Vier Jahre für Lincoln. Stillwell Leander
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Читать онлайн книгу Vier Jahre für Lincoln - Stillwell Leander страница 14
Die letzte Position, die mein Regiment besetzt hielt, lag nahe der Straße zur Anlegestelle. Plötzlich hörte ich die Klänge von Militärmusik und sah eine Kolonne die Straße heraufmarschieren. Ich schlüpfte aus der Formation und lief an den Straßenrand, um zu schauen, welche Truppen das wohl sein mochten. Ihre Kapelle spielte "Dixie's Land" und sie war gut. Die Männer marschierten im Eilschritt und trugen ihre Waffen, Patronentaschen, Brotbeutel, Feldflaschen und aufgerollten Decken bei sich. Ich sah, dass sie offensichtlich noch nicht gekämpft hatten, da ihre Gesichter nicht von Pulverrauch geschwärzt waren. "Welches Regiment ist das?" fragte ich einen jungen Sergeant, der die Marschkolonne flankierte. Er antwortete vergnügt: "Wir sind das 36th Indiana, die Vorhut von Buells Armee."
Als ich dies hörte, hütete ich mich, meine Mütze in die Luft zu schleudern und zu jubeln, denn somit hätte ich diesen Burschen aus Indiana nur einen Anlass geliefert, mich zu necken und mit Spötteleien zu überziehen, was ich natürlich tunlichst vermeiden wollte. Also verschluckte ich einen tiefen Seufzer der Erleichterung und blieb scheinbar seelenruhig an Ort und Stelle stehen, während mir innerlich ob dieser sagenhaften Neuigkeit das Blut in der Halsschlagader hämmerte und mein Herz vor Freude schier durch meine enge Uniformjacke bersten wollte. Einem Soldaten muss ich die unbeschreibliche Freude beim Anblick nahender Waffenbrüder in der finstersten Stunde einer Schlacht wohl nicht erst zu erklären versuchen. Was mich persönlich betrifft, so kann ich mit absoluter Sicherheit sagen, dass mir während meiner gesamten bescheidenen Soldatenlaufbahn der Anblick von Verstärkungen niemals wieder so ersehnt und willkommen war wie an jenem Sonntagabend, als die Strahlen der sinkenden Sonne an den Bajonetten von Buells Vorhut blitzten, während die Männer an den Abhängen von Pittsburg Landing Aufstellung nahmen.
Hiermit ist mein Bericht über die Schlacht so gut wie beendet. Meines Wissens wurde an jenem Abend nach Buells Überquerung des Flusses kaum noch gekämpft. Wir hatten wohl noch etwa eine volle Stunde Tageslicht, als alles, was man als organisierte und stetige Schusswechsel bezeichnen könnte, gänzlich erstarb. Was hätte passieren können, wenn Beauregard seine Truppen an unserer Linken konzentriert und versucht hätte, noch am späten Sonntagabend eine Entscheidung zu erzwingen, muss notwendigerweise reine Spekulation bleiben und hierbei hätte die Meinung eines einfachen Soldaten wohl kein sonderliches Gewicht.
Am folgenden Tage wurde mein Regiment in Reserve gehalten und griff nicht mehr in die Kämpfe ein, weswegen ich über diesen Tag keine persönlichen Erlebnisse mitzuteilen habe. Nach der Schlacht von Shiloh wollte es das Schicksal, dass ich noch zu weiteren hitzigen Waffengängen meinen bescheidenen Beitrag leisten sollte, aber Shiloh war meine Feuertaufe. Hier sah ich erstmals, wie eine Muskete in tödlicher Absicht abgefeuert wurde, hier hörte ich erstmals das Pfeifen einer fliegenden Kugel und hier sah ich erstmals einen Menschen eines grausigen Todes sterben. All meine Erfahrungen, Gedanken, Eindrücke und Gefühle während jenes blutigen Sonntages werden mich zeit meines Lebens nicht mehr verlassen.
Kapitel IV
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Einige Ereignisse während der Schlacht von Shiloh.
Bei Shiloh wurde ich Zeuge zahlreicher kleiner Ereignisse, die im vorangegangenen Artikel keine Erwähnung fanden. Meine Seitenzahl war begrenzt und so musste ich einige Dinge auslassen, doch nun steht mir beliebig viel Platz zur Verfügung, weswegen ich hier noch einige Vorkommnisse erwähnen möchte, die ich für einigermaßen nennenswert erachte.
Ich erinnere mich noch genau an den ersten Schuss, den ich bei Shiloh abfeuerte. Es geschah, während wir unsere erste Stellung verteidigten, worüber ich ja bereits in dem Artikel berichtet habe. Ich glaube, als die Jungs den anrückenden Feind erblickten, begannen sie von alleine zu feuern, ohne auf den Befehl zu warten, zumindest kann ich mich an keinen Befehl erinnern. Obwohl ich in der vordersten Reihe stand, gab ich anfangs keinen einzigen Schuss ab. Ich wartete auf eine Gelegenheit, einen deutlich sichtbaren feindlichen Soldaten sorgfältig aufs Korn nehmen zu können, doch als unser Regiment seine erste Salve abfeuerte, blieben die Konföderierten wie angewurzelt stehen und begannen zurückzuschießen. Bald waren beide Gefechtslinien in dichte Rauchschwaden gehüllt. Ich hielt meine Muskete schussbereit und versuchte, durch den Rauch einen Feind zu erspähen, als ich plötzlich hinter meinem Rücken den aufgeregten Ausruf hörte: "Stillwell! Schieß! So schieß doch! Warum schießt du nicht?" Ich blickte mich um und sah, dass es Bob Wylder, unser Second Lieutenant, war, der mir dieses Kommando entgegenschrie. Er war ein junger Mann von wohl etwa 25 Jahren und während er an seinem Platz einige Schritte hinter der Gefechtslinie stand, hüpfte er vor Aufregung auf und ab wie ein aufgescheuchtes Huhn.
"Aber Lieutenant" sagte ich, "Ich sehe nichts, auf das ich schießen könnte."
"Schieß trotzdem! Schieß!"
"In Ordnung" antwortete ich, "Wenn Sie wollen, dass ich schieße, dann schieße ich natürlich."
Mit diesen Worten legte ich meine Muskete an, zielte niedrig in die Richtung des Feindes und jagte meine Kugel durch den Rauch. Ich bezweifele sehr, dass mein erster Schuss irgendwelchen Schaden anrichtete, aber ich kann es natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Trotzdem hatte der Lieutenant natürlich recht. Unsere Feinde standen in geringer