Der Politiker. Geri Schnell
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«Das ist ja was ich meine, sie sind Deutsche geworden. Die Hauptsache ist, dass sie auch am Aufbau von Deutschland mithelfen.»
Soeben fährt Franz mit dem Motorrad vor. Nun muss sich Rosa wieder um das Essen kümmern. Wilhelm eilt nach draussen um seinen Vater zu begrüssen. Neben seinem Vater interessiert ihn auch das Motorrad. Stolz lädt Franz ihn ein, eine kurze Runde zu drehen, soviel Zeit bleibt noch, bis das Essen fertig ist.
Die Mutter ruft zum Essen. Wilhelm berichtet von seiner Ausbildung. Meistens ist sie sehr hart, was Franz freut, endlich werden die jungen Deutschen wieder zu richtigen Männer erzogen.
«Bevor wir in den Urlaub entlassen wurde, fand noch die Vereidigung satt, in einer imposant Zeremonie schworen wir Adolf Hitler die Treue. Jetzt bin ich ein richtiger deutscher Soldat!»
«Darauf stossen wir an!», Franz hebt das Glas, gefüllt mit einer Flasche Wein, welche noch aus seiner Schmugglerzeit stammt, «ich bin stolz auf dich!»
Nach dem Willi viel zu viel gegessen hatte, zieht er sich in sein Zimmer zurück. Die Reise war lang und anstrengend. Trotz der Müdigkeit, findet er keinen Schlaf. Seine Gedanken bewegen sich im Kreis. Die Gespräche, vor allem das mit seiner Mutter geben ihm zu denken. Plötzlich wird ihm bewusst, dass er keine eigene Meinung mehr hat. Er stumpft in der Wehrmacht ab. Der ganze Drill, die dauernd auf ihn einwirkenden Befehle verhindern, dass er selber denkt. Seit zwei Monaten wird ihm jede Entscheidung abgenommen, wenn es heisst rennen, dann rennt er. Heisst es warten, dann wartet er, bis der nächste Befehl kommt. So läuft das in der Wehrmacht.
Das Diskutieren hat man sich gänzlich abgewöhnt, viel zu gefährlich. Jede Form von persönlicher Meinung könnte falsch ausgelegt werden. Da hält man lieber die Schnauze. Die Aufgabe eines Soldaten ist nicht zu denken, sondern Befehle ausführen. Wo käme man hin, wenn jeder Soldat selber denken würde. Das erledigen die Offiziere. Schliesslich muss er doch eingeschlafen sein. Er erwacht erst, als Mutter an die Tür klopft und ihm sagt, dass unten Gabi auf ihn wartet, damit sie einen Spaziergang machen können.
«Ich komme sofort», ruft Willi und zieht sich an.
Gabi sieht bezaubernd aus. Sie trägt ein buntes Sommerkleid, für den Spaziergang im herbstlichen Worms nicht unbedingt geeignet. Willi wird sie dauernd wärmen müssen, aber diese Aufgabe übernimmt er gern. Rosa besteht darauf, dass er zuerst Frühstücken muss. Gabi setzt sich zu ihnen an den Küchentisch und muss mitessen.
«Soll ich euch mit dem Motorrad bis in den Rebbergen fahren?»
«Nein nicht nötig, für eine Fahrt mit dem Motorrad ist Gabi falsch angezogen, wir begnügen uns mit einem Spaziergang in den Auen», bedankt sich Wilhelm für das Angebot seines Vaters.
Kaum sind sie ausser Sichtweite, bleiben sie stehen und küssen sich leidenschaftlich. Ohne zu reden, steuern sie den Beobachtungsposten in den Auen an. Hier können sie andere Spaziergänger von weitem bemerken. Sie geniessen den Nachmittag.
Montagmorgen muss Willi allein zum Bahnhof. Sein Zug fährt erst um acht Uhr, sowohl seine Mutter, als auch Gabi müssen um sieben Uhr mit der Arbeit beginnen. Sein Vater ist schon seit sechs Uhr unterwegs.
Der Zug hält an jedem Bahnhof und so dauert es lange, bis er Mannheim erreicht. Er ist angespannt, morgen werden die ehemaligen Rekruten in ihre neuen Einheiten aufgeteilt. Er hat sich bei der Luftwaffe beworben, morgen wird er wissen, ob er aufgenommen wird.
Abends findet nochmals ein Antreten der ehemaligen Rekruten statt. Der Schulkommandant lässt sie nochmals mit einem zackigen Füsse zusammenschlagen die Achtungsstellung vorführen, es klappt hervorragend. Mit einer kurzen Ansprache entlässt er die Rekruten als ausgebildete Wehrmänner, welche dem deutschen Volk Ruhm und Ehre bringen sollen.
