HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick
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In der Nähe, in einer Werft, entsteht ein Frachtschiff. Ein riesiger Werftkran ist gerade dabei, die vorgefertigten Brückenaufbauten aufzusetzen. Bus-Boote fahren Menschen zur Arbeit und Kinder in die Schule. Wer es eilig hat, nimmt ein ‚Speed-Boat‘, ein schmales, schnittig gebautes Boot, mit nur zwei Sitzplätzen nebeneinander, aber 5 bis 10 hintereinander gereiht. Am Heck ist ein enormer Auto- oder LKW- Motor auf eine mindestens 5 Meter lange Welle geflanscht, an deren anderen Seite sich die Schraube befindet. Diese Motor-Wellen-Konstruktion ist an ihrem Schwerpunkt im Bootsheck drehbar aufgehängt und dient zugleich zur Steuerung. Der Motor, natürlich ohne Schalldämpfer, gibt diesen Rennbooten einen solchen Schub, dass sie mit riesiger Bugwelle halb gleitend vorwärtsschießen. Ich schätze ihre Geschwindigkeit auf über 70 Stundenkilometer. Eine kleine Barkasse, mit bestimmt weniger Pferdestärken als die Speeder, zieht langsam 4 beladene Schuten hinter sich flussaufwärts. Diese sind so tief abgeladen, dass das Deck vom Wasser überspült wird und nur die hohen Lukensülle sie am Sinken hindern. Auf jeder Schute ist eine einfache Unterkunft, die man mit geflochtenen Bastmatten erweitert hat. Man sieht, dass auf jeder eine Familie lebt. Die Kinder rennen über die überfluteten Seitendecks und die Schlepptrossen von Schute zu Schute nach vorne. Dort springen sie ins Wasser, um auf der letzten wieder an Bord zu klettern. Am Heck eines jeden Frachtkahnes befindet sich ein großes, buntbemaltes Ruderblatt mit langer Pinne. Daran steht auf jeder ein Steuermann. Die Ladeluken sind mit halbrunden Wellblechen gegen Regen geschützt, oder mit spitzen Grasdächern. Zu Stoßzeiten muss es auf den Kanälen so zugehen, wie auf den Straßen. Mit dem kleinen Unterschied, dass Schuten keine Bremsen haben…
Wir kommen durch Viertel, wo die Dächer mit Rost beschichten sind, anstatt mit Gold. Anstatt Motorbooten rudern die Menschen in Einbäumen. Zum Einkaufen, auf einen Plausch zum Nachbarn, zu den Gärten. Oft bringen die Wellen der Speed Boote die Einbäume, die nur ein paar Fingerbreit aus dem Wasser ragen, in Gefahr. Meist wird mit einem Paddelmanöver rechtzeitig der Bug gegen die Wellen gedreht und zu einem Schäufelchen gegriffen, um das übernommene Wasser wieder rauszulenzen. Unser Boot tuckert wie ein schwimmender Traktor durch die Kanäle. Eine geflochtene Matte schützt uns gegen die Sonne und die vereinzelten Regenfälle. Jede Biegung bringt uns neue Überraschungen. Schwimmende Händler paddeln in ihren übervollen Einbäumen von Pfahlbau zu Pfahlbau. Die Gemüse türmen sich in bunt geordneten Pyramiden. Schwimmende Garküchen, ein Holzkohlenfeuer unter den Töpfen verkaufen ihre in Öl schwimmenden Spezialitäten. Der Handwerker kommt im Boot. Vielleicht auch der Bettler. Eine schwimmende Tank-stelle kommt uns entgegen, motorgetrieben.
Unweit einer Flusskreuzung, unter dem tiefhängenden Geäst eines weitausladenden Baumes, ist schwimmender Markt. Die Händler und Marktfrauen halten sich an den fast bis zur Wasseroberfläche reichenden Ästen fest, um nicht abgetrieben zu werden. Aus allen Kanälchen kommen Einbäume, schwimmenden Einkaufswagen gleich, um die täglichen Besorgungen zu machen. Es scheint mir, als lägen die Händler im Wettstreit darum, wer das schönste Boot hat! Oder ist es, weil die Menschen lieber da kaufen, wo es am schönsten ist, und nicht dort, wo es am billigsten ist? Gefeilscht wird aber allenthalben! Sogar der Metzger kommt angepaddelt und zerlegt seine Schweinehälften vor den Kenneraugen der Kundschaft. Fast alle Frauen tragen die typisch süd-ostasiatischen Kopfbedeckungen, die wie ein Lampen-schirm aussieht. Das ist ein Hut, entweder aus fein gespaltenem Bambus, und/oder einer Art Schilf miteinander verflochten. Dieser Hut befindet sich etwas erhöht, wie ein kleiner Schirm, auf einem Kopfgestell. Das ermöglicht ein Durchstreichen der Luft. Je weiter die Stadt zurückbleibt, um so dichter wird die Vegetation. Palmen neigen sich über das Wasser, hohe Bäume strecken ihre Äste weit auf den Fluss, alles scheint nach Licht zu suchen. Auch hier draußen rast manchmal ein Speedboot vorbei, seine Wellen nagen an den Ufern. Eile kennt keine Grenzen, ist schon international!
Im YMCA treffe eine Amerikanerin, die in Luang Prabang, in Laos, weiter im Norden, in einem Flüchtlingscamp arbeitet. Sie berichtet uns von ihrem Alltag. Tausende Halbverhungerte müssen versorgt werden, dazu die von Minen Verletzten. Sie suchen Hilfswillige. Doch wollen die Behörden keine Genehmigungen erteilen, weil die Gegend im Norden zu unsicher ist. Selbst auf thailändischem Gebiet ist der Vietcong aktiv, hauptsächlich mit Attentaten. Gestern sei die Bahnlinie von Thailand nach Malaysia gesprengt worden, mitsamt dem Zug, der gerade durchfuhr. 5 Tote und enormer Sachschaden. Ich überlege, ob ich nicht mit ihr nach Luang Prabang gehe und Australien etwas aufschiebe. Doch es können nur Leute von gemeinnützigen Verbänden dorthin, die von der entsprechenden Regierung entsendet