Raus aus der Krise. Geri Schnell
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Max erzählt der Reihe nach, wie alles passierte, beginnend bei seiner Entlassung und der Scheidung, über seine abenteuerliche Flucht bis zur verhängnisvollen Suche nach Rebi, welche ihm schliesslich diese Probleme eingebrockt hat.
«Ja, das ist eine schöne Geschichte, die sie mir da erzählen, für mich tönt es sogar glaubwürdig. Wenn ich es allerdings aus der Sicht des Staatsanwalts betrachte, könnte das natürlich ebenso eine sorgfältig vorbereitete Geschichte sein, in dieser Hinsicht verstehe ich den Staatsanwalt, dass er zuerst die Ermittlungen zu Ende führen will.»
«Steht es so schlecht um mich?», fragt Max ängstlich, «das gibt's doch nicht, ich bin wirklich unschuldig. Man kann doch nicht einen unbescholtenen Bürger einfach einsperren.»
«Doch man kann! Allerdings nicht unbeschränkt, wir müssen jetzt schnell versuchen, ihre Unschuld eindeutig zu beweisen. Nur weiss ich im Moment noch nicht, wo wir da anfangen sollen, das muss ich mir zuerst noch genau überlegen. Ihrer Freundin Susanne setzt die Sache mächtig zu. Sie schiesst mit scharfem Geschütz auf sie. Aber das wissen sie vermutlich noch gar nicht, sie durften bis jetzt noch keine Zeitungen lesen.»
Mit einem Griff in die Aktentasche holt sie einige Zeitungen hervor. Die Schlagzeilen sind nicht zu übersehen. In der Ausgabe von gestern ist noch von M. M. die Rede, in der heutigen Ausgabe heisst er schon Max. M. ein geschiedener, arbeitsloser Computerfachmann aus Olten. Wenn das so weiter geht, steht morgen bereits der volle Name mit Bild in der Zeitung.
«Dies müssen wir als erstes verhindern», erklärt Frau Moser kämpferisch, «ihnen Herr Meier, kann ich nur empfehlen, sich auf einen längeren Aufenthalt einzurichten, denn bei dieser Pressekampagne kann sich die Polizei nicht erlauben, sie laufen zu lassen, ohne dass sie von ihrer Unschuld hundertprozentig überzeugt ist. Ich brauche noch etwas Zeit, um mich mit dem Fall vertraut zu machen. Das Beste ist, wir sagen alle Termine beim Staatsanwalt ab, bis wir unser Konzept erstellt haben, es ist manchmal sehr wichtig, dass man nicht alle Karten gleich am Anfang auf den Tisch legt. Ab sofort gibt es keine Befragungen mehr, ohne dass ich anwesend bin.»
«Wenn wir uns nicht zur Vernehmung stellen, dauert es doch noch länger, bis ich meine Unschuld beweisen kann.»
«Da haben sie allerdings Recht, doch solange wir ihnen nicht beweisen können, dass sie es nicht waren, werden sie sicher nicht freigelassen. Wenn wir unsere Trümpfe zu früh auf den Tisch legen, stechen sie vielleicht nicht so gut, wie sie sollten. Sie können doch Schachspielen? Sie können auch auf Komfort verzichten? Eine Stelle haben sie, soweit ich informiert bin, auch keine mehr? Also, sie werden das schon packen, nur Mut. So, nun muss ich mich verabschieden, aber noch etwas muss ich ihnen sagen: Sobald ich nicht mehr von ihrer Unschuld überzeugt bin, werde ich mein Mandat niederlegen und das wäre für sie sehr schlecht. Ich kann sie als Frau nur verteidigen, wenn ich von ihrer Unschuld überzeugt bin. Wenn sie also schuldig sind, unterzeichnen sie diese Vollmacht besser nicht und suchen sich einen Mann als Verteidiger, der kann dafür sorgen, dass die Strafe etwas milder ausfällt. Also, Herr Meier, können sie meine Vollmacht mit ruhigem Gewissen unterzeichnen?»
«Ja, das kann ich ohne Bedenken tun», erklärt Max und setzt die Unterschrift unter die Vollmacht, «ich habe volles Vertrauen zu Ihnen.»
Damit ist die erste Sitzung mit seiner Verteidigerin beendet.
Da alle Termine mit dem Staatsanwalt abgesagt sind, muss Max den ganzen Tag in seiner Zelle verbringen. Er ist sehr deprimiert, denn es besteht keine Aussicht, dass er bald freigelassen wird. Wieso hasst ihn Susi jetzt plötzlich, was hat er ihr getan? Na gut, es war genau gesehen eben doch nur eine Zweckverbindung, die recht gut funktioniert hatte. Die grosse Liebe war es sicher nicht. Aber enttäuscht ist er trotzdem.
Den ganzen Nachmittag versucht er Schach zu spielen, in so einer ruhigen Umgebung hat er noch nie gespielt, trotzdem gelingt es ihm nicht, sich zu konzentrieren. Diese Frau Moser gibt ihm auch Rätsel auf, er weiss nicht, woran er mit ihr ist, von seiner Unschuld ist sie noch nicht ganz überzeugt, das hat er gemerkt.
