Die Göttliche Komödie. Dante Alighieri
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Читать онлайн книгу Die Göttliche Komödie - Dante Alighieri страница 23
Man heißt sie dort nach altem Ruf die Blinden,
Voll Geiz, Neid, Hochmut, faul an Schal und Kern—
Laß rein dich stets von ihren Sitten finden,
So großen Ruhm bewahrt dir noch dein Stern,
Daß beide Teile hungrig nach dir ringen,
Doch dieses Kraut bleibt ihrem Schnabel fern.
Das Fiesolaner Vieh mag sich verschlingen,
Sich gegenseits, doch nie berührs ein Kraut,
Kann noch sein Mist hervor ein solches bringen,
In dem man neubelebt den Samen schaut
Von jenen Römern, welche dort geblieben.
Als man dies Nest der Bosheit auferbaut."
"War einst, was ich gewünscht, des Herrn Belieben,"
Entgegnet ich, "gewiß, ihr wäret nicht
Noch aus der menschlichen Natur vertrieben.
Das teure, gute Vaterangesicht,
Noch seh ichs vor betrübtem Geiste schweben,
Noch denk ich, wie ihr mich im heitern Licht
Gelehrt, wie Menschen ewgen Ruhm erstreben,
Und wie mir dies noch teuer ist und wert,
Soll kund, solang ich bin, die Zunge geben.
Was ihr von meiner Laufbahn mich gelehrt,
Bewahr ich wohl—Werd ich die Herrin schauen
Nebst anderm Text wird mir auch dies erklärt.
Dem aber, will ich, sollt ihr fest vertrauen:
Ists nur mit dem Gewissen wohlbestellt,
Dann macht kein Schicksal, wies auch sei, mir Grauen.
Mir ist nicht neu, was eure Red enthält.
Doch mag der Bauer seine Hacke schwingen
Und seinen Kreis das Glück, wies ihm gefällt."
Rechts kehrte sich Virgil, indem wir gingen,
Nach mir zurück und sah mich an und sprach:
"Gut hören, dies behalten und vollbringen."
Ich aber ließ drum nicht im Sprechen nach,
Und wünschte die berühmtesten zu kennen
Von den Genossen dieser Pein und Schmach.
Drauf Herr Brunett: "Gut ist es, einge nennen,
So wie von andern schweigen löblich scheint,
Auch würd ich nicht von allen sagen können.
Gelehrte sind und Pfaffen hier vereint
Von großem Ruf, die einst besudelt waren
Mit jenem Fehl, den jeder nun beweint.
Franz von Accorso geht in diesen Scharen,
Auch Priscian, und war dirs nicht zu schlecht,
Vorhin so schnöden Aussatz zu gewahren,
So sahst du jenen, den der Knechte Knecht
Zwang, nach Vicenz vom Arno aufzubrechen,
Allwo der Tod sein toll Gelüst gerächt.
Gern sagt ich mehr—doch mit dir gehn und sprechen
Darf ich nicht länger, denn schon hebt sich dicht
Ein neuer Rauch auf jenen sandgen Flächen.
Auch naht hier Volk, von dem mich das Gericht
Geschieden hat—Mein Schatz sei dir empfohlen,
Ich leb in ihm noch—mehr begehr ich nicht."
Hier wandt er sich, die andern einzuholen,
Wie nach dem Ziel mit grünem Tuch geziert.
Der Veroneser läuft mit flüchtgen Sohlen,
Und schien, wie wer gewinnt, nicht wer verliert
Sechzehnter Gesang
Ich war am Ort, wos widerhallend brauste
Vom Wasser, das da stürzt ins nächste Tal,
Als ob ein Schwarm von Bienen summt und sauste;
Da rannten Schatten her, drei an der Zahl,
Und trennten sich von einer größern Bande,
Die hinlief durch des Feuerregens Qual,
Und schrien: "Halt du, wir sehn es am Gewande
Dir deutlich an, du bist hierher versetzt
Aus unserm eignen schnöden Vaterlande."
Ach, alt und neue Wunden, eingeätzt
Von Flammen, sah ich nun in ihrem Fleische,
Und noch voll Mitleid denk ich ihrer jetzt.
Mein Meister horcht auf dieses Schmerzgekreische
Und sah mich an und sprach: "Hier harren wir!
Bedenke jetzt, was Höflichkeit erheische.
Denn wäre nicht der Feuerregen hier,
Nach der Natur des Orts, so würd ich sagen:
Die Eile zieme, mehr als ihnen, dir."
Ich stand und hörte neu ihr altes Klagen;
Zu uns gekommen waren alle nun,
Da sah ich sie sich selbst im Kreise jagen.
Wie nackende gesalbte Kämpfer tun,
Die Griff und Vorteil zu erforschen pflegen,
Indessen noch die Püff und Stöße ruhn;
So sah ich sie im Kreise sich bewegen,
Mir immerdar das Antlitz zugewandt,
Und Hals und Fuß an Richtung sich entgegen.
Und einer sprach: "Wenn dieser lockre Sand
Und unsre Not uns nicht verächtlich machte.
Und unsre Haut, so rußig und