Leidenschaft. Andreas Nass
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Noch bevor sich der Anführer schwankend erhob, jagte mein erster thaumaturgischer Klauenzauber in seinen Leib. Die schattenhafte Kralle ignorierte die Rüstung und zerfetzte seine darunter liegende Haut. Blut sickerte in das Wams. Panisch versuchte der Halboger, sein Schwert zu ziehen. Ein Fingerzeit, ein abgründiger Gedanke, und meine nächste Klaue flog. Unausweichbar ritzte sie seine Schädeldecke auf. Ich schnippte und umfasste meinen erschienenen Krummsäbel mit beiden Händen. Tobend hieb ich auf den sich mühevoll wehrenden Krieger ein. Er schaffte es zwar, seine Waffe zu ziehen, doch zu mehr als einigen Paraden war er nicht fähig. Immer wieder glitt meine Waffe von dem Kettengeflecht ab, dann durchstieß ich Rüstung und Knochen. Ein mentaler Impuls löste den im Säbel gespeicherten Zauber aus. Lunge und Herz platzten, als sich die thaumaturgisch geschaffene Kralle von innen heraus nach außen arbeitete. Um meine Waffe wieder zu lösen, musste ich meinen Fuß gegen den Brustkorb drücken. Eine Blutlache breitete sich schnell auf dem Boden aus.
Hinter mir kreischte der Kleriker. Gargarhaykal hatte begonnen, aus der zerrissenen Bauchdecke heraus die Eingeweide zu fressen. Pech für den Ork war, dass er noch lebte.
Vier Macane und zwei Leibwachen kamen langsam wieder bei. Ich hob das Breitschwert des Getöteten auf und rammte es in die Schulter eines Kriegers, wo es sich im Schlüsselbein verhakte. Wutschnaubend wurde der Getroffene zum Berserker. Ich stolperte nach hinten, als er mit seiner Axt ausholte, und rutschte dabei in der Blutlache aus. Mein Krummsäbel entglitt meinen Fingern. Schnell zog ich meine Beine heran, spannte meinen Rücken und sprang auf die Füße. Jetzt war ich es, die wütend schnaubte, die Handschuhe von den Händen riss und geistige Energie in die Arme verlagerte. Aus meinen zierlichen Händen wurden Klauen, so groß wie bei einem Bär. Als sich zwei Macane auf mich stürzten, knurrte ich bösartig und schlitzte einem Tier mit einer fließenden Bewegung den Unterleib auf. Kreischend rollte es sich zusammen, während ich von dem anderen Macan begraben wurde. Luft entwich meinen Lungen und spitze Zähne bohrten sich in meine Schulter. Doch nach jedem Biss heilten die Verletzungen sofort wieder. Einem Dämon war der Macan nicht gewachsen und ich drehte das Spiel um, fauchte und fuhr meine Fänge aus, schnappte zu und riss Fell und Haut aus der Flanke. Winselnd bemerkte das Wesen seinen Fehler, doch es war nun in meinen Krallen gefangen. Blut überströmte mich, als ich die Rippen vom Fleisch befreite. Zu meinem Glück konnte sich der Macan von mir lösen. Zuckend verendete er einige Schritte weiter.
Auf den Rücken liegend sah ich, wie der Berserker auf mich zu sprang und seine Axt auf mich nieder führte. Ich rollte zur Seite, die Klinge zersplitterte den Felsen und blieb darin hängen. Aus meiner Bauchlage heraus sprang ich den Ork an und wir stürzten zu Boden. Seine Augen weiteten sich, als ich mich mit den Klauen an ihm hoch zog, meinen Mund aufriss und mit meinen dämonischen Reißzähnen seine Halsschlagader durchbiss. Röchelnd rang er nach Luft.
Ein plötzlicher, brennender Schmerz fuhr durch meinen Rücken. Instinktiv rollte ich mich von dem Sterbenden ab, gerade rechtzeitig, als ein roter Speer das Leben des Orks beendete, wo ich zuvor noch gelegen hatte. Der letzte Krieger hatte mich mit der geheiligten Waffe schwer verletzt. Ich spürte, wie mein dunkles Blut aus der Wunde sickerte. Das war nicht gut.
Benommen stand ich auf und brachte meinen Kopf gerade noch zur Seite, bevor die Speerspitze meinen Schädel durchbohrt hätte. Wut unterdrückte den Schmerz. Wut und Angriffslust. Fauchend sprang ich meinen Peiniger an, meine Krallen verfingen sich in der beschlagenen Lederrüstung. Ein Hieb mit seinem Stab in meine Seite löste uns voneinander. In schneller Folge stach mein Gegner zu. Mehrmals schrammte die Spitze über meine Haut, zerriss meine Kleidung und vereitelte meine gezielte Gegenwehr. Ich brauchte dringend Hilfe. Oder einen neuen Angriffsplan.