Anschliessend verteilt der Feldwebel den Soldaten einen Brief, darin steht, wie ihre Militärkariere weiter geht. Jeder ist gespannt, ob sein Wunsch in Erfüllung geht. Da und dort hört man ein Jubelschrei. Da die Briefe nach Alphabet verteilt werden, kommt Willi sehr spät dran.
Er reisst den Brief auf. Da steht es, Luftwaffe! Auch er kann jubeln. Er muss morgen nach Rostock reisen, dort geht die Ausbildung weiter.
Olympiade in Garmisch /1936
Die Freunde über die Zuteilung zur Luftwaffe macht schnell Ernüchterung Platz. Am ersten Tag in Rostock werden sie in tolle Uniformen der Luftwaffe eingekleidet. Doch einige Tage später stellen sie fest, dass die Einheit über keine Flugzeuge verfügt. Selbst der Flugplatz muss noch gebaut werden.
Mangels Bauarbeiter müssen die Arbeiten durch die Soldaten ausgeführt werden. Willi und seine Kollegen sind also mehr mit Schaufel und Pickel, als mit dem Steuerknüppel beschäftigt. Nebst der harten Bauarbeit, gibt es immerhin, mindestens fünf Theoriestunden pro Woche. Die Männer sollen vorbereitet sein, wenn dann die Flugzeuge geliefert werden.
Im Dezember 1935 sind der Hangar und eine achthundert Meter lange Startbahn fertig. Jetzt muss man nur noch auf die Flugzeuge warten. Es gibt eine kleine Einweihungsfeier. Vor, in Paradeuniformen angetretener Kompanie, landeten vier Flugzeuge. Die Piloten werden wie Helden empfangen und eine Nacht lang gefeiert. Am nächsten Morgen fliegen sie weiter. Lediglich die Offiziere durften bei einem Rundflug über die Stadt Rostock und entlang der Küste mitfliegen. Am Nachmittag werden die vier Flugzeuge wieder mit militärischen Ehren verabschiedet. Das war‘s vorerst, an Flugbetrieb auf dem neuen Flugplatz.
Da die Bauarbeiten inzwischen als abgeschlossen gelten, werden die Soldaten mit intensivieren Theorie, bei Laune gehalten. Zumindest ist man im Theorieraum vor dem kalten Wind geschützt. Der Kommandant kann Filme über die Ausbildung von Piloten vorführen, das musste vorerst reichen. Jetzt im beginnenden Winter sind Flugstunden eh zu gefährlich.
Nach dem kurzen Weihnachtsurlaub, muss die Kompanie nicht mehr in Rostock einrücken. Sie wurden nach Garmisch Partenkirchen aufgeboten. Ihre neue Aufgabe, sie müssen die Sportstätten für die anstehende Olympiade herrichten.
Zu diesem Zweck erhält die Kompanie neue Uniformen, welche eher wie winterfeste Arbeitskleidung aussieht. Nun werden sie in die neue Aufgaben eingewiesen. Zuerst müssen die Strassen gesäubert werden. Die aufwendig gestalteten Plakate: Juden raus! Müssen wieder entfernt werden. Deutschland soll sich als friedliebendes Volk der Sportwelt präsentieren.
Nach dem säubern der Strassen, müssen die Sportstätten hergerichtet werden. Die Luftwaffe wird zum präparieren der Sprungschanze eingesetzt. Das sind nicht die Flüge, welche sich Willi erhoffte, aber zumindest hat es etwas mit Luftfahrt zu tun. Wie sie von Kameraden aus anderen Einheiten erfahren, haben sie noch Glück. Die Sprungschanze ist windgeschützt. Das präparieren der Abfahrtsstrecke ist bedeutend schwerer. Sie liegt viel höher und der Wind bläst den Soldaten um die Ohren. Ein richtiger Härtetest.
Am vierten Februar meldet das Radio, das in Davos in der Schweiz, der Leiter der Landesgruppe Wilhelm Gustloff ermordet wurde. Die Kompanie von Willi wird sofort von der Schanze abgezogen und an strategisch wichtigen Punkten in Garmisch postiert. Man befürchtet Unruhen. In ganz Deutschland ist die Empörung gross. Die Regierung schürte die Entrüstung der Bevölkerung, nur, der Zeitpunkt, drei Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele ist sehr ungünstig.
Zumindest in Garmisch und deren Umgebung musste man für Ruhe sorgen. Die Welt schaut auf Deutschland. Die Schlägertrupps müssen unter Kontrolle bleiben.
Inzwischen sind bereits viele Athleten in Garmisch eingetroffen. Alles fiebert