Verwehte Spuren. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Verwehte Spuren - Franz Treller страница 16
»Wollen im Schlamm versinken, wie?«
Der Konstabel sagte nachdenklich: »Wir hörten schon vor Jahren, als die Pferdediebstähle bei uns so arg waren, daß in einem der Sümpfe hier oben am Muskegon sich ein Schlupfwinkel der Gesellen befinde. Wir konnten nur nie erfahren, wo. Also das war hier? Die Kerls haben darin festen Boden und kennen natürlich eine sichere Furt, die ja wohl hier in der Nähe sein muß.«
Der Indianer betrachtete das Wasser dicht am Ufer und ging, langsam und vorsichtig, die Büchse schußfertig in der Hand, daran hin. Nach etwa hundert Schritten blieb er stehen und sagte zu den beiden Männern, die ihm leise und vorsichtig, gleichfalls mit schußfertigen Waffen, gefolgt waren: »Hier Furt.«
»Woran siehst du das?«
»Er führen, um zu täuschen, Pferde am Ufer im Wasser hierher. Da gegangen, Pferde treiben auf ihrem Wege Blätter und Wasserlinsen hinweg, er kommen hinter ihnen wieder langsam zusammen aber nicht ganz dicht er kleiner dünner Streifen bis hierher dort nicht mehr Streifen, hier Furt, Pferde nicht weiter am Ufer gehen.«
»Bei Jove, Indianer,« sagte Weller, »du bist ein bewundernswerter Bursche auf der Fährte. Jetzt,« wandte er sich an den nicht minder über den Scharfsinn des Indianers erstaunten Jones, »erhaltet Ihr Eure Pferde und ich hoffentlich meinen Morris, und zwar lebendig. Gehen wir zurück.«
Leise wurde den andern mitgeteilt, was das Resultat ihres Forschens gewesen sei.
»Ja,« sagte Grover zu Edgar, »wenn John nüchtern ist, ist er im Walde nicht mit Gold aufzuwiegen.«
»Was aber nun?« begann der Konstabel. »Die Nacht bricht bald herein, wir müssen hier in der Nähe lagern und die Furt bewachen lassen, Männer, kalkuliere ich. Können heute nichts mehr tun, müssen alles auf morgen versparen. Ist's nicht so, Männer?«
»Hast recht, Konstabel, wollen so tun. Möchte in den blutigen Sumpf heute nicht hineinreiten. Wollen ein Lager beziehen, etwas in den Wald hinein, und morgen dann sehen,« sagte Jones. Alle waren damit einverstanden. Zwei der jüngeren Leute wurden bestimmt, die Furt zu bewachen, bis man sie ablösen würde, mit dem strikten Befehl, sowie etwas Verdächtiges sich zeige, eine Büchse abzufeuern, und die andern ritten langsam einige hundert Schritte in den Wald hinein, wo sie eine lichtere Stelle fanden. Dort stiegen sie ab und richteten sich, zu lagern. Die Pferde wurden angebunden und von dem mitgebrachten Hafer gefüttert, die Männer nahmen ihre wollenen Decken und legten sich nieder. Mundvorrat wurde hervorgezogen und ihm nach scharfem Ritte kräftig zugesprochen. Während anfänglich die Meinung vorherrschte, es sei unvorsichtig und werde die Verfolgten warnen, wenn Feuer angezündet würden, glaubte man endlich doch bei der Entfernung vom Feinde und der bewachten Furt es wagen zu dürfen, besonders da die Kühle des Abends sich bemerklich machte, das erwärmende Element hervorzurufen. Bald loderten Holzstöße empor, um welche sich die Farmer behaglich niederließen. Grover und seine beiden Gäste saßen zusammen.
»Nun, Fremde, wie gefällt euch eine solche Jagd?«
Die beiden Deutschen hatten während des Rittes alle Vorgänge aufmerksam verfolgt, und absonderlich die von so scharfer Beobachtungsgabe zeugenden Wahrnehmungen des Indianers angestaunt, ohne sich indessen durch Fragen etwa störend in den Gang der Dinge einzumischen. Beide waren erfahrene Waldleute nach europäischer Art und erprobte Krieger und wußten, daß man auf der Jagd oder vor dem Feinde Schweigen beobachtet.
