Die Hofnarren der Republik. Fritz Rabensteiner

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Die Hofnarren der Republik - Fritz Rabensteiner

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Distanzeinstellungen sorgten für Verwirrung: Wer etwa nur in einem 50-Kilometer-Umkreis von Wien nach einem Handy suchte, erhielt als Antwort drei Shops: einen 190 Kilometer entfernten Tennisshop in Friesenegg, einen Elektroshop in Klagenfurt und einen Handyshop in St. Johann in Tirol. Besonders kurios: Schramböck hatte bei der Präsentation ebenfalls angekündigt, dass die Plattform sich an heimische Betriebe richte, „die nicht mit Amazon zusammenarbeiten wollen oder können“. Wer allerdings nach „Kinderdirndl“ suchte, landete mit einem Klick direkt auf der Amazon-Homepage. Das kollektive Urteil: Das Kaufhaus Österreich, gedacht als Unterstützung für die heimischen Betriebe während der Corona-Pandemie, war ein Riesenflop. Kritik wurde zunächst abgeschmettert. „Man müsse die Kirche Dorf lassen“, hieß es seitens der Verantwortlichen. Als der Unmut der Nutzer aber immer größer wurde, verließ Mahrer das sinkende Schiff. In einem Interview nahm er deutlich Stellung und schob die Schuld auf Schramböck. Darauf angesprochen, ob er den „Bauchfleck“ Kaufhaus Österreich auf seine Kappe nehme, antworte Mahrer: „Ich hätte mir das Projekt des Wirtschaftsministeriums selbst genauer ansehen sollen. Da hätte man mehr draus machen können. Als Digitalisierungsexperte ärgere ich mich über alle Maßen. Gut gemeint heißt eben leider nicht immer gut gemacht.“ Wäre diese Blamage im Jahre 1782 passiert, dann hätte Johann Wolfgang von Goethe seine Ballade vom Erlkönig ein wenig anders formuliert.

      Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

      Es ist die Schramböck mit ihrem Kind.

      Sie nennt es Kaufhaus Österreich,

      das wird ihr bisher größter Streich.

      Sie kannte das Netz, das musste sie ja

      als Chefin der Telekom Austria.

      Doch ganz ohne Daten, ojeh, ojeh,

      da findet dich niemand im www.

      Lieb Harald mein, darf ich es wagen

      nach Datensätzen dich zu fragen?

      Ihr habt doch in der Wirtschaftskammer

      zigtausende, das wär ein Hammer.

      Der Bezos, der Loser, der zitterte schon,

      jetzt war’s vorbei mit der halben Portion.

      Amazon, Facebook, Google und Co,

      eins war gewiss, die geben w.o.

      Auf unserer Plattform, da findet man alles,

      kein Klumpert von auswärts, nur nationales.

      Hemden und Socken, ein neues Shampoo,

      Obst und Gemüse, ein Besen für’s Klo.

      Ach Harald, ach Harald, jetzt lohnt sich dein Mut,

      ich bin mir ganz sicher, das wird richtig gut.

      Halt ein, liebe Gretl, so mach doch mal Pause.

      Du siehst schon ganz blass aus, komm, iss deine Jause.

      Oh Harald, oh Harald, mein Kopf wird mir schwer!

      Bleib ruhig, liebe Gretel, der meine ist leer.

      Wir haben erschaffen, was niemand gewagt,

      mit Mühe und Plage und niemals verzagt.

      Der Shop ging ans Netz, die Kunden, sie lachten,

      er war nicht so gut wie die beiden wohl dachten.

      Sie verbrannten Zigtausende, ganz ohne Not,

      es fehlte die Ahnung, das Kaufhaus war tot.

