Grüner Tee. Renate Amelung

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Grüner Tee - Renate Amelung

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      Renate Amelung

      Grüner Tee

      Roman

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Sinn im Chaos

       1 Er las die letzte

       2 Kay lehnte sich zurück,

       3 Vor einem Jahr,

       4 Katrin

       5 Er hatte

       6 Jetzt soll

       7 Im Halbschlaf

       8 Oma Müller

       9 Genau wie

       10 Nachdenklich

       11 Wenige Tage

       12 Der Gartenzwerg

       13 Eigentlich

       14 Sie fanden

       15 Sonderbar war er schon,

       16 Kay zog langsam

       17 Wenig später

       18 Auf Kay war Verlass,

       19 Vier Wochen

       20 Bis hier her

       21 Es war Sonntag

       22 Die Hängematte

       23 Was Diplom Ingenieur

       Impressum neobooks

      Sinn im Chaos

      ..

      1 Er las die letzte

      Seite des Manuskripts, dann verstaute er es nachdenklich in seinem Handgepäck. Wochenlang trug er es bei sich, fand aber nie Zeit reinzuschauen. Er nippte an dem letzten Drink den die Stewardess im brachte, und blickte aus dem Fenster. Unter ihm lag das Ruhrgebiet. Häuser so klein wie auf der Modelleisenbahn, ein Kindheitstraum den er nie erfüllt bekam, wie jedes Spielzeug, dass in anderen Kinderzimmern selbstverständlich war. Kay liebte es, wenn seine Großeltern kamen und Naschwerk mitbrachten, stets riss er sich um die Gummibärchen und überließ die Schokolade gönnerhaft den Mädchen. Mit seiner Beute verschwand er sofort und trocknete die Bären drei Tage auf der Heizung oder auf dem Fensterbrett, dann teilte er sie in Farben auf und nummerierte sie, mit einem dünnen Filzstift auf dem Rücken so entstanden Mannschaften die gegeneinander antraten. Der Filzstift war sein Heiligtum, denn und obwohl es nicht seine Welt war, hatte er ihn bei Woolworth geklaut. Ebensolche drei Tage später fand seine Mutter das Spielzeug, während er in der Schule war und entsorgte es. Zehn Kinder waren sie zu Hase. Als einziger Junge und Stammhalter hatte er nicht viel zu Lachen. Was die Mädchen auch anstellten, er war verantwortlich und musste so viel einstecken. Als Ältester hatte er mit Vernunft zu glänzen und musste ständig auf die Mädchen aufpassen. Seine Mutter kannte er nur müde und abgespannt. Seinen Vater sah er nur selten, er machte um die Familie zu ernähren Sonderschichten bei Henkel am Band. Die Wahrheit, aber war er stand die meiste Zeit an der Trinkhalle und sie lebten von der Sozialhilfe.

      Nach dem, nur mäßigem Hauptschuhlabschluss, was er seiner Langeweile im Unterricht zu verdanken hatte, brachte sein Vater ihn im gleichen Unternehmen unter. Das Geld, was er verdiente floss ungeachtet seiner Bedürfnisse sofort in die Haushaltskasse. Und Vater Kayser könnte sich noch mehr Auszeit am Büdchen. Etwas entspannter wurde die Lage in der Familie erst nachdem sein Vater bei einem Betriebsunfall ums Leben kam. Und es war der Zeitpunkt wo er erfuhr, dass dies nicht sein leiblicher Vater war.

      Grund genug die Koffer zu packen und im Duisburger Hafen als Matrose anzuheuern. Das Leben nahm Fahrt auf, Maschinist, Maschinenbau, Tiefbau Ingenieur. Sein unbekannter Vater hatte ihm etwas hinterlassen – Talent.

      Als er in Zürich umstieg begegnete einem flüchtigen Freund Philip. Sie tranken einen Kaffee zusammen und er war baff erstaunt, dass dieser seine Juristen Karriere in der Kanzlei seines Vaters aufgegeben hatte und nun versuchte sich mit der Schreiberei über Wasser zu halten. Er drückte ihm dieses Manuskript in die Hand. Jetzt als er es gelesen hatte, hat es ihn fast umgehauen. Es war die Geschichte von Philip, der Ausstieg aus der Gesellschaft, auf unglaubliche Weise, erschreckend, fast gruselig sogar.

      Hatten sie da nicht etwas gemeinsam? Philip hatte sich aus einem wohlbehüteten, aber streng nach Regeln laufenden Leben gerissen und er selbst lief ständig dem Leben davon., seit der Scheidung von seiner Frau. Er suchte Ablenkung in fernen Ländern. Wirkte in China mit bei dem Bau eines Staudamms. Verstand etwas von Tunnelbau und Bewässerungsanlagen in der Wüste. Die kleine Asiatin hätte gerne gehabt, dass er sie mit nach Deutschland nahm, nachdem das Bauprojekt beendet war. Doch bei Nacht und Nebel backte er die Klamotten. Kein Abschied, keine Tränen, keine Adresse. Diesmal, wirklich dieses Mal wollte er zu Hause bleiben. Aber er saß im Flugzeug, bald über dem Skagerak nach Mo i Rana über Oslo und dann nach Bodö weiter mit dem Hubschrauber. Norwegen im Winter, was erwartet ihn? Das sollte weit genug weg sein!

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