Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch. Ludwig Bechstein

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch - Ludwig Bechstein страница 46

Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch - Ludwig Bechstein

Скачать книгу

dem ewigen Gerichte Gottes, daß du vor meinem Angesicht,

       und anders nicht, nehmest was man dir ernstlich

       geben wird.«

       Der Teufel erschrak, daß er zitterte bei diesen

       fürchterlichen Worten, und machte ein ganz verdrießlich

       Gesicht, sprach auch: »Ei so wollte ich, daß ich

       das Leben nicht hätte! Du bindest mich mit einem so

       starken Band, daß ich kaum jemals in größerer Klemme

       war. Ich gebe dir aber mein Wort als Fürst der

       Hölle, das ich als solcher niemals breche, daß es dir

       nicht zum Frommen dient, wenn du auf deinen Sinn

       bestehst. Stehe ab davon!«

       »Nein, ich stehe nicht ab davon!« rief der Richter.

       »Was mir auch darum geschehe, das muß ich über

       mich ergehen lassen; ich will jenes nun einmal sehen!

       Und sollt es mir an das Leben gehn!«

       Nun gingen beide, der Richter und der Teufel miteinander

       auf den Markt, wo gerade Markttag war,

       daher viel Volks versammelt, und überall bot man

       dem Richter und seinem Begleiter, von dem niemand

       wußte, wer er sei, volle Becher und hieß sie Bescheid

       tun. Der Richter tat das auch nach seiner Gewohnheit,

       und reichte auch dem Teufel eine Kanne, dieser aber

       nahm den Trunk nicht an, weil er wohl wußte, daß es

       des Richters Ernst nicht war.

       Nun geschah es von ungefähr, daß ein Weib ein

       Schwein daher trieb, welches nicht nach ihrem Willen

       ging, sondern die Kreuz die Quere, da schrie das zornige

       Weib im höchsten Ärger dem Schwein zu: »Ei so

       geh zum Teufel, daß dich der mit Haut und Haar

       hole!«

       »Hörst du, Geselle?« rief der Richter dem Teufel

       zu. »Jetzt greife hin und nimm das Schwein.« Aber

       der Teufel antwortete: »Es ist leider der Frau nicht

       Ernst mit ihrem Wort. Sie würde ein ganzes Jahr lang

       trauern und sich grämen, nähme ich ihr Schwein. Nur

       was mir im Ernste gegeben wird, das darf ich nehmen.

       «

       Ähnliches geschah bald hernach mit einem Weib

       und einem Kind. Das letztere ging auch nicht so, wie

       die Frau es lenken wollte, so daß sie auch zu schreien

       begann: »Hole dich der Teufel, und drehe dir den

       Hals um!« »Hörst du, Geselle?« fragte da wieder der

       Richter. »Das Kind ist dein, hörst du nicht, daß man

       es dir ernstlich gibt?«

       »O nein, es ist auch nicht ihr Ernst!« antwortete der

       Teufel. »Sie würde bitterlich wehklagen, nähme ich

       sie beim Wort, und das Kind nicht fahren lassen.«

       Jetzt sahen beide ein Weib, das hatte viel mit

       einem Kinde zu schaffen, welches heftig schrie und

       sich sehr unartig gebärdete, so daß die Frau voll Unwillens

       war und ausrief: »Willst du mir nicht folgen,

       so nehme dich der böse Feind, du Balg!«

       »Nun? nimmst du auch nicht das Kind?« fragte der

       Richter ganz verwundert, und der Teufel antwortete:

       »Ich habe des keine Macht, das Kindlein zu nehmen.

       Dieses Weib nähme nicht zehn, nicht hundert und

       nicht tausend Pfund, und gönnte mir im Ernst das

       Kind; wie gern ich's auch nähme, darf ich doch nicht,

       denn es ist nicht des Weibes rechter Ernst.«

       Nun kamen die beiden recht mitten auf den Markt,

       wo das dichteste Volksgedränge war, da mußten sie

       ein wenig stille stehen, und konnten nicht durch das

       Gewimmel und Getümmel schreiten. Da wurde ein

       Weib des Richters ansichtig, das war arm und alt und

       krank und trug ein großes Ungemach; sie begann laut

       zu weinen und zu schreien, und ließ vor allem Volk

       folgende heftige Rede vernehmen: »Weh über dich,

       Richter! Weh über dich, daß du so reich bist und ich

       so arm bin; du hast mir ohne Schuld, göttliche und

       menschliche Barmherzigkeit verleugnend, mein einziges

       Kühlein genommen, das mich ernährte, von dem

       ich meinen ganzen Unterhalt hatte. Weh über dich,

       der du es mir genommen hast! Ich flehe und schreie

       zu Gott, daß er durch seinen Tod und bitteres Leiden,

       die er für die Menschheit und für uns arme Sünder

       trug, meine Bitte gewähre, und die ist, daß deinen

       Leib und deine Seele der Teufel zur Hölle führe!« Auf

       diese Rede tat der Richter weder Sage noch Frage,

       aber der Teufel fuhr ihn höhnisch an und sprach:

       »Siehst du, Richter, das ist Ernst, und den sollst du

       gleich gewahr werden!« Damit streckte der Teufel

       seine Krallen aus, nahm den Richter beim Schopf,

       und fuhr mit ihm durch die Lüfte von dannen, wie der

       Geier mit einem Huhn. Alles Volk erschrak und

      

Скачать книгу