»Es ist für mich,« entgegnete Graf Edgar, »ungewöhnlich interessant, einer solchen Aktion beizuwohnen, und ich bewundere die Energie und die Klugheit, mit welcher hierbei zu Werke gegangen wird, besonders von Leuten, die doch eigentlich das Kriegshandwerk nicht treiben.«
»Kalkuliere, Mann,« sagte lächelnd sein Wirt, »seid in einem gewaltigen Irrtum. Sind kaum zwei unter uns, die nicht schon Kugeln gewechselt hätten, sei's mit diebischen Rothäuten oder Liebhabern von Pferdefleisch, wie wir sie hier vor uns haben. Ja, die älteren von uns haben im großen Kriege gefochten und die Kanonen krachen hören. Sind hier an der Grenze der Zivilisation, muß jeder sich seiner Haut wehren können. Hat 's Gesetz hier kaum noch Macht, habt's gestern abend gehört, müssen Männer da sein, die ihm mit der Büchse Geltung verschaffen. Sind alle solche Männer hier; sollt schon sehen, wie sie fechten, wenn's nötig wird.«
»Ich glaube es,« sagte der junge Mann, »und nehme nicht ohne aufrichtige Bewunderung diese selbstbewußte Manneskraft, die sich selbst zu ihrem Rechte verhilft, wahr.«
Etwas entfernter vom Feuer saß der Indianer und rauchte ruhig seine Pfeife.
»Willst du einen Schluck Rum, John?« fragte Grover.
»Athoree trinkt nicht Rum auf Kriegspfad.«
»So, meinst du, wird's ein Fechten geben?«
»Werden fechten, wenn nicht davonlaufen können.«
Indem nahten der Konstabel und Jones dem Feuer und ließen sich neben Grover nieder.
»Müssen nun doch einmal beraten, Männer, was morgen zu tun ist,« sagte der Konstabel, »rücke einmal näher, Rothaut, wir brauchen deinen Rat.«
Der Indianer ließ sich näher am Feuer nieder.
»In den Sumpf sind sie, das ist ein Fakt,« äußerte der Konstabel, »wie aber kommen wir hinein oder wie treiben wir die Burschen heraus? Angesichts von vier Büchsen durch die Furt eines Sumpfes zu reiten, ist sicherer Tod. Sagt einmal Eure Meinung, Grover.«
Dieser kratzte sich am Kopfe.
»Kalkuliere, ist eine heikle Sache. Wenn die Kerle Proviant haben, können sie es aushalten. Wer hätte geahnt, daß sie so nahe hier einen solchen Schlupfwinkel haben; selbst der Indianer, der durch seine Jagden die Gegend weit und breit kennt, wußte nichts davon, und was der für eine Spürnase hat, wißt ihr ja.«
»Was meint John dazu?«
Nach einer Weile des Nachdenkens sagte dieser: »Iltis schlau genug, ich denken, er nicht gehen in Bau mit nur einer Röhre.«
»Was meinst du damit?«
»Er laufen in aller Eile von Jones' Wald hier in Sumpf, geben nicht viel Mühe, Spur zu bergen, wissen ganz gut, daß bald hinter ihnen her. Denke, gibt noch andern Ausweg hier.«
»Das wäre verwünscht. Was aber dann tun? Wenn du das meinst, müßten wir doch den Sumpf umzingeln.«
»Er viele Meilen weit,« entgegnete der Indianer. »Müssen warten. Kannst in der Nacht nicht reiten im Wald, Konstabel, und die dort auch nicht. Sind sie noch darin, reiten morgen weg bei Tageslicht, sind sie schon fort, müssen dann Spur aufnehmen, das alles!«
Damit erhob sich der Indianer, hüllte sich in seine wollene Decke und legte sich, den Sattel unter dem Kopf, an einem nahen Baume schlafen.
»John hat recht, Grover; vor Tagesanbruch läßt sich nichts machen,« ließ der Konstabel sich vernehmen. »Wollen morgen sehen. Gute Nacht.« Damit ging auch er vom Feuer hinweg und suchte sich eine Ruhestätte.
Grover sagte: »Ist nichts zu tun vor morgen, Jones, müssen's abwarten.«
»Ja,« sagte dieser seufzend und schritt davon, dem Konstabel nachzuahmen.
»Bleibt nichts Besseres, Fremder, als zu schlafen, um morgen frisch zu sein,« und auch Grover wählte sich einen