Die Baumeisterin. Barbara Goldstein

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Die Baumeisterin - Barbara Goldstein

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uns über Dinge, die uns bewegten, während Iya Brot, Bier und Wein organisierte und Ahmose seinen Rundgang machte.

      Eines Abends ergriff er meine Hand, als er sich unbeobachtet fühlte. »Ich habe mich verliebt, Nefrit!«

      »Wann wirst du Iya heiraten?«

      »Ich sprach nicht von Iya.«

      »Ich weiß, Djedef. Ich wollte dich an deine Verpflichtungen erinnern.«

      Iya und Ahmose kehrten gleichzeitig zurück, und Djedef und Iya verschwanden in seiner Kammer, während ich mich noch eine Weile mit Ahmose unterhielt. Dann stillte ich meine Lust an ihm – eine Lust, die nicht er entflammt hatte.

      Eines Abends rutschte Iya beim rituellen Stieropfer in einer Blutlache aus und brach sich fast den Fuß. Ihr Bein wurde geschient, und sie wurde in das Haus des Lebens gebracht. Nach den Abendriten besuchte ich sie im Krankensaal. »Wie geht es dir, Iya?«

      »Ich kann nicht laufen. Ich habe Schmerzen.«

      »Dann kannst du heute Nacht nicht …?«

      »Nein, Nefrit. Der Arzt sagt, ich darf einige Tage nicht auftreten. Ich weiß nicht, wie ich am Neujahrsfest tanzen soll!« Iya war eine der Tempeltänzerinnen, die die Neujahrsprozession durch Mempi anführen würden. Ich wusste, wie wichtig ihr diese Aufgabe war.

      »Du wirst ihn treffen, nicht wahr, Nefrit?«

      »Von wem sprichst du?«

      »Von Djedef. Ihr werdet heute Nacht miteinander schlafen.«

      »Wie kommst du darauf?«

      »Ich habe euch beobachtet in den letzten Wochen.«

      »Das bildest du dir ein, Iya.«

      »Ein Blinder kann erkennen, dass er dich liebt, und ich sehe auch, wie du ihn ansiehst.«

      Die Nacht war still und heiß. Die meisten Krieger hatten die Kaserne verlassen und tummelten sich mit ihren Geliebten unten am Fluss. Im Schein von zwei Öllampen saß Djedef in der Kommandantur und machte Aufzeichnungen auf einer Tonscherbe.

      »Djedef! Wo kann ich Ahmose finden?«

      Djedef sah überrascht auf. Die Tempelwächter waren wegen der nächtlichen Schwüle schläfrig gewesen, und ich hatte meinen Weg durch das Labyrinth des Tempels schneller genommen als sonst.

      Sein Blick glitt an meinem Körper herunter. »Wo ist Iya?«

      »Sie kann nicht kommen. Sie ist beim Stieropfer gestürzt und hat sich am Bein verletzt. Das Bein ist geschient, und sie liegt im Haus des Lebens auf einem weichen Bett und lässt sich von einem Krankenpfleger verwöhnen.«

      »So.« Das war das Einzige, was er sagte. Das Schicksal von Iya schien ihn nicht weiter zu interessieren. »Dann können wir uns ja endlich ungestört unterhalten. Ich habe dir etwas zu sagen.«

      Ich ahnte, was er mir sagen wollte. »Wo ist Ahmose?«, wiederholte ich meine Frage.

      Djedef warf die Schreibbinse auf den niedrigen Tisch und erhob sich aus seiner Schreiberposition. »Ahmose hat heute Nacht die Wache im Stadtteil der Vornehmen übernommen. Er wird nicht vor dem Morgengrauen zurückkehren. Du musst heute Nacht mit mir vorlieb nehmen, Nefrit.«

      »Ich werde Iya nicht mit dir betrügen, Djedef. Ich kenne zwar nicht die genaue Zahl deiner Geliebten, aber ich werde nicht dazugehören. Ich werde auf Ahmose warten.«

      Djedef stand beunruhigend nah vor mir. »Nefrit, du und ich sind in der gleichen Form gegossen worden. Warum willst du dich mit dem Zweitbesten zufrieden geben? Ahmose ist es nicht, den du wirklich willst«, flüsterte er in mein Ohr. Sein Atem strich über meine Nackenhaare.

      »Überschätz nicht deinen Charme, großer Heerführer!«

      »Keine Angst, Nefrit! In dieser Beziehung habe ich mich noch nie übernommen.«

      Ich weiß nicht, warum ich nachgab. Er schlug vor, am Hapi spazieren zu gehen und zu reden. Dann befahl er seinem Streitwagenlenker, seine Pferde anzuschirren.

      Der Kommandant ließ die Pferde durch das nächtliche Mempi galoppieren. Das Gefährt schwankte und Djedef drängte seinen Körper gegen meinen und hielt mich mit der Kraft seiner Arme auf dem offenen Wagen. Ich genoss die Geschwindigkeit und seinen Körper an meinem.

      Unten am Fluss zügelte er die Pferde. Wir gingen durch die Dunkelheit am Ufer entlang und redeten über die Dinge, die uns bewegten. Ich erzählte Djedef von meiner Ausbildung zum Schreiber, die mit der Priesterweihe und der Abschlussprüfung in wenigen Tagen beendet sein würde. Ich erzählte ihm von den Problemen mit meinen Mitschülern, die mich nach wie vor quälten, obwohl sie sich bei ihren Aufgaben gern von mir helfen ließen.

      »Sind sie an dir interessiert?«, fragte Djedef.

      »Was meinst du?«

      »Hast du in letzter Zeit in einen Spiegel gesehen, Nefrit? Du machst deinem Namen die Schöne alle Ehre. Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Deine Erscheinung ist vollkommen.«

      »Hör auf, Djedef! Das ist maßlos übertrieben …«

      »Du bist eine Frau geworden, Nefrit. Eine energische Frau, die genau weiß, was sie will. Das gefällt den Männern.«

      »Dir offensichtlich auch.«

      Er ergriff meine Hand, um sie zu küssen. »Ich war schon damals, als wir unsere Pyramide bauten, in dich verliebt.«

      »So ein Unsinn, Djedef! Du warst damals gerade sieben Jahre alt. Jetzt bist du siebzehn.«

      »Meine Gefühle für dich sind ewig, Nefrit.«

      »Ich glaube dir kein Wort.«

      Aber irgendwie verstand er es im Verlauf des Abends, mich von seinen wahren Gefühlen zu überzeugen, denn wir verbrachten die Nacht miteinander im Schilf des Hapi.

      Djedef hatte seinen Leinenschurz ausgebreitet und wir lagen nebeneinander und starrten in den Himmel, der sich langsam grau verfärbte.

      »Liebst du mich?«, fragte er mich plötzlich.

      »Ich weiß nicht.«

      »Du weißt doch sonst immer, was du willst.«

      »Das hier ist etwas anderes.«

      »Du nimmst mich niemandem weg, Nefrit.«

      »Aber ihr seid versprochen und werdet heiraten.«

      »Weil Iyas Vater einen Offizier als Schwiegersohn haben will. Ihr Vater ist mein vorgesetzter General. Ich habe da wenig Mitspracherecht.«

      »Du könntest zum Beispiel Nein sagen.«

      »Wie sagt man das?«

      Ich machte es ihm lachend vor, und er sprach es mir nach: »Nein.«

      Es klang nicht überzeugender als mein Nein vor wenigen Stunden.

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