Der Politiker. Geri Schnell
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Nun, er erscheint und die Kompanie von Willi muss für seine Sicherheit sorgen. Mit Gewehren müssen sie die Menge zurückdrängen, damit der Führer nicht belästigt wird. Die Begeisterung der Masse kennt keine Grenzen. Nachdem der Führer sicher auf der Tribüne angekommen ist, kann die Einheit von Willi abgezogen werden und sicherte die Umgebung des Stadions. Von der Zeremonie, wie auch an den folgenden Tagen, von den Wettkämpfen, bekommt er nichts mit. Einzig den Sieg von Ruud auf der Schanze kann er hautnah verfolgen, weil sie nach jedem Springer die Piste kurz präparieren müssen.
Ende Februar geht der Einsatz in Garmisch zu Ende. Die Kompanie muss zurück nach Rostock und wird dort als Wachmannschaft zur Sicherung einer Flugzeugfabrik eingesetzt. Endlich geht es mit dem Bau von Flugzeugen vorwärts.
Die Fabrikhalle steht bereits, nur ist sie noch leer. Erst nach und nach treffen Maschinen ein. Der leitende Ingenieur hiess Herr Bauer. Auf einem Plan ist eingezeichnet, wo die angelieferten Maschinen aufzustellen sind. Nach einigen Tagen hat der Ingenieur bemerkt, dass Willi eine Ahnung hatte, wie und wo die Maschinen aufgestellt werden müssen. In seinem letzten Praktikum bevor er zur Wehrmacht einberufen wurde, arbeitete er in einer Flugzeugfabrik bei München. Deshalb fragt Herr Bauer den Kompaniekommantanten, ob er nicht Soldat Wolf als seinem Assistenten abkommandieren kann? Anfänglich ist der dagegen, er dulde keine Ausnahme. Doch als die angelieferten Maschinen immer komplizierter werden, willigt er ein. Schliesslich sollen in der Fabrik so schnell wie möglich Flugzeuge gebaut werden, denn auch der Kommandant will nur eines, nämlich Flugzeuge. Auch er kam zur Luftwaffe, weil er fliegen wollte. Auch für ihn ist die Situation nicht zumutbar. Seine angehenden Piloten sind eher Bauarbeiter, mit fliegen hatte das nichts zu tun.
Als es in der Halle langsam heiss wird, weil es Sommer wurde, sieht man, was Deutsche zu leisten imstande sind. Die Halle ist zu zwei Drittel gefüllt. Die Produktion der ersten Flugzeugteile für die Do111, wird aufgenommen. Diese werden jetzt von einem weiteren Ingenieur betreut. Herr Bauer ist für die Infrastruktur zuständig, Herr Günther für das zu bauende Flugzeug. Ein zu einem Bomber umkonstruiertes Zivielflugzeug.
Die beiden Ingenieure verstehen sich gut und Willi arbeitet für beide. Es geht vorwärts, endlich kann Willi mit Plänen eines Flugzeugs durch die Halle laufen. An einigen Stellen kann man bereits Teile erkennen, aus denen später ein Flugzeug entsteht. Der Prototyp der Do111 wurde in einem anderen Werk gebaut und befindet sich bereits in der Erprobung. Herr Günther steht permanent in Verbindung mit den Piloten. Nach den Telefonanrufen ist er üblicherweise verärgert, da meistens Änderungen notwendig werden.
«So werden wir nie fertig», schimpft er vor sich hin, «ich habe ihnen gesagt, aus einem Passagierflugzeug lässt sich nicht so einfach ein Bomber konstruieren, das ist doch was ganz anderes.»
Trotzt aller Probleme geht es vorwärts. Inzwischen arbeiten bereits hundert Leute in der Halle. Leider können nicht alle Arbeiter auf dem Arbeitsmarkt rekrutiert werden. Politische Gefangene werden zum Arbeitseinsatz gezwungen. Die Kompanie der Luftwaffe muss vermehrt für Ordnung bei den Gefangenen sorgen. Keine erfreulichen Aufgaben! Die politischen Häftlinge sind nur schwer zur Mitarbeit zu bewegen, was Zwangsmassnahmen erfordert. Für solche Aufgaben sind die angehenden Piloten nicht geeignet. Für Willi ist es unangenehm, er hat mit der Bestrafung nicht direkt zu tun, muss aber Verstössen melden. Schon zwei Mal musste er beobachten, wie einer der Arbeiter an seinem Arbeitsplatz abgeholt wurde. Noch in der Fabrikhalle bekommt einer harte Schläge mit einem Knüppel, das Blut schiesst in Strömen aus der Nase des Unglücklichen. Dieses Erlebnis schraubt die Limite für das Melden eines Verstosses nach oben. Wenn jedoch die Sicherheit des Flugzeugs durch den Verstoss beeinträchtigt wird, muss er es melden.
