Der Politiker. Geri Schnell

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dass die Feier total ausartet.

      Gegen neun Uhr ist das Fest beendet. Die Jungen müssen ihre Freundinnen nach Haus bringen. Nachts sind die Strassen von Worms gefährlich, da patrouillierten Nazihorden durch die Strassen. Wehe, sie finden einen Grund, sich mit jemandem anzulegen. Das endete meistens mit einer blutigen Nase oder gar mit einem Spitalaufenthalt.

      Der Stadtrat versuchte zwar, seine Polizisten zur Sicherung der Strassen einzusetzen, doch die Nazis finden immer Wege, die Polizei auszutricksen. So ist es sicherer, wenn man sich rechtzeitig in seine Wohnung zurückzieht, da hatte man seine Ruhe.

      Wilhelm ist mit Ausnahme von Mittwochabend, den verbringt er immer noch traditionsgemäss mit Gabi, meistens zu Hause. Im nächsten Jahr will er sein Abitur abschliessen. Zurzeit arbeitet er an einem Bericht über die Fliegerei. Das Thema fasziniert ihn immer noch, obwohl seit Lindberghs Flug einige Zeit vergangen ist, werden in der Fliegerei werden laufend neue Rekord aufgestellt. Die technischen Neuheiten sind zahlreich und alle müssen in seinem Bericht erwähnt werden. Noch ist es ein Kampf zwischen Fliegerei und Luftschiffen. Die Flugzeuge sind schneller, doch die Luftschiffe sicherer.

      Willi ist auf dem Nachhauseweg vom Fussballtraining. Er sass diesmal noch länger mit seinen Freunden zusammen als üblich, weil man noch den Jahresabschluss feierte. Willi geht durch die aussen Bezirke nach Hause. Hier kann er eine nahende Horde Nazis rechtzeitig hören und sich verstecken.

      Er kommt gut voran und wird nicht belästigt. Er ist schon beinahe zuhause, als am Horizont eine helle Stelle auszumachen ist. Nach einigen Sekunden der Unsicherheit realisiert er, dass es irgendwo brennt. Er muss sich entscheiden, soll er nach Hause oder muss er sich um das Feuer kümmern. Schon hört er die Glocke mit der die Feuerwehr alarmiert wird. Er ist also nicht der einzige, welcher das Feuer bemerkt hat. Er kann nach Hause gehen, das Feuer ist bereits gemeldet und die Löscharbeiten sind eingeleitet.

      Seine Neugier ist jedoch stärker. Er geht in Richtung des Feuers und nähert sich der Stadt. Das Feuer muss Mitten in der Stadt ausgebrochen sein. Dann kann er die Brandstelle zuordnen, es muss das Stadttheater sein, welches da in Flammen steht.

      Inzwischen sind viele Leute eingetroffen und rennen panikartig herum. Die Feuerwehr legt Schläuche aus und beginnt Wasser in das brennende Gebäude zu pumpen. Einer ruft Willi zu sich, er soll beim Pumpen helfen. Kräftig zieht er an der Stange, mit fünf anderen Männern, pumpen sie was ihre Kräfte hergeben.

      Eine Stunde später sind sie völlig erschöpft. Es ist nichts zu machen. Das Stadttheater ist nicht zu retten, es brennt bis auf die Grundmauern runter. Erschöpft geht Willi nach Hause. Worms hat ein schönes Gebäude verloren, es wird nie mehr wie früher sein.

      Am nächsten Morgen wird vermutet, dass der Brand gelegt wurde. Es gibt Zeugen, welche eine Nazihorde im Bereich des Stadttheaters gesehen haben. Kurze Zeit später bemerkten Passanten, den Rauchgeruch und alarmierten die Feuerwehr. Doch das Feuer bereitete sich rasend schnell aus. Das historische Gebäude ist nicht mehr zu retten.

      Wochenlang wurde gerätselt, warum man ein solches Gebäude in Brand steckt. Was und vor allem wem, bringt das etwas? Musste das Gebäude verschwinden, weil dort auch Stücke von jüdischen Autoren aufgeführt wurden? Man weiss es nicht, die vermutlichen Brandstifter werden ermittelt, doch verurteilen kann man sie nicht. Es fehlen die Beweise. Die Zeugen zogen ihre Aussagen zurück. Zum Glück ist der Feuerwehrkommandant so weitsichtig, dass die Namen der Zeugen nicht veröffentlicht werden.

      Später findet man bei der Brandruine einen Zettel: Man hat es getan, weil man es konnte!

      An einem Nachmittag macht sich Maria auf und besucht Rosa. Sie hat einen Plan den sie mit der Familie Wolf besprechen will.

