Raus aus der Krise. Geri Schnell
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«Bitte beruhigen sie sich», besänftigt ihn der Arzt, «wenn sie unschuldig sind, wird sich das herausstellen, für die moderne Wissenschaft ist das kein Problem. Ich bin Doktor Marti. Bitte ziehen sie sich aus, ich muss sie untersuchen.»
Max beruhigt sich wenigstens ein bisschen und gibt sich wieder friedlicher, so dass ihn die beiden Beamten loslassen. Doktor Marti setzt seine Bemühungen fort, Max zu beruhigen. Jetzt können die beiden Beamten draussen zu warten.
Er beginnt mit der Untersuchung, Max wird Blut entnommen, dann untersucht er seinen ganzen Körper und Max muss über jeden Kratzer, der an seinem Körper auftaucht Auskunft geben und von seinem Ägyptenabenteuer gab es da doch einige, besonders von den scharfen Korallen am Strand und von seinen Kletterpartien in den Felsen am Nil.
Später werden ihm peinliche Fragen über seine sexuellen Praktiken gestellt. Welche Stellungen er bevorzugt, ob er gerne mit dem Mund befriedigt werde, ob er schon anal verkehrt habe und natürlich, ob ihn junge Mädchen oder sogar Männer, sexuell erregen.
«Nun brauche ich noch ihr Sperma», erklärt der Arzt und man kann ihm ansehen, dass es ihm auch ein wenig peinlich ist, «sie können es in dieser Kabine erledigen. Darf ich sie bitten.»
Es ist schon eine verdammt peinliche Situation für Max, aber unter diesen Bedingungen geht es einfach nicht. Dieser Umstand vermerkt der Arzt mit der Bemerkung: «Leichte Potenzprobleme!» im Protokoll.
«Versuchen sie es damit», er reicht ihm ein Pornoheftchen durch die Kabinentür. Damit soll es eigentlich gehen. Tatsächlich bringt es Max hinter sich, es ist so peinlich.
«Na endlich», brummt der Arzt mürrisch, «warum nicht gleich so.»
Max kocht wieder vor Wut, aber er nimmt sich zusammen und blieb stumm.
«So, wir wären fertig», erklärt der Arzt und ruft einen Beamten herein, «sie können Herr Meier wieder in seine Zelle bringen.»
Kurze Zeit später ist Max wieder allein in seiner Zelle. Dass man sich eine solche Behandlung gefallen lassen muss ist ungeheuerlich. Aber was kann er machen, am liebsten hätte er diesen Doktor Marti umgebracht, «Leichte Potenzprobleme!!», so ein Idiot. Was hat das damit zu tun, wenn man unter solchen Bedingungen nicht kann. Überhaupt war die ganze Untersuchung eine einzige Demütigung für ihn. Er hockt auf seinem Bett und denkt über seine Lage nach, so langsam hat er die Hoffnung aufgegeben, dass er hier schnell wieder rauskommt. Plötzlich bekommt er einen Weinkrampf.
Nach dem recht guten Mittagessen erhält er Besuch vom Pfarrer. Max hat schon lange kein Gespräch mit einem Pfarrer geführt. Er hat Probleme mit Beten, er kann sich einfach nicht vorstellen, dass das etwas helfen soll. Er ist zu der Überzeugung gelangt, dass man sich selber helfen muss. Doch nun ist Max plötzlich in eine Lage geraten, aus der er selber nicht herauskommt. Es wird ihm bewusst, dass er fremde Hilfe braucht, wie damals in Ägypten, als er ohne die Hilfe von Mustafa nicht durchgekommen wäre. Diesmal ist er auf eine andere Form von Hilfe angewiesen, nur weiss er nicht genau, wie die aussehen muss. Der Pfarrer jedenfalls scheint nicht der richtige Partner zu sein.
Der Pfarrer gibt ihm den Rat, sich einen Rechtsanwalt zu suchen. So wie seine Lage zurzeit steht, muss Max einsehen, dass es wohl das Beste ist.
«Können sie mir einen empfehlen», fragt er den Pfarrer, «bis jetzt habe ich nur bei der Scheidung einen gebraucht, aber den möchte ich nicht mehr sehen, das ist für mich abgeschlossen.»
«Ich habe da eine Liste mit allen Rechtsanwälten der Region», erklärt der Pfarrer und nimmt einige Blätter mit Adressen aus der Aktentasche, «ich kenne die Leute auch nicht gut, in ihrer Lage wird es schwer werden, dass wir einen finden, der den Fall übernehmen will. Die sind an Fällen, bei denen es viel Arbeit gibt und nur schlechte Aussichten auf normale Bezahlung besteht, nicht besonders interessiert.»