Doch mit der Zeit gewöhnt er sich an die Bestrafung, die Leute sind schliesslich selber schuld an ihrer Situation. Doch es gibt einige die das sabotieren der Arbeit absichtlich begehen, denn für sie ist es ein Teil des passiven Widerstands gegen das Naziregime. Für Willi ist es nur schwer zu verstehen, dass es Leute gibt, welche das neue Deutschland nicht akzeptieren. Endlich geht es mit Deutschland voran. Die herumlungernden und bettelnden Arbeitslosen sind aus den Strassen der deutschen Städte verschwunden, das ist doch ein echter Fortschritt.
Noch gibt es ein Problem mit den Lebensmitteln. Es kommt zu Engpässen, doch auch da schaut die Regierung, dass nicht die einen mit Geld satt werden, während die Armen hungern müssen. Dank den Lebensmittelkarten kriegt jeder genug zu essen, wenn es auch manchmal etwas mehr sein dürfte.
Im September kann Willi einen längeren Urlaub beziehen. Er darf eine ganze Woche nach Worms. Endlich wieder Spaziergänge mit Gabi, die hatte er vermisst. In Rostock kann er ab und zu abends in den Ausgang. Es hätte in den Kneipen auch einige hübsche Mädels, welche nichts gegen eine engere Freundschaft hätten. Gabi ist immer noch seine Freundin, er ist treu. Er schreibt ihr mindestens einen Brief pro Woche. So hat er keine Probleme damit, wenn er die Mädels seinen Kollegen überlässt.
In Worms hat sich nicht viel verändert. Seit die Lederfabrik auf Hochtouren läuft, funktioniert auch das Leben in der Stadt. Die Leute haben Geld genug, davon profitiert auch das lokale Gewerbe. In den Strassen herrscht wieder Ruhe und Ordnung. Sein Vater erzählt ihm allerdings von einigen ehemaligen Kollegen, welche verhaftet wurden. Aus der Zeit in der goldenen Gans kannte er einige Kommunisten. Wenn die sich nicht ruhig verhalten, ist die SA sofort zur Stelle und dann verschwinde sie aus Worms, auf seiner Tour zu den Bauern hat er erfahren, dass sie in einem Arbeitslager umgeschult werden, wie die Nazis das nennen.
Dass es im Verborgenen brodelt, merkt man nicht. Die immer noch sehr zahlreichen Juden in der Stadt, sind den Nazis ein Dorn im Auge. Doch die Juden verhalten sich geschickt. Sie machen ihre Geschäfte heimlich. So intensiv die SA auch kontrolliert, den Juden kann nichts nachgewiesen werden. Es gibt viele die mit einer härtere Gangart gegen den Klassenfeind vorgehen möchten, aber, zum einen sorgt das defensive Verhalten der Juden dafür, dass sie keinen Anlass zu Beanstandungen geben. Zudem haben sie nach wie vor einige Geschäfte in ihrer Hand und man müsste Engpässe befürchten, wenn man den Juden diese Geschäfte verbieten würde. So gesehen ist die Situation, wie sie momentan ist, akzeptabel.
Als Willi wieder in Rostock zurück ist, staunt er. In der Halle steht ein fertiges Flugzeug. Noch werden die letzten Teile montiert und einige Teile überprüft. Doch das Flugzeug wird in den nächsten Tagen die Halle verlassen. Zum Glück ist er noch rechtzeitig zurück, den Moment möchte er nicht verpassen.
Bereits drei Tage später ist es soweit. Die Arbeiter schieben die erste in Rostock hergestellte Do111 auf das Rollfeld. Zum grossen Moment erscheinen einig Parteigrössen, insgeheim hat man gehofft, dass Hitler persönlich kommt, doch er lässt sich vertreten. Man verliert keine Zeit, nach der kurzen Ansprache, werden die Motoren gestartet. Der Testpilot ist mit dem Ingenieur bereits an Bord.
Man lässt die Motoren zehn Minuten warm laufen, dann gibt der Pilot Gas und rollt Richtung Startbahn. Ohne anzuhalten, erhöht er die Drehzahl auf maximale Leistung und löst die Bremse. Das Flugzeug schiesst nach vorne.
Mit dem Fernglas verfolgen die Parteigrössen den Start. Das Flugzeug hebt ab, es ist geschafft, das Ding fliegt! Alle jubeln, sogar die politischen Gefangenen zeigen, dass sie stolz sind, dass ihr Werk gelungen ist. Obwohl einige versucht haben, genau dies zu verhindern. Im Innern sind sie doch stolz, dass das Werk gelungen ist.
Der erste Flug dauert gut zwei Stunden. Dann schwebt die Maschine wieder auf den Flugplatz zu und legt eine perfekte Landung hin. Die nächsten Tage, ist die Maschine jeden Tag in der Luft. Die ersten Piloten werden ausgebildete. Nach einer Woche darf Willi einmal mitfliegen. Allerdings nur als Passagier, im Sitz des MG-Schützen. Die Pilotenausbildung hatte er, durch seine Funktion in der Produktion verpasst. Er konnte nicht noch am Theorieunterricht teilnehmen, was ihn jetzt ärgert.
Das Einsteigen in den MG-Stand ist nicht einfach, es ist sehr eng. Dafür hat er im Flug die