Der Wüstensklave. J. D. Möckli

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Der Wüstensklave - J. D. Möckli Wüstensklave

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hält aber inne, als er das gequälte Stöhnen hört und sieht, wie der Sklave versucht, wieder auf die Beine zu kommen, was ihm unter den andauernden Schlägen aber nicht gelingt.

      Kai geht mit schnellen Schritten zu dem Stand, ohne genau zu wissen, was er dort eigentlich will. »Was ist denn hier los?« Fragend sieht er zu dem Händler, der für einen Moment in der Bewegung innehält.

      Dann trifft der Stock den Sklaven wieder mit voller Wucht. »Das geht Sie nichts an. Es sei denn, Sie wollen dieses Nichts hier kaufen.« Mit einem boshaften Blick in den Augen fixiert der Mann Kai.

      »Dafür müsste ich ihn mir erst mal ansehen. Das geht aber schlecht, wenn Sie gleichzeitig auf ihn einprügeln.«

      Die festen Worte lassen den Händler etwas zurücktreten. »Tun Sie sich keinen Zwang an.« Verächtlich blickt er auf den Sklaven, der zusammengekrümmt auf dem Boden kniet.

      Den Händler ignorierend fasst Kai unter das Kinn des Sklaven, um dessen Kopf anzuheben. Dabei registriert er, dass die leicht gebräunte Haut viel zu heiß ist. Als er dann in das Gesicht des Mannes sehen kann, stockt ihm der Atem: Obwohl dieser offensichtlich Fieber und Schmerzen hat, blickt er ihn mit ungewöhnlichen himmelblauen Augen an, in denen sich deutlich ein starker Wille widerspiegelt. Über dem rechten Auge hat er zudem eine Narbe, die allerdings schon älter zu sein scheint.

      »Kannst du aufstehen?« Fragend blickt Kai den Mann vor sich an, der etwa in seinem Alter ist.

      »Ich kann es versuchen.« Die Stimme ist rau und heiser, als wäre sie schon lange nicht mehr benutzt oder erst vor kurzem extrem strapaziert worden. .

      Für einen Moment schließt der Sklave seine Augen und richtet sich dann im Zeitlupentempo auf, bis er auf wackligen Beinen vor seinem möglichen Käufer steht. Fest blickt er jetzt in Kais Augen, die Haltung wirkt schon fast königlich und hat nichts von der Unterwürfigkeit, die für einen Sklaven angebracht wäre.

      Kritisch mustert Kai den Mann, der gut einen Kopf größer ist als er selbst. Sein Blick gleitet über den schlanken Körper, der nur von einer kurzen grauen Tunika bedeckt wird, die schon deutlich bessere Tage gesehen hat. Immerhin hat er die für Sklaven üblichen Ledersandalen an.

      Als Kai um den Sklaven herumgeht, fallen ihm relativ frische Blutspuren auf, die sich auf dessen Beinen befinden, sagt aber nichts. Er berührt auch diesen Mann am Gesäß, was jedoch ohne eine sichtbare Reaktion ertragen wird. Er hört nur, wie der Sklave scharf einatmet.

      Mit verschränkten Armen stellt Kai sich vor dem Sklaven auf. »Also, dann sag mir mal, was du kannst.«

      Die himmelblauen Augen mustern ihn ganz genau, bevor er eine Antwort erhält. »Was soll ich denn auf diese Frage antworten? Wenn ich Ihnen sage, dass ich mehrere Sprachen beherrsche, dass ich lesen und schreiben kann, ist das dann die richtige Antwort? Oder wollen Sie wissen, was ich mit meinen Händen und meinem Körper oder meinem Mund machen kann? Gebe ich die falsche Antwort, wird mich der Händler bestrafen.« Resigniert blickt der Sklave nun zu Boden.

      »Du sagst, dass du lesen und schreiben kannst? Dann lies mir vor, was hier steht.« Kai hält ihm sein Notizbuch hin.

      Einen Moment lang mustert der Mann den Einband, ehe er es aufschlägt. »Montag: Lieferung der Seidenstoffe aus China. Nach Sonnenaufgang am Hafen abholen. Dienstag: Naoko Fuku in der Weberei aufsuchen, um neues Leinen zu bestellen. Mittwoch: Rocky und Blacky zu Yu bringen.« Fragend sieht er Kai an. »Soll ich noch weiterlesen?«

      »Nein, das reicht.« Kai ist positiv überrascht, doch das lässt er sich nicht anmerken. »Hast du einen Namen?« Besorgt mustert er den Mann mit der leicht gebräunten Haut. Es ist wirklich deutlich zu sehen, dass der Sklave Fieber hat. Kein Wunder also, dass er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.

