Winnetou Band 1. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Winnetou Band 1 - Karl May страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
Winnetou Band 1 - Karl May Winnetou

Скачать книгу

niederzuschießen. Ein Greenhorn hält die Stapfen eines Turkey für eine Bärenfährte und eine schlanke

       Sportjacht für einen Mississippisteamer. Ein Greenhorn geniert sich, seine schmutzigen Stiefel auf die

       Kniee seines Mitpassagiers zu legen und seine Suppe mit dem Schnaufen eines verendenden Büffels

       hinabzuschlürfen. Ein Greenhorn schleppt der Reinlichkeit wegen einen Waschschwamm von der Größe

       eines Riesenkürbis und zehn Pfund Seife mit in die Prairie und steckt sich dazu einen Kompaß bei,

       welcher schon am dritten oder vierten Tag nach allen möglichen andern Richtungen, aber nie mehr nach

       Norden zeigt. Ein Greenhorn notiert sich achthundert Indianerausdrücke, und wenn er dem ersten Roten

       begegnet, so bemerkt er, daß er diese Notizen im letzten Couvert nach Hause geschickt und dafür den

       Brief aufgehoben hat. Ein Greenhorn kauft Schießpulver, und wenn er den ersten Schuß tun will, erkennt

       er, daß man ihm gemahlene Holzkohle gegeben hat. Ein Greenhorn hat zehn Jahre lang Astronomie

       studiert, kann aber ebenso lang den gestirnten Himmel angucken, ohne zu wissen, wie viel Uhr es ist. Ein

       Greenhorn steckt das Bowiemesser so in den Gürtel, daß er, wenn er sich bückt, sich die Klinge in den

       Schenkel sticht. Ein Greenhorn macht im wilden Westen ein so starkes Lagerfeuer, daß es baumhoch

       emporlodert, und wundert sich dann, wenn er von den Indianern entdeckt und erschossen worden ist,

       darüber, daß sie ihn haben finden können. Ein Greenhorn ist eben ein Greenhorn und ein solches

       Greenhorn war damals auch ich.

       Aber man denke ja nicht etwa, daß ich die Überzeugung oder auch nur die Ahnung gehabt hätte, daß

       diese kränkende Bezeichnung auf mich passe! O nein, denn es ist ja eben die hervorragendste

       Eigentümlichkeit jedes Greenhorns, eher alle andern Menschen, aber nur nicht sich selbst für "grün" zu

       halten.

       Ich glaubte ganz im Gegenteile, ein außerordentlich kluger und erfahrener Mensch zu sein; hatte ich doch,

       so was man zu sagen pflegt, studiert und nie vor einem Examen Angst gehabt! Daß dann das Leben die

       eigentliche und richtige Hochschule ist, deren Schüler täglich und stündlich geprüft werden und vor der

       Vorsehung zu bestehen haben, daran wollte mein jugendlicher Sinn damals nicht denken. Unerquickliche

       Verhältnisse in der Heimat und ein, ich möchte sagen, angeborener Tatendrang hatten mich über den

       Ozean nach den Vereinigten Staaten getrieben, wo die Bedingungen für das Fortkommen eines

       strebsamen jungen Menschen damals weit bessere und günstigere waren als heutzutage. Ich hätte in den

       Oststaaten recht wohl ein gutes Unterkommen gefunden, aber es trieb mich nach dem Westen. Bald auf

       diese und bald auf jene Weise für kurze Zeit tätig, verdiente ich mir so viel, daß ich, äußerlich wohl

       ausgerüstet und innerlich von frohem Mute erfüllt, in St. Louis ankam. Dort führte mich das Glück in eine

       deutsche Familie, in welcher ich einen einstweiligen Unterschlupf als Hauslehrer fand. In dieser Familie

       verkehrte Mr. Henry, ein Original und Büchsenmacher, welcher sein Handwerk mit der Hingebung eines

       Künstlers betrieb und sich mit altväterischem Stolze Mr. Henry, the Gunsmith nannte.

       Dieser Mann war ein außerordentlicher Menschenfreund, obgleich er das Gegenteil zu sein schien, da er

       außer der erwähnten Familie mit keinem Menschen verkehrte und selbst seine Kunden so kurz und

       schroff behandelte, daß sie nur der Güte seiner Ware wegen zu ihm kamen. Er hatte seine Frau und

       Kinder durch ein grausiges Ereignis verloren, über welches er nie sprach, doch vermutete ich infolge

       einiger seiner Äußerungen, daß sie bei einem Überfalle ermordet worden waren. Das hatte ihn äußerlich

       rauh gemacht; er wußte es vielleicht gar nicht, daß er eigentlich ein perfekter Grobian war; der Kern aber

       war mild und gut, und ich habe oft sein Auge feucht gesehen, wenn ich von der Heimat und den Meinen

       erzählte, an denen ich mit ganzem Herzen hing und auch heut noch hänge.

       Warum er, der alte Mann, grad für mich, den jungen, fremden Menschen, eine solche Vorliebe zeigte, das

       wußte ich nicht, bis er es mir einmal sagte. Seit ich da war, kam er öfters als vorher, hörte dem

       Unterrichte zu, nahm mich, wenn dieser beendet war, für sich in Beschlag und lud mich schließlich sogar

       ein, ihn zu besuchen. Ein solcher Vorzug war noch keinem Andern zu teil geworden, und ich hütete mich

       daher, die mir gewordene Erlaubnis auszubeuten. Diese Zurückhaltung schien ihm aber keineswegs lieb

       zu sein; ich erinnere mich noch heut des zornigen Gesichtes, welches er mir eines Abends, als ich zu ihm

       kam, zeigte, und des Tones, in welchem er mich empfing, ohne auf mein "good evening" zu antworten:

       »Wo habt Ihr denn gestern gesteckt, Sir?«

       »Zu Hause.«

       »Und vorgestern?«

       »Auch zu Hause.«

       »Macht mir doch nichts weis!«

       »Es ist wahr, Mr. Henry.«

       »Pshaw! Solche grüne Vögel, wie Ihr einer seid, bleiben nicht im Neste hocken; die stecken die Schnäbel

       überall hin, nur da nicht, wo sie hingehören!«

       »Und wo gehöre ich hin, wenn es Euch beliebt, es mir zu sagen?«

       »Hierher zu mir, verstanden! Habe Euch schon lange einmal nach etwas fragen wollen.«

       »Warum habt Ihr es nicht getan?«

       »Weil ich nicht wollte. Hört Ihr es?«

       »Und wann wollt Ihr denn?«

       »Heute vielleicht.«

       »So fragt getrost nur zu,« forderte ich ihn auf, indem ich mich hoch auf die Schraubenbank setzte, an

       welcher er arbeitete.

       Er sah mir ganz verwundert in das Gesicht, schüttelte mißbilligend den Kopf und rief aus:

      

Скачать книгу