäck zu tragen. Wenn du mitkommst, mußt du es also ebenso machen!«

      »Zerbrich dir nicht den Kopf!«

      »Du kannst ja nichts schleppen.«

      »Wann fahren wir ab?«

      »Morgen.«

      »Du brauchst dir nicht einzubilden, daß deine Predigt schuld daran ist«, sagte Kid, als er Abschied nahm. »Ich mußte sowieso fort von O'Hara… irgendwie und irgendwohin.«

      »Wer ist O'Hara? Ein Japaner?«

      »Nein - ein Irländer und ein richtiger Sklaventreiber und dazu mein bester Freund. Er ist Schriftleiter, Besitzer und in jeder Beziehung der große Tyrann der Woge. Was er sagt, geschieht. Selbst Gespenster tanzen nach seiner Pfeife.«

      Am selben Abend schrieb Kid Bellew einen Zettel an O'Hara.

      »Es handelt sich nur um einen Urlaub von einigen Wochen«, erklärte er. »Du mußt sehen, irgendeinen gutmütigen Esel zu finden, der ein paar Fortsetzungen unserer Erzählungen fertigbringen kann. Du tust mir ja leid, alter Freund, aber meine Gesundheit macht die Sache notwendig. Wenn ich wieder da bin, kann ich sicher doppelt so kräftig schuften.«

      Eine tolle Verwirrung herrschte am Strande von Dyea, wo Kid Bellew an Land ging. Ausrüstungen, die mehr als tausend Männern gehörten, lagen hier im Gewicht von vielen Tonnen aufgestapelt. Diese ungeheuren Mengen von Gepäck und Nahrungsmitteln, die von den Dampfern haufenweise an Land geworfen wurden, begannen jetzt langsam durch das Dyea-Tal und über den Chilcoot weiterzuwandern. Es waren nicht weniger als zwanzig Meilen, die man die Waren transportieren mußte - und es war nur auf Männerrücken möglich. Obgleich die indianischen Träger den Frachtpreis bereits von fünf auf vierzig Cent per Pfund getrieben hatten, konnten sie die Arbeit doch nicht bewältigen. Und man war sich schon darüber klar, daß der Winter den größten Teil dieser Ausrüstungen noch diesseits der Grenzpässe einholen würde.

      Der grünste von allen Grünschnäbeln war Kid. Wie so viele hundert andere trug auch er einen schweren Revolver, der an einem Patronengürtel hing. Sein Onkel, der mit Erinnerungen an die alten gesetzlosen Tage erfüllt war, tat freilich dasselbe. Aber Kid Bellew war ein romantischer Träumer. Es war von dem Rauschen und Glitzern des Goldstroms verzaubert und sah das ganze Leben und Tosen mit den Augen des Künstlers. Er nahm es gar nicht ernst. Wie er auf dem Dampfer gesagt hatte, wollte er ja nicht sein ganzes Leben dort verbringen - es handelte sich nur um einen Ferienaufenthalt, und er hatte lediglich die Absicht, einen kurzen Blick über die Pässe zu werfen, um »einen Eindruck zu erhalten« und dann wieder umzukehren.

      Er verließ seine Begleiter, die im Sand liegenblieben, wo sie warten wollten, bis ihr Gepäck an Land gebracht wurde, und schlenderte den Strand entlang bis zu der alten Handelsstation. Er ging nicht prahlerisch und breitspurig, obgleich er sah, daß viele von den mit Revolvern bewehrten Männern es taten. Ein gewaltiger, zwei Meter langer Indianer, der eine ungewöhnlich große Last auf dem Buckel trug, überholte ihn. Kid folgte ihm. Er betrachtete voller Bewunderung die kräftigen Waden des Indianers und die Anmut und Leichtfüßigkeit, womit er sich trotz der schweren Bürde bewegte. Der Indianer ließ seine Last auf die Treppenstufen vor dem Stationsgebäude gleiten, und Kid schloß sich der Gruppe von Goldsuchern an, die den Indianer bewundernd umringten. Das Bündel hatte ein Gewicht von hundertzwanzig Pfund,

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