      »Mein Name lautet seit fünf Jahren Yari.«

      Überrascht zieht Kai die Augenbrauen hoch. »Und wie war dein Name vorher?«

      »Ich weiß es nicht. Ich kann mich an mein früheres Leben nicht erinnern.«

      Deutlich kann Kai in den Augen von Yari sehen, dass dieser die Wahrheit sagt.

      Er wendet sich von ihm ab und fixiert den Händler. »Ich biete dir neun Silbermünzen für den Sklaven.« Mit verschränkten Armen wartet er dessen Reaktion ab.

      »Was? Das ist viel zu wenig. Der Sklave ist deutlich mehr wert.« Scheinbar empört über das Angebot, sieht er auf den kleineren Mann hinunter.

      »Ach ja? Der Sklave ist vorhin zusammengebrochen und auch jetzt kann er sich kaum auf den Beinen halten. Er hat Fieber und offensichtlich frische Wunden. Wer weiß, wie lange es dauern wird bis ich ihn voll einsetzen kann – wenn er überhaupt überlebt. Vielleicht hat er ja eine Blutvergiftung …«

      Sie starren sich an, bis der Händler schließlich den Blick abwendet: »Gut, ich gebe ihn Ihnen für elf Silbermünzen.«

      »Na schön«, brummt Kai. Er zieht seinen Wappenstempel aus der Innentasche der Jacke und reicht ihn dem Händler.

      Auch Yari werden die Hände mit einem groben Strick vor dem Körper zusammengebunden, während Kai die Münzen abzählt.

      Mit Mühe und Not schafft es Yari, seinem neuen Besitzer zu folgen. Seine Beine drohen dabei immer wieder einzuknicken.

      »He, Alter, ich dachte, du willst keinen Sklaven kaufen.« Yusaku steht grinsend vor Kai, als sie ein paar Meter von dem Stand weg sind.

      »Das wollte ich auch nicht, aber ich konnte nicht anders.«

      »So kann’s gehen. Jetzt haben wir beide einen Sklaven. Aber jetzt gehen wir besser. Ich muss heute noch zwei Pferde beschlagen.« Die Hand auf die Schulter seines Freundes legend, deutet Yusaku mit dem Kopf in Richtung Tor.

      »Gute Idee. Großvater wird sich schon fragen, wo ich so lange bleibe.«

      Da es inzwischen ziemlich voll ist, müssen sie mühsam durch die Menschenmenge schlängeln, wobei Kai immer wieder besorgt zu Yari schielt, der trotz seiner leicht gebräunten Haut blass wirkt.

      »Geht’s?« Kai bereut es jetzt, dass er nicht mit einem der Pferde gekommen ist.

      »Es geht schon. Es muss.« Yari lächelt bemüht, um seinen neuen Besitzer nicht schon jetzt zu verärgern.

      Als sie es an die frische Luft geschafft haben, atmet Yari hörbar auf.

      Langsam gehen sie die Straße entlang. Plötzlich bleibt Kai stehen und dreht sich zu seinem neuen Sklaven um. »Also, Yari. Ich heiße Kai und ich will auch, dass du mich so nennst. Verstanden?«

      Überrascht nickt Yari.

      »Gut. Kann ich darauf vertrauen, dass du nicht abhaust, wenn ich dir jetzt dieses blöde Seil abnehme?«

      Wieder kann Yari nur nicken. Viel zu sehr ist er von diesem Verhalten verwirrt. Im ersten Moment merkt er gar nicht, wie sich sein neuer Besitzer an seinen Handgelenken zu schaffen macht. Als dann jedoch die Klinge eines kleinen Dolches in der Sonne aufblitzt, zuckt er zusammen.

      »Hier, Kai«, sagt Yusaku. »Die machen die Knoten so fest, dass du das Seil durchschneiden musst. Musste ich bei Rashid gerade auch so machen.«

      Dankend nimmt Kai den kleinen Dolch entgegen und nur Sekunden später

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