Reiner Mothes: Meine Seefahrt. Reiner Mothes
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Über meine Kleidung hast du ja immer gemeckert. Dabei kam ich nie in Arbeitsklamotten zu euch. Für uns Seeleute galt damals ein ungeschriebenes Gesetz zum Kleidungsthema: Wer das Schiff verlässt, wird spätestens beim Betreten der Gangway zum Sea-Lord. Dann hatte man auch entweder wirklich Geld in den Taschen oder gar kein Geld. Wer nur wenig Bargeld gespart hatte, der blieb an Bord, denn schon der Beginn des Landgangs im Taxi war überall teuer. Einen kostenfrei organisierten Service für die Seefahrt vom Schiff zur Stadt gab es nur in Ostblockländern. Aus welchen Gründen auch immer. Mancher Sea-Lord würgte sich gelegentlich den bunten Tampen um den Hals, dessen verflixter Knoten in keinem Lehrbuch abgebildet war. Noch auf halbem Weg in den Ort mussten wir uns manchmal umziehen. Danach konnte das beginnen, was man heute Event nennt. Onkel Rudi wolle gern mitgehen, aber du hattest immer etwas dagegen einzuwenden. Rudi war eben kein Sea-Lord mehr, nachdem er an Land gegangen war. Erinnerst du dich? PS: Was man heute Event nennt, hieß bei uns „die Sau raus lassen“. Das war immer gemütlich.
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