Vom Winde verweht. Margaret Mitchell

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Vom Winde verweht - Margaret Mitchell

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ein Miniaturbildnis von Ellen - sie warf es mit einem Aufschrei zu Boden -, vier Briefe von ihrer eigenen Hand an Philippe Robillard und die kurze Mitteilung eines Priesters aus New 0rleans, der ihr den Tod ihres Vetters bei einer Schlägerei in einer Bar anzeigte.

      »Sie haben ihn vertrieben. Vater, Pauline und Eulalia. Sie trieben ihn fort! Ich hasse sie alle, alle! Ich will sie nie wiedersehen! Weg will ich, weg und keinen von ihnen wiedersehen, weder die Stadt noch irgend etwas, was mich an ihn erinnert.«

      Als die Nacht fast vorüber war, hatte Mammy, die sich über den Kummer ihrer Herrin selbst die Augen ausgeweint hatte, Einspruch erhoben: »Aber Liebling, das kannst du nicht.«

      »Das will ich aber. Mr. 0'Hara ist ein guter Mann. Ich tue es, oder i ch gehe nach Charleston ins Kloster.«

      Die Drohung mit dem Kloster gewann schließlich die Zustimmung des ganz verstörten, tiefgetroffenen Pierre Robillard. Er war strenger Presbyterianer, trotz seiner katholischen Familie, und der Gedanke, seine Tochter könnte Nonne werden, war ihm schrecklicher als die Heirat mit Gerald 0'Hara. Schließlich war ja gegen den Mann nichts weiter einzuwenden, als daß er nicht aus bester Familie stammte.

      So kam es, daß Ellen Savannah den Rücken kehrte, um es niemals wiederzusehen, und mit ihrem nicht mehr jungen Mann, mit Mammy und zwanzig bediensteten Farbigen nach Tara reiste.

      Im nächsten Jahr wurde das erste Kind geboren. Sie nannten es Katie Scarlett nach Geralds Mutter. Gerald war enttäuscht, weil er sich einen Sohn gewünscht hatte, aber er freute sich dann doch so sehr über die kleine schwarzhaarige Tochter, daß er jedem Sklaven auf Tara Rum ausschenken ließ und sich selbst einen tosenden, seligen Rausch antrank.

      Wenn Ellen ihren jähen Entschluß je bedauerte, so bekam es jedenfalls niemand zu wissen, am allerwenigsten Gerald, der vor Stolz schier bersten wollte, sooft er sie ansah. Ellen hatte Savannah und seine Erinnerungen hinter sich gelassen, und von dem Augenblick ihrer Ankunft auf Tara an wurde Nordgeorgia ihre Heimat.

      Ihr Vaterhaus, das sie auf immer verlassen hatte, war in seinen Umrissen schön und fließend wie ein Frauenleib oder wie ein Schiff mit vollen Segeln gewesen: ein blaßrosa Stuckhaus im französischen Kolonialstil, das zierlich vom Boden aufragte, mit geschwungenen Treppen und spitzenzarten Geländern; ein dämmeriges, üppiges Haus, freundlich und unnahbar. Mit ihm zugleich hatte sie die ganze Kultur zurückgelassen, die dort beheimatet war, und sie fand sich in einer so fremden Welt wieder, als hätte sie einen ganzenErdteil durchquert.

      Nordgeorgia war ein rauhes Land, bewohnt von einem wetterharten Volk. Auf der Hochebene, am Fuß der Blue Ridge Mountains, wogten die rötlichen Hügel, so weit das Auge reichte. Riesige Blöcke des granitenen Kerns traten überall daraus hervor, von hageren Pechkiefern überragt. Für ihr Auge war das alles wild und unbändig. Es war die Küste gewohnt, die ruhige Urwaldschönheit der Inseln mit ihrer Hülle von weichem Moos und wucherndem Grün, den weißen Strand unter der tropischen Sonne, den weiten Blick über das flache, sandige Land mit seinen hohen zierlichen Palmen.

      Hier aber war eine Gegend, die Winterfrost und Sommerhitze kannte, und die Kraft und Tüchtigkeit der Bewohner waren ihr fremd. Freundliche Leute waren es, großherzig und von guter Laune, aber derb und aufbrausend. Die Küstenbewohner konnten sich wohl rühmen, all ihre Angelegenheiten, bis zu ihren Fehden und Duellen, mit lächelnder Anmut zu betreiben; die Leute von Nordgeorgia hatten einen Schuß Gewalttätigkeit im Blut. An der Küste schien das Leben vom Alter gereift. Hier war alles jung, lustig, frisch und rauh. Die Leute von Savannah waren alle aus gleichem Guß, gleich nach Anschauung und Herkommen, während es hier ein buntes Gemisch von Typen gab. Aus den verschiedensten Gegend en waren die Leute nach Nordgeorgia gekommen, aus anderen Teilen der Provinz, aus den beiden Carolinas und Virginia, aus Europa und vom Norden her. Einige davon waren, wie Gerald, von unverbrauchtem Blut, das hier sein Glück suchte, einige, wie Ellen, Kinder alter Geschlechter, die im Vaterhaus das Leben unerträglich gefunden und in der Ferne eine Zuflucht gesucht hatten. Viele waren ohne jeden Grund eingewandert, das rastlose Blut ihrer Väter, der Pioniere in der Wildnis, das in ihren Adern nicht ruhen wollte, hatte sie hergetrieben.

