Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch. Ludwig Bechstein

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Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch - Ludwig Bechstein

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»Es ist ein unweiser Rat,

       Der mit dem Teufel umgaht.

       Wer gern mit ihm umfährt,

       Dem wird ein böser Lohn beschert.«

       Star und Badewännlein

       Vor einem Wirtshaus im Walde hielt ein junger stattlicher

       Reitersmann, da trat eine feine Maid aus der

       Türe, grüßte ihn züchtig, und fragte, was er begehre.

       Da heischte er einen Becher kühlen Weins, den brachte

       ihm die Jungfrau. Der Reitersmann trank aber nicht

       eher, bis die Maid mit ihren roten Lippen von dem

       Weine genippt und den Trunk ihm kredenzt hatte.

       Während er nun trank, trat die Wirtin aus der Türe,

       ein häßliches Weib von brauner Gesichtsfarbe und

       widrigem Ansehen. Die fragte der Reitersmann:

       »Holla, Frau Wirtin! Ihr habt fürwahr ein feines

       Töchterlein! Nicht also?« – »Nein, Herr!« antwortete

       die Wirtin, »diese Dirne da ist nicht meine Tochter,

       sie ist nur meine angenommene Magd, hat nicht Eltern

       und Heimat mehr. Habe sie angenommen aus

       Barmherzigkeit.«

       Der Reitersmann fühlte Liebe zu der schönen

       Maid, stieg ab vom Roß, begehrte ein Nachtquartier,

       und daß ihm die Magd ein Fußbad rüste, weil er gern

       mit ihr reden wollte. Die Wirtin gebot der Magd in

       den Garten zu gehen, und Rosmarin, Thymian und

       Majoran für das Bad zu pflücken. Dies tat sie gern

       und freudig, ging und brach die Kräuter, da flog ein

       Star auf ein Sträuchelein neben ihr und sang und

       sprach: »O weh du Braut! Du sollst dem Junker die

       Füße zwagen in dem Badewännelein, darin du hierher

       getragen worden! Dein Vater ist vor Herzeleid gestorben,

       und deine Mutter hat sich schier um dich zu

       Tode gegrämt!

       O weh du Braut, du Findelkind!

       Weißt nicht, wer dein Vater und Mutter sind!«

       Da erschrak die fromme Maid und grämte sich, rüstete

       das Bad unter Tränen in dem kleinen Wännelein,

       und trug's hinauf in die Stube, wo der junge Ritter

       ihrer harrte. Als der sie weinen sah, fragte er:

       »Warum weinest du, Schönste? Willst du nicht lieber

       mit mir fröhlich sein?«

       »Wie kann ich mit Euch fröhlich sein?« fragte sie

       weinend zurück. »Ich weine über das, was mir der

       Star sang, da ich drunten im Garten die Kräuter

       pflückte in Euer Bad.« Der Star, der sang: »O weh du

       Braut! Du sollst dem Junker die Füße zwagen in dem

       Badewännelein, darin du hergetragen bist. Dein Vater

       ist vor Herzeleid gestorben, und deine Mutter hat sich

       schier um dich zu Tode gegrämt!

       O weh du Braut, du Findelkind!

       Weißt nicht, wer dein Vater und Mutter sind!«

       Da betrachtete der Herr das Badewännelein, und sah

       daran das Wappen des Königs am Rhein, verwunderte

       sich über alle Maßen und rief: »Das ist meines Vaters

       Wappenschild! Wie kommt dies Wännelein in

       dies schlechte Wirtshaus?«

       Da schlug ein Vogel draußen an das Fenster, das

       war wieder der Star, der sang: »In dem Badewännelein

       ist sie hergetragen!

       O weh du Braut, du Findelkind!

       Weißt nicht, wer dein Vater und Mutter sind!«

       Jetzt sah der junge Herr am Hals der Maid ein Muttermal,

       und rief freudig aus: »Grüß dich Gott, du

       Schönste! Du bist meine liebe Schwester! Dein Vater

       war der König am Rhein! Christine heißt deine Mutter!

       Konrad heiße ich, dein Zwillingsbruder bin ich.

       Darum empfand mein Herz nach dir, gleich als ich

       dich zum ersten sah, solch ein heftiges Verlangen!«

       Da fielen sie einander um den Hals und weinten

       beide, knieeten nieder und dankten Gott, und sprachen

       liebreich miteinander die ganze Nacht. Wie nun der

       Morgen graute rief die Wirtin vor der Tür mit lauter

       Stimme und voll Hohn: »Steh auf, steh auf, du junge

       Braut und kehre deiner Frauen die Stube aus!« Da

       antwortete aber die Stimme Herrn Konrads: »Weder

       ist sie eine junge Braut, noch kehrt sie der Wirtin ihre

       Stube aus! Bringet uns nur selbst den Morgenwein!«

       Als die Wirtin mit dem Morgenwein hereingetreten

       war, fragte sie Herr Konrad: »Von wem und von wannen

       habt Ihr diese edle Jungfrau? Sie ist eines Königs

       Tochter und meine Schwester!«

       Die Wirtin ward weiß wie eine Wand und fiel zitternd

       auf ihre Kniee, brachte aber kein Wort hervor,

       des es auch nicht bedurfte, denn der Star war schon

       wieder am Fenster und verriet der Wirtin böse Tat,

       indem er sang: »In einem Lustgarten im grünen

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