Mein Leben mit dir hat bereits begonnen. Christine Schöpf

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Mein Leben mit dir hat bereits begonnen - Christine Schöpf

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      Mein Leben mit dir hat bereits begonnen

      Chanjobe

      © 2020 Chanjobe

      Autor: Christine Schöpf

      Umschlaggestaltung, Illustration: Christine Schöpf

      Korrektorat: Katja Kraft, Jola Kempner

      ISBN:

      Das Werk, seine seine Teile, ist urheberrechtlich gehört. Jede Verwertung ist ohne Angaben des Verlages und des Autors unzulässig. Dies vergoldet wird für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Sicht und Sicht Zugleitungmachung.

      -1-

      „Hören Sie mir noch zu- Frau Lange…?“

      Nelly drehte langsam den Kopf vom Fenster zu Herrn Dr. Schumacher, und so langsam wie sie den Kopf bewegte, so langsam tauchte sie auch wieder im hier und jetzt ein.

      „Ja, nein, es tut mir leid, Herr Doktor. Könnten sie das bitte noch einmal wiederholen?“.

      Der Arzt sah sie mitfühlend an, kam um den Schreibtisch auf sie zu und hockte sich vor sie, um ihre zusammen gepressten Hände in seine zu nehmen.

      „Frau Lange, wie viele Stunden haben sie heute geschlafen?“

      Die warmen Hände taten gut, aber die Nähe des Arztes und seine Fürsorge waren Nelly zu viel. Sie drückte ihren Rücken durch, setzte sich aufrecht auf ihren Stuhl und entzog ihm langsam ihre Hände.

      „Wir haben alle nicht viel Schlaf bekommen…ich weiß es nicht, aber ich habe geschlafen…“

      Sie versuchte ein Lächeln, aber sie merkte selber, dass es eher eine Grimasse wurde.

      „Könnten Sie bitte Ihre letzten Sätze noch einmal wiederholen?“

      Dr. Schumacher stand auf und lies sich mit einem Stöhnen in seinen Sessel fallen.

      „Frau Lange, die Krankheit ist bereits schneller fortgeschritten als wir anfänglich für möglich gehalten haben. Es tut mir leid, aber wir rechnen leider mittlerweile nur noch mit einer Lebenserwartung von max. 3-4 Monaten. Ich weiß, dass sie nicht verheiratet sind und ich würde Ihnen deshalb empfehlen sehr zeitnah die notwendigen Unterlagen fertigzustellen.“

      Herr Dr. Schumacher beugte sich über dem Schreibtisch zu Nelly hinüber.

      „Ich hatte Ihnen die Unterlagen für die Patientenverfügung und die Anschrift des Spitals aus der Schweiz gegeben- sind Sie da schon weitergekommen, oder darf ich Ihnen hierbei helfen?“

      Nelly nickte langsam mit dem Kopf, sie hatte bereits Kontakt mit dem Spital aufgenommen und man hatte ihnen einen Platz in Aussicht gestellt. Alle waren dort sehr freundlich gewesen und sie hatte nun weniger Angst dort hinzufahren.

      „Ja, ich habe alles auf den Weg gebracht. Die Patientenverfügung ist nicht so einfach zu formulieren, aber in dem Spital haben sie geschultes Personal was uns helfen möchte. Die Sterbehilfe in der Schweiz ist gut organisiert. Trotzdem Danke für Ihr Hilfe.“

      Nelly stand auf, „Kann ich das Rezept jetzt mitnehmen?“

      Herr Dr. Schumacher reichte ihr das Rezept über den Schreibtisch.

      „Sie können es unten in der Apotheke direkt einlösen. Ich hatte bereits heute Morgen, nach ihrem Anruf, in der Apotheke nebenan Bescheid gegeben, und es ist mit der 9 Uhr Lieferung mitgekommen. Sparen Sie damit nicht, er kann so viel davon nehmen wie er glaubt zu brauchen.“

      Der Dr. hielt inne, er war sich nicht sicher, ob sein Gegenüber ihm überhaupt noch zuhörte.