      «Welche eine Überraschung», ruft Rosa erfreut, als sie Maria vor der Türe sieht, «nett, dass du uns wieder mal besuchst.»

      «Ich möchte etwas mit dir und Franz besprechen, ist er da?»

      «Ja er sitzt in der Stube und studiert sich den Kopf voll, wie er noch etwas Geld verdienen könnte.»

      «Ist nicht mehr einfach», bestätigt Maria, «dass Josef als Jude Probleme hat, verstehe ich, aber ihr seid doch deutsche.»

      «Franz hatte für die falsche Partei kandidiert, du erinnerst dich. Momentan hat er es nicht leicht. Bis die goldene Gans geschlossen wurde, ging es noch gut, aber jetzt ist die Quelle versiegt.»

      In der Stube begrüsst auch Franz die Maria. Nach langen, nichtssagenden Floskeln, kommt Maria auf ihr Anliegen zu sprechen. Sie schlägt vor, dass Franz die Rolle eines Zwischenhändlers übernimmt. Josef würde in der Schweiz und im Schwarzwald Uhren einkaufen und Franz würde diese an deutsche Händler im Rheinland verkaufen.

      Franz ist zuerst vorsichtig und glaubt nicht, dass es genug Kunden gibt. Maria kann ihn überzeugen, die Nazis haben Geld um Uhren zu kaufen, nur wollen die mit Juden nichts zu tun haben. Das Uhrengeschäft ist seit Generationen in der Hand der Juden. Den deutschen Uhrenhändler fehlt es an Fachwissen.

      Nach zwei Stunden einigt man sich darauf, es mit einer kleinen Stückzahl zu versuchen, danach kann man immer noch abbrechen. In der folgenden Woche reist Josef nach Freiburg und besucht jüdische Uhrenmacher. Nach vier Tagen kommt er mit zwanzig Uhren zurück.

      Joshua übergibt die Uhren an Willi, wenn der am Mittwoch mit Gabi in den Rheinauen spazieren geht. Dabei kreuzen sich zufällig ihre Wege. Wie Maria vorausgesagt hatte, kann Franz die Uhren zu einem guten Preis verkaufen. Endlich hat er wieder eine Beschäftigung. Uhrenhändler ist auf alle Fälle ehrenwerten, als dem Wirt der goldenen Gans, Matrosen zu vermitteln.

      Im Schnitt kann Franz zwanzig Uhren pro Woche verkaufen. Es zeigt sich, dass die Nationalsozialisten wieder Geld für Luxusartikel einsetzen können. Für die ist die Krise bereits zu Ende, nur woher sie das Geld haben, ist Franz schleierhaft, doch das geht ihn nichts an.

      Franz hofft auf die Reichstageswahl, vielleicht gibt es ja eine Überraschung und das Volk erteilt den Nationalsozialisten eine Abfuhr. Nur das Bild auf der Strasse ist ein anderes. Da dominieren die Uniformen der Nazis. Franz hofft darauf, dass er nicht der Einzige ist, welcher die Armbinde trägt, aber an der Urne liberal wählt.

      Ende Februar, der Frühling ist bereits spürbar, da verbreitet sich eine Meldung wie ein Lauffeuer: Adolf Hitler wird deutscher Staatsbürger.

      Anfang März hat das Radio eine noch interessantere Meldung. Das Baby von Charles Lindbergh wurde entführt. Diese Meldung bewegt die Leute auf der Strasse mehr, als die Staatsbürgerschaft von diesem Hitler.

      Nach einer bangen Woche und einem hin und her um das Lösegeld, wird das Baby am 12. März 1932 Tod aufgefunden. Danach beginnt die Suche nach dem Mörder. Das gibt jeden Tag weitere Schlagzeilen.

      Am 10. April atmete Franz auf. Paul von Hindenburg wird Reichspräsident und nicht einer der Nazis. Die erreichen einen Achtungserfolg, werden aber nur die zweitstärkste Partei im Reichstag. Franz schöpft neue Hoffnung. Als die SA und die SS sogar verboten wird, lässt er die Armbinde zuhause. Deutschland hat doch ein Gewissen. Jetzt wo die Franzosen abgezogen sind und keine Reparationszahlungen mehr geleistet werden mussten, sollte es wieder aufwärts gehen.

      Die Universität /1933

      Im Sommer macht Wilhelm sein Abitur. Er schliesst sehr gut ab. Nun geht es darum, wo und was er studieren will. Für ihn ist klar, er will Luftfahrtingenieur werden und da bietet sich die Universität von Aachen an. Als seine Bewerbung angenommen wird, freute er sich riesig. Er wird in Aachen

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