Max darf mit dem Pfarrer in ein Zimmer mit einem Telefon wechseln und dort rufen sie einige Rechtsanwälte an. Wie der Pfarrer bereits angekündigt hat, sind die meisten zu sehr beschäftigt und wollen vor ihrem Jahresabschluss nicht noch einen neuen Fall übernehmen. Schliesslich finden sie eine Frau Doktor M. Moser, welche sich bereit erklärt, den Fall zu übernehmen. Für heute reicht es allerdings nicht mehr zu einem Besuch. Sie würde versuchen, ihren neuen Mandanten morgen zu besuchen. Vor diesem Gespräch ist nicht sicher, dass sie den Fall übernimmt.
Max muss sich also damit abfinden, dass er noch eine Nacht hier verbringen muss. Dieser Gedanke ist für ihn in seiner heutigen Verfassung fast unerträglich, ausserdem quält ihn, dass er nicht mit Susi sprechen darf. Er hätte ihr gerne alles erklärt, wie das mit der Beziehung zu Rebekka genau war, sicher hätte sie Verständnis für ihn gehabt. Den Pfarrer konnte er mit seiner Geschichte überzeugen, so hat er wenigstens den Eindruck gehabt, doch bei einem Pfarrer weiss man nie so genau, ob sie ihre Meinung äussern, oder er nur das erzählt, was sein Gegenüber hören will.
Max hat auf jeden Fall einen sehr schlechten Nachmittag, wenn er noch gewusst hätte, was in der Zeitung stand, wäre es ihm noch schlechter gegangen. Den endgültigen Tiefschlag erhält er kurz vor dem Nachtessen. Ein uniformierter Polizist bringt ihm seine Koffer. Darin sind alle seine Effekten verstaut. Sie hat gar nichts vergessen. Alles ist im Koffer, sein Schachcomputer, sein Notebook, seine Pyjamas und seine gesamte Wäsche. Viel mehr besitzt er ja immer noch nicht. Durch die Tränen in seinen Augen kann er den kurzen, aber eindeutigen Brief fast nicht lesen, welcher den Koffern beigelegt ist. Darin teilt ihm Susi mit, dass sie von ihm grenzenlos enttäuscht sei, vor allem, dass er hinter jungen Mädchen herschleiche, was ja bewiesen sei, veranlasse sie, ihre Beziehung sofort zu lösen. Sie wünsche, dass er endgültig aus ihrem Leben verschwinde und sie nicht mehr belästige.
Nun ist Max wieder allein. Mit Rebekka kann er sich in nächster Zukunft sicher nicht aussprechen und Susi hat ihn mit diesem Brief so grenzenlos enttäuscht, dass er selber sie gar nicht mehr sehen will. Es wird ihm bewusst, dass ihre Beziehung nicht die grosse Liebe war, sondern doch eher eine zweckmässige Verbindung. Das hiess jedoch und das ist für Max ein schwerer Schlag, er hat soeben, seinen Job, seine Wohnung und seine letzte Bezugsperson verloren. Das Essen rührt er nicht an und hat deshalb mit dem Wärter eine heftige Diskussion, weil das Geschirr noch schmutzig ist, als der es abholen will.
«Ach, leck mich am Arsch», hat er geschrien und es hätte nicht viel gefehlt und er hätte ihm das Geschirr an den Kopf geworfen. Der Beamte hat zum Glück Erfahrung mit solchen Situationen und zieht sich sofort, ohne sich auf eine weitere Diskussion einzulassen, mit dem gefüllten Essgeschirr zurück. Max ist für die Nacht mit seinen Gedanken allein.
«Soll er sich umbringen?», fragt er sich immer wieder, «es hat ja alles keinen Sinn mehr, alles läuft gegen ihn!»
Die Verteidigerin
Am nächsten Morgen wird Max um neun Uhr ins Besuchszimmer geführt. Dort wartet er gespannt auf seine Verteidigerin. Er muss nicht lange warten und die Türe öffnet sich. Eine kleinere, nicht als schlank zu bezeichnende Frau, mit schönen dunkelblonden Haaren betritt das Zimmer. In ihren dunklen Augen erkennt Max einen unsicheren, aber freundlichen Eindruck.
«Ich bin Frau Marina Moser», stellt sie sich vor, «und Sie sind Herr Max Meier? Sehr erfreut.»
Sie geben sich die Hand und sie setzt sich ihm gegenüber an den Tisch. Langsam richtet sie sich ein und meldet sich mit gezücktem Kugelschreiber bereit.
«So, von mir aus kann's losgehen», beginnt sie das Gespräch, «noch kurz zu meiner Person, ich habe mein Studium vor einem Jahr abgeschlossen,