      All dies Volk, das hier zusammengeströmt war, gab dem ganzen Leben eine Formlosigkeit, die Ellen neu war und an die sie sich nie ganz gewöhnen konnte. Wie die Leute von der Küste jeweilig handeln würden, wußte sie aus Instinkt; wie aber einer von Nordgeorgia sich verhalten würde, war nie vorauszusagen.

      Alles in dieser Gegend wurde durch die Flut des Gedeihens, die damals über den Süden kam, belebt. Die ganze Welt verlangte nach Baumwolle, und der jungfräuliche Boden der Provinz, unverbraucht und fruchtbar, wie er war, brachte sie üppig hervor. Baumwolle war das Herzblut des Landes, Baumwollaussaat und Baumwollernte der Pulsschlag der roten Erde. Aus den gekrümmten Furchen wuchsen Reichtum und Hochmut. Wenn Baumwolle schon in der ersten Generation so reich machte, wieviel reicher mußte erst die nächste werden! Die Gewißheit über den morgigen Tag gab dem Leben einen prickelnden, hohen Schwung, und die Leute genossen es so herzhaft, wie Ellen es nie begreifen konnte. Sie hatten Geld und Sklaven in Hülle und Fülle und damit Zeit genug zum Spiel, und spielen taten sie gern. Nie waren sie zu beschäftigt, um nicht um eines Jagdreitens oder eines Pferderennens willen die Arbeit liegenzulassen, und kaum eine Woche verging ohne Gartenfest und Tanz.

      Ellen wollte oder konnte nie eine der Ihren werden, dazu hatte sie zuviel von sich selbst in Savannah zurückgelassen; aber sie hatte Achtung vor ihnen und lernte mit der Zeit das offene, gerade Wesen dieser Leute bewundern, die wenig Hemmungen hatten und den Mann danach einschätzten, was er wirklich war. Sie wurde die beliebteste Nachbarin in der Provinz, sie war eine gute und tüchtige Hausfrau, eine vorzügliche Mutter, eine hingebende Gattin. Die Selbstlosigkeit eines gebrochenen Herzens, das sie der Kirche hatte weihen wollen, widmete sie nun dem Dienst ihres Haushalts und dem Manne, der sie ihren Erinnerungen entrissen und der ihr nie eine Frage gestellt hatte.

      Als Scarlett ein Jahr alt und so kräftig und gesund war, wie es einem so kleinen Mädchen nach Mammys Ansicht eigentlich kaum zukam, gebar Ellen ihr zweites Kind, Susan-Ellinor getauft, doch allezeit Suellen genannt, und nach einiger Zeit erschien Carreen, die unter dem Namen Caroline - Irene in die Familienbibel eingetragen wurde. Dann kamen drei kleine Jungen, die alle drei starben, ehe sie laufen gelernt hatten, und nun unter den knorrigen Zedern, hundert Schritt vom Hause entfernt, auf dem Friedhof lagen, unter drei Steinen, deren jeder die Aufschrift »Gerald 0'Hara jun.« trug.

      Von dem Tage an, da Ellen auf Tara einzog, verwandelte es sich. Mit ihren fünfzehn Jahren war sie bereit und imstande, die Verantwortung einer Plantagenherrin auf sich zu nehmen. Vor der Heirat mußten junge Mädchen vor allen Dingen anmutig, schön und lieb, eine Zierde sein; nach der Heirat sollten sie plötzlich einen Haushalt führen können, der hundert Köpfe und darüber zählte, weiße und schwarze. Für diese Aufgaben wurden sie erzogen. Ellen hatte die Vorbereitung auf die Ehe bekommen, wie jede wohlerzogene junge Dame sie erhielt, und obendrein hatte sie Mammy zur Seite, die dem tolpatschigsten Farbige Anstand beizubringen wußte. Sie brachte rasch 0rdnung, Würde und Anmut in Geralds Haushalt und machte Tara so schön wie nie zuvor.

      Das Haus war ohne jeden Bauplan errichtet, neue Räume waren angebaut worden, wann und wo es bequem war, aber unter Ellens aufmerksamer Fürsorge gewann es einen Reiz, der für seine Planlosigkeit entschädigte. Die Zedernallee, die von der Hauptstraße nach dem Hause führte und bei keinem Heim eines georgianischen Pflanzers fehlen durfte, erhöhte mit ihrem kühlen, dunklen Schatten die freundliche Wirkung anderen Grüns.

      Die Glyzinien, die von den Veranden herabflossen, hoben sich farbig von dem weißen Putz ab und vereinten sich mit dem rosa Krepp der Myrtensträucher neben der Haustür und dem weißen Blütenmeer der Magnolien auf dem Parkrasen, um die ungeschickten Linien im Umriß des Hauses auf das schönste zu verkleiden.

      Im Frühling und Sommer bekamen das

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