Aus dem Augenwinkel sah ich meinen Vertrauten im Kampf mit einem Macan, ein zweiter lag blutend in seiner Nähe. Auf sein Eingreifen konnte ich nicht zählen, daher vergrößerte ich sogar den Abstand zu ihm. Die Wirkung meiner Klauenverwandlung endete, in meinen Gedanken formte ich bereits eine neue Kraft. Während mein Körper eher instinktiv den Angriffen auswich, erzeugte mein Gedankenimpuls ein glühendes Plasma. Ohne es von mir zu schleudern, brachte ich es direkt vor mir zur Explosion. Mein Körper widerstand dem Feuer, für den Krieger galt das nicht. Sein überraschter Schmerzensschrei zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Ich formte die nächste Flammenkugel und hüllte uns damit ein.
Im Glauben, dem Feuer zu entkommen, wenn er vor mir floh, machte mein Gegner kehrt. Doch er irrte. Meine nächste Kugel schleuderte ich vor seine Füße. Sein Fell war verschmort, die Ohren bereits verbrannt. Ich langte nach dem verlorenen, unversehrten roten Speer, wog ihn in meinen Händen und fixierte den strauchelnden Krieger. Mein Schwung reichte, die Spitze bohrte sich in den Rücken und brachte den Ork zu Fall.
Grimmig sah ich über die Anhöhe hinweg. Aufgerissene Leiber, Blut und verbranntes Fleisch zeugten von dem dämonischen Schlachtfest. Ein Ziehen in meinem Rücken erinnerte mich an die Verletzung. Vorsichtig atmete ich tief ein, konzentrierte mich und nutzte meine geistige Kraft, um das zerstörte Gewebe zu heilen.
Die Verletzung ging tief, hatte aber keine wesentlichen Organe zerstört. Von dem Schnitt würde nach meiner inneren Einkehr nicht einmal eine Narbe bleiben. Für mein äußeres Erscheinungsbild war mir eine makellose Haut wichtig.
Neben einem angefressenen Macan lag mein Krummsäbel. Ich streckte meine Hand aus und zog die Waffe telekinetisch heran. Auch die Handschuhe brachte ich so wieder an mich. Gargarhaykal schlenderte kauend auf mich zu.
›Ziemlich knorpelig, diese Hündchen. Hey, Schätzchen, du siehst ziemlich abgerissen aus. Alles in Ordnung?‹, wieherten sorgenvoll seine Gedanken. Ich streichelte seinen Kopf und küsste dabei sein Fell.
›Es geht wieder. Für heute ist mein Bedarf an Kämpfe gedeckt.‹
›Beim Abgrund, Krisheena, an dir ist ja eine Amazone verlorengegangen!‹
›Danke für das Kompliment. Die Ausbildung bei den Para-K’hor hat sich heute bewährt.‹
›Du‹, betonte er ungläubig fragend, ›warst bei den Para-K’hor?!‹
›Ist jetzt eine halbe Ewigkeit her, scheint mir.‹ Ich befand mich gerade an der Kriegerschule für Psioniker in der Ausbildung an Waffen und der Anwendung geistiger Kräfte, als ich von Priesterinnen des Scharlachroten Tempels aus dem Abyss auf die Welt der Verlorenen Reiche beschworen wurde.
›Da kommt Besuch‹, warnte Gargarhaykal und ich drehte den Kopf.
Die ersten Reiter der Eskorte erreichten die Anhöhe. Als sie mich mit angesengter und zerrissener Kleidung inmitten der Verwüstung sahen, bemerkte ich den furchtsamen Respekt in ihren Augen. Torvac, direkt hinter ihnen, lachte aus tiefer Kehle. Das Blut in seinem Fell roch nicht nach ihm, dafür schmeckte der Kuss, den wir uns gaben, nach wilder Leidenschaft.
Von der Senke drangen verzweifelte Schreie hinauf. Ich sah hinab und beobachtete, wie die überlebenden Reptilienschädel jeden Bergwolf, ob schon tot oder nur verletzt, genüsslich abstachen. Auch die zu schwer verletzten Kameraden erlitt der Tod, wenngleich auch kurz und weniger schmerzhaft.
Anschließend wurden den Gegnern die Hände abgeschlagen, was das Zählen der Getöteten erleichterte. Schädel wurden warnend aufgespießt, die Habseligkeiten und Waffen geplündert. Als besondere Souvenirs galten Finger und Ohren. Scrag hatte bereits frische Finger zum Kauen im Mund und fädelte weitere auf ein Lederband.
Nun war es an mir, meine Begleiter zu sammeln. Hacasin fand ich mit zerschnittener Kehle. Sha’Red säuberte seine Waffen vom Blut. Gobar spaltete wütend Orkschädel. Sein Zwillingsbruder Grai saß leblos an einen Findling