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«Erschiesst sie!», befiehlt der Kommandant, «ich kann die armen Tiere nicht leiden sehen.»
Fünf Mann übernehmen die undankbare Aufgabe und gehen mit einer Pistole bewaffnet von Pferd zu Pferd.
«Igelt euch ein», lautet der nächste Befehl.
«Wir müssen neue Munition und Diesel besorgen. Der Nachschub sollte in zwei Stunden da sein.»
Die Sicherung des Geländes übernimmt die Infanterie. Die restlichen Soldaten dürfen eine Pause einlegen. Einige nützen die Zeit, um einige Pferde auszuweiden. Mit Äxten trennen sie die Hinterläufe ab. Andere schneiden mit einem Messer den Pferden die Zungen ab. Mit Drähten hängen sie die riesigen Schinken an die Panzer und zwar so, dass die heisse Luft der Kühler sie anbläst, so hofft man, das Fleisch zu trocken.
Zwei Stunden später ist jeder Panzer vollgetankt und die Munitionskisten sind wieder gefüllt. Das Vorrücken auf die Strassenkreuzung bei Rabka-Zdroj erfolgt ohne weitere Feindkontakte. Das Städtchen war schon von der Luftwaffe bombardiert worden. Die drei Scharfschützen, welche sich in den Ruinen versteckt hatten, wurden schnell ausgeschaltet. Jede Strasse wird von drei Panzern gesichert. Damit ist der erste Kriegstag überstanden. Leider sind zwei Kameraden gefallen, fünf wurden verletzt. Im Vergleich zu den Verlusten, welche sie den Polen zugeführt haben, ein gutes Verhältnis. Allerdings betrauert Willi den Tod von Karl, der von einem Heckenschützen im Kopf getroffen wurde. Mit ihm hatte er im Ausgang einige Male Karten gespielt. Er wird seine guten Witze vermissen.
Rund um die Strassenkreuzung richtet man sich für die Nacht ein. Ein Wachdienst wurde aufgezogen. Zwei Stunden Schlaf folgen zwei Stunden Wachdienst, danach zwei Stunden Bereitschaft, in der Zeit muss verpflegt werden und auch Waffenreinigung und Körperpflege müssen in dieser Zeit erledigt werden.
Geschlafen wird auf der Ladebrücke eines LKWs. Bei einem Bauer wird Stroh organisiert, damit es nicht so hart ist. Die Nacht bleibt ruhig. In der Gegend sind die polnischen Truppen bereits besiegt. Eine Widerstandsbewegung lässt sich nicht so kurzfristig aufbauen, woher sollten sie die Waffen nehmen?
Am Morgen steigt die Sonne blutrote hinter einem Wäldchen auf und jeder freut sich über den schönen Anblick. Aus Sicherheitsgründen gibt es kein Antrittsverlesen, jeder Zugführer holt sich seinen Tagesbefehl direkt beim Kommandanten ab. Allgemein wird erwartet, dass man heute weiter in Richtung Krakau vorstösst.
Es kommt einer Enttäuschung gleich, als sich allmählich herumspringen, dass sie die nächsten Tage beauftragt sind, diese wichtige Strassenkreuzung zu sichern. Man beginnt sich einzurichten. An strategisch wichtigen Stellen werden Stellungen gegraben und MGs in Stellung gebracht.
Am Nachmittag fahren die ersten deutschen Truppen über die Kreuzung in Richtung Krakau. Die wachhabenden Soldaten rufen Heil Hitler und strecken den rechten Arm aus. Nur schade, dass man da im Hinterland bleiben muss, während die anderen Verbände ihren Siegeszug durch Polen fortsetzen. Dabei bleibt Willi und seinen Kameraden nur die Zuschauerrolle. Natürlich ist die Sicherung dieser Kreuzung wichtig, aber man hat das Gewehr nur im Anschlag, geschossen wird vermutlich nicht. Man muss sich damit zufrieden geben, dass sie bereits ein Gefecht siegreich bestanden haben.
Regelmässig informiert der Kommandant über den Verlauf der Kämpfe, die deutschen Truppen siegen an allen Fronten. Die Polen können ausser Kampfgeist, nichts entgegensetzen. Ihre Ausrüstung ist ungenügend, sie haben keine Chance.
Inzwischen steht die Einheit von Willi bereits seit einer Woche an dieser Kreuzung. Krakau ist bereits erobert und die Kämpfe konzentrieren sich auf die Eroberung von Warschau. Inzwischen haben hunderte von deutschen LKWs die Kreuzung passiert. Der Krieg ist für Willi zur Routine geworden. Eine gefährliche Routine, denn auch wenn nicht geschlossen wird, muss man immer mit einem Angriff rechnen.
Vor Angriffen bleiben sie verschont. Die Kreuzung ist zu unbedeutend und strategisch gut durch die Deutschen gesichert, ein Angriff wäre reiner Selbstmord. So bleibt der Einheit von Willi nichts anderes übrig, als das Kriegsgeschehen aus der Ferne zu verfolgen. Ungemütlich wird es nach drei Wochen, als es zu regnen beginnt. Ihre ausgehobenen Stellungen füllen sich mit Wasser und verwandeln sich ein Schlammbad.
Nach zwei unangenehmen Tagen, hatte man das Problem im Griff und die Stellungen mit Holzrosten trockengelegt. Die Polen stehen kurz vor der Kapitulation. Täglich verkündet der Führer neu Erfolgsmeldungen. Inzwischen hat der Kommandant erlaubt, dass die Truppe jede Ansprache des Führers am Radio mithören darf. Jede Erfolgsmeldung wird mit Jubel und Heil Hitler rufen bedacht.
Nach vier Wochen heisst es plötzlich zusammenpacken. Die Kompanie wird nach Krakau verlegt. Die Überwachung der Kreuzung übernimmt eine Reserveeinheit mit älteren Soldaten.
Die Verschiebung nach Krakau führt durch zahlreiche zerstörte Orte. Ihr neuer Standort liegt ausserhalb der Stadt in der Nähe des Güterbahnhofs. Sie können vorbereitete Stellungen beziehen. Die andere Kompanie wurde nach Warschau abkommandiert. In Krakau ist wesentlich mehr Betrieb als auf der Kreuzung. Die Zufahrtsstrassen zum Bahnhof mussten kontrolliert werden. Die Polen, welche auf dem Gelände arbeiten müssen, haben Ausweise bekommen. Die meisten sind Bahnarbeiter, welch nun die Zugskomposititionen zusammenstellen müssen.
Willi wird nicht bei den Kontrollposten eingesetzt. Sein Panzer steht auf einer Anhöhe und kann das ganze Gelände mit MG-Feuer erreichen. Neugierig beobachtet er das Geschehen auf dem Bahnhof. Täglich werden hunderte von Leuten in Güterwagen verfrachtet. Pro Tag verlassen zwei bis drei Züge den Bahnhof in Richtung Warschau. Die Umsiedlung der polnischen Juden ist im Gang. Hitler beginnt sofort mit der Umsetzung seines wichtigsten Kriegsziels, die polnischen Juden unter strenge Kontrolle zu bringen.
Nach einer Woche weiss jeder wie es abläuft. Die SS durchkämmt die Häuser von Krakau. Jeder Jude wird umgesiedelt, wohin genau, das weiss keiner. Es sind provisorische Lager errichtet worden. Viele werden direkt nach Warschau gebracht, wo ein jüdisches Viertel eingerichtet wird. Den grössten Teil der Wohnungseinrichtung müssen sie zurücklassen, der wird von der SS beschlagnahmt.
Die Zeit vergeht schnell, nun hüten sie bereits ein Monat lang den Bahnhof. Inzwischen ist es kalt geworden. Die Schichten für die Wachmannschaft mussten verkürzt werden, nach einer Stunde ist man praktisch steif gefroren. Da genügend Soldaten zur Verfügung stehen, ist das kein Problem. Inzwischen wird nur noch ein Zug pro Tag abgefertigt. Die SS hat Probleme, Nachschub zu liefern. Die Wachposten werden nur noch zu den Verladezeiten vollbesetzt, die restliche Zeit reicht der Posten mit der besten Sicht auf das Gelände aus.
Willi ist mit Rolf auf dem Posten eingeteilt. In Kürze beginnt das Verladen der Juden, deshalb sind jetzt auch die anderen Posten besetzt. Willi schiebt sich ein Stück vom getrockneten Pferdeschinken in den Mund. Es hat sich so eingebürgert, dass auf der Wache auf einem Stück herumgekaut wird. So bleibt man besser wach. Die zusätzlichen Kalorien sind sehr willkommen. Das Essen ist nicht schlecht, aber im Überfluss leben die Soldaten in Krakau nicht.
«Da haut einer ab!», ruft Rolf.
Willi hat sofort das MG im Anschlag und zielt auf den über die Geleise eilenden Mann. Das MG ist auf Einzelschuss eingestellt, man will Munition sparen. Nun muss er schiessen, sonst erreicht der Flüchtende noch die Güterwagen auf dem äussersten Geleise.
«Scheiss Jude!», brummte Willi, «dir werde ich es geben.»
Dann kracht der Schuss. Es dauert endlos lange, doch dann fällt der Flüchtende hin. Er hat ihn. Er hat ihn immer noch im Visier, doch er zögert mit dem nächsten Schuss. Der kann ihm nicht mehr entrinnen.
Der