Sie ist vielleicht etwas mollig, aber ihr Busen ist sehr gut entwickelt und sie wirkt auf ihn sehr sexy. Er mag es, wenn eine Frau, nicht nur aus Haut und Knochen besteht.
Vor dem Einschlafen macht er sich Gedanken über die Menschheit. Sind die Menschen von Natur aus Bestien, welche alles was schwächer ist als sie, unterdrücken? Ist das der natürliche Selbsterhaltungstrieb, schauen, dass das Schwache schwach bleibt, so dass es nicht plötzlich stärker wird? Wenn man die Reaktion der Menschen in den verschiedenen Situationen beobachtet, so muss er einsehen, dass diese Theorie etwas an sich hat. Anderseits darf er jetzt aus dieser verzwickten Situation heraus, nicht zu schlecht über die Menschen denken, es gibt auch gute. Nur hat es ein guter Mensch schwer, sich durchzusetzen. Wenn man nicht die zum Überleben nötige Härte hat, ist man zu einem Schattendasein verurteilt.
Langsam gewöhnt sich Max an den Gefängnisalltag. Er besteht meistens darin, dass er am Morgen mit Frau Moser eine Unterredung hat. Was die schmutzige Pressekampagne betrifft, hält sie ihn auf dem Laufenden. Sie stellen sich auch wieder den Verhören des Staatsanwalts, es ist unmöglich, was die alles wissen wollen, zum Glück ist Frau Moser dabei, die doch viele der persönlichen Fragen zurückweist.
«Das hat nichts mit dem Fall zu tun», stellt sie fest und der Staatsanwalt verzichte auf die Frage, oder formuliert sie anders. Max gewinnt langsam Vertrauen zu Frau Moser, oder Marina, so nennt er sie in seinen Gedanken.
Max hat es jetzt plötzlich nicht mehr eilig, aus dem Gefängnis zu kommen. Er freut sich auf die täglichen Unterredungen mit Frau Moser, welche, wie er inzwischen erfreut festgestellt hat, eigentlich ein Frau Moser ist. Das lange Studium verhinderte bis jetzt, dass sie sich verheiraten konnte. Sie ist auch fest entschlossen, mindestens das Studiengeld wieder hereinzuholen, bevor sie heiraten will. Somit ist sie dazu verurteilt, noch einige Zeit zu praktizieren.
Die Bemühungen von Marina gelten zuerst dem Alibi für die Tatzeit. Da die Tatzeit nie genau festgelegt werden konnte und nach so langer Zeit auch kein lückenloser Zeitplan für den fraglichen Tag gelingt, muss sie diese Bemühungen schlussendlich einstellen. Die Resultate der medizinischen Untersuchung werden vom Staatsanwalt noch unter Verschluss gehalten. Danach setzt sie auf das Protokoll der Befragung von Rebekka. Sie muss damit drohen, dass sie Rebekka selber befragen will, wenn ihr das Protokoll der Befragung nicht ausgehändigt wird. Sie studiert daraufhin die Aussagen des Mädchens. Sie decken sich eigentlich recht gut mit den Aussagen von Max. Nur die Frage, ob sie Angst vor Max gehabt habe, beantwortet sie schlussendlich mit ja und das ist für Max nicht günstig. Es wäre von Vorteil, wenn sie diese Aussage etwas präziser haben könnte, oder wenn sie wüsste, ob sie unter einem gewissen Druck zustande kam. Aber vorerst wird sie auf eine Befragung von Rebekka verzichten, sie allein bringt nicht den Durchbruch. Man muss auf die medizinische Untersuchung warten. Ein grosses Problem sind die sogenannten Insiderinformationen, über welche Max verfügt, die anscheinend nur der Täter wissen konnte. Max beteuert, dass er diese Infos, durch abhören des Polizeifunks erfahren hatte. Eigentlich dürfen Polizeibeamte über solche Dinge nicht am Funk sprechen. Sie muss jemand suchen, der auch denselben Funkspruch empfangen hat. Keine leichte Aufgabe, da es verboten ist, den Polizeifunk abzuhören.
Zu einem sehr grossen Problem werden die Berichte in den Zeitungen. Paul und Susanne drücken tüchtig auf die Tube. Jeden Tag bringen sie neue Einzelheiten über Max M. Heute ist sogar schon ein Bild von Max in der Zeitung, sein Gesicht wird noch unkenntlich gemacht, aber lange wird es nicht dauern und dann sind auch diese Balken verschwunden.
Die Verhöre mit der Staatsanwaltschaft verlaufen für das Duo, Max und Marina nicht besonders erfolgreich. Der Staatsanwalt ist sehr hartnäckig und da das Alibi löchrig bleibt, hat man es schwer, sich erfolgreich zu verteidigen. So wagt es Marina nicht, einen Antrag auf eine Haftentlassung zu stellen.