      Die Gretel aus den Bergen

      Nach ihrer Schulzeit in den Tiroler Bergen zog es Margarete Schramböck 1989 nach Wien, ihrem späteren Feindbild. Dort absolvierte sie ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität. Ende der 90er promovierte sie dort, ehe sie im französischen Lyon einen Master of Business Administration (MBA), die teure Eintrittskarte in weltweite Unternehmensnetzwerke, abschloss. Das sollte sich auszahlen: bei der ehemaligen französischen Telekommunikationsfirma Alcatel begann ihre Konzern-Karriere. Nach mehreren Stationen, untern anderen als Managing Director beim IT-Dienstleister Dimension Data Austria, wechselte sie zu A1 Telekom Austria. Dort bekam ihre bis dato steile Karriere den ersten Knacks: die mexikanischen Investoren bei A1 setzten im Oktober 2017 ihre Absetzung als Chefin des Konzerns durch. Lange blieb sie allerdings nicht arbeitslos. Sebastian Kurz holte sie im Dezember 2017 als Wirtschaftsministerin in sein türkises Team. Trotzdem wurde sie bei ihrer Nominierung zunächst als vorgeblich „parteilose“ Ministerin inszeniert, ehe sie dann kurze Zeit später in den Landesvorstand der ÖVP geschickt wurde. Politik ohne Partei, das funktioniert auch für Schramböck nicht. Schramböck steht für eine kompromisslos türkise Arbeits- und Wirtschaftspolitik, die sich vor allem in drei Positionen zusammenfassen lässt: 12-Stunden-Tag, Erhöhung des Drucks auf Arbeitssuchende und Wien-Bashing. Für Schramböck sind die Einschränkungen des umstrittenen 12-Stunden-Tages halb so schlimm. Es gibt ja Facebook! So sagte sie: „Wir haben die digitalen Medien, es gibt keinen Grund mehr, heute zu erklären, ich kann nicht mit meinen Freunden in Kontakt bleiben, weil, das findet digital statt.“ Dass Schramböck konzernfreundliche Politik betreibt, ist angesichts ihrer Karriere kein Wunder. Der Unterschied zwischen Politik und Wirtschaft ist ihr nach ihrer kurzen Amtszeit noch nicht ganz bewusst. Kostenloses „Greenwashing“ aus dem Ministerium ist allerdings neu: „Unsere Kunden sind die Unternehmen, und die haben sich vorher schon für die Umwelt eingesetzt.“ Während die Ministerin Unternehmen als Kunden der Politik – die diese eigentlich regulieren sollte – sieht, sind ihr Arbeitssuchende ein Dorn im Auge. So klagt sie über die sogenannten „Zumutbarkeitsbestimmungen“. Diese sehen einen gewissen Schutz von Arbeitsuchenden vor. Den Schutz würde sie allerdings gerne auflockern: „Die Zumutbarkeitsbestimmungen sind nicht so, dass man einen arbeitslosen Koch aus Wien verpflichten kann, nach Tirol zu gehen. Das halte ich bei jungen Menschen ohne Betreuungspflichten nicht für zielführend.“ Man darf also gespannt sein, ob der prekär arbeitende Koch aus Wien bald nach Tirol oder Vorarlberg pendeln muss – und sich darin üben kann, seine Beziehung mit Hilfe von Facebook aufrechtzuerhalten. Vielleicht sollten sich die arbeitssuchenden Köche aber mal bei der Ministerin persönlich informieren, wie man mit all dem Druck am besten umgeht. Denn Schramböck hat eine dubiose Zusatz-„Ausbildung“: So hatte sie acht Jahre lang einen Gewerbeschein als Energetikerin. Ob sie die Kurse zusammen mit HC Strache belegte, der sich laut Profil einen Schamanen ins Vizekanzleramt geholt haben soll, ist nicht bekannt. Bis Jänner 2018 wäre sie jedenfalls befugt gewesen, mit Pendeln oder Wünschelruten zu wedeln, um Störfelder im Körper oder Wasseradern zu erkennen. Auch Lichtquellen, Musik, Aromastoffe und Edelsteine sollen Teil ihrer ominösen „Ausbildung“ gewesen sein. Gearbeitet habe sie allerdings nie als Energetikerin, so Schramböck.

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