      „Frau Lange, ich werde morgen Mittag bei ihnen vorbeischauen.“

      Er stand nun auch auf und reichte ihr die Hand.

      „Ich sagte es Ihnen schon einmal, scheuen sie sich nicht mich auch nachts anzurufen, wenn sie Hilfe brauchen. Wie sie wissen, wohne ich nicht weit von ihnen entfernt und könnte innerhalb von 15 Minuten bei Ihnen sein.“

      Er lächelte sie aufmunternd an und drückte fest ihre Hand zum Abschied.

      „Danke Herr Doktor, vielleicht komme ich darauf zurück.“

      „Frau Lange...,“ sie hatte bereits die Türklinke in der Hand und drehte sich noch einmal um,

      „Frau Lange, bitte tun sie uns allen den Gefallen, und denken sie in dieser schweren Zeit auch mal an sich.“

      Nelly schaute den Doktor etwas irritiert an: „Danke Herr Dr. Schumacher, das mache ich.“

      Als sie vor die Tür trat fegte ihr ein kalter Wind ins Gesicht und sie hielt ihre Jacke fester zusammen. Die Apotheke lag direkt neben dem Ärztehaus und hätte sie die Medikamente für Benno nicht so dringend benötigt, wäre sie einfach die Straße immer weiter entlang gegangen ohne anzuhalten.

      Sie liebte den Wind in ihren langen Haaren, wie er an ihrem Körper zog und schubste, ihre Wangen massierte und sie versuchte, wie ein Blatt über die Straße zu wehen.

      ,Mal an sich denken,‘ die Worte von dem Doktor gingen ihr durch den Kopf. Wann hatte sie das letzte Mal an sich gedacht? Nelly schüttelte den Kopf und blieb vor dem Schaufenster der Apotheke stehen und betrachtete ihr Spiegelbild, ohne sich aber wirklich wahrzunehmen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal an sich gedachte hatte.

      ,Noch nie,‘ dachte Nelly und schalte sich sofort selbst in Gedanken.

      ,Herrgott noch mal, du Dramaqueen! Jetzt übertreib doch nicht wieder so maßlos.‘ Nelly schlang ihre Arme um sich, nicht nur weil sie in ihrem zu dünnen Mantel fror, sondern auch, weil sie sich so einsam und verloren fühlte.

      ,Was wäre passiert,‘ dachte Nelly, wenn ich mal an mich gedacht hätte, wenn ich mir mal nicht egal gewesen wäre?‘

      Ihre Gedanken schweiften zu Benno.

      Sie hatte Benno in der Oberstufe kennengelernt. Er war neu nach Düsseldorf gezogen und der Vertrauenslehrer hatte sie damals gebeten, Benno ein wenig in der Schule rumzuführen. Benno hatte ihr vom ersten Tag an den Hof gemacht und Nelly musste sich eingestehen, dass ihr das gefiel. Sie wurde noch nie zuvor umworben und ohne weiter darüber nachzudenken, was sie wirklich wollte und was das Leben noch für sie bereit hielt, wurde Benno ihr erster fester Freund. Nelly hatte sich nicht Hals über Kopf in Benno verliebt, so wie sie es aus Erzählungen von Freundinnen her kannte. Nelly war streng erzogen worden, und hatte sich nie für allzu wichtig gehalten oder gar etwas nur für sich gewollt, aber Benno gab ihr das Gefühl geliebt zu werden und das war ihr genug. Mehr hatte Nelly nicht gebraucht und gewollt.

      Das war bereits 7 Jahren her. Beide hatten ihr Abi gemacht und Nelly hatte ihr Architekturstudium begonnen und Benno seine Bank Karriere gestartet. Sie hatten sich die Wohnung gekauft und sie waren zufrieden, eine Beziehung ohne Höhen und Tiefen. Benno hatte einen guten Job bei der Bank und Nelly hatte den Bachelor bereits in der Tasche und war jetzt im letzten Jahr zum Master.

      Nelly hatte glaubt, dass es ihnen gut ginge.

      Sie zog ihre Jacke noch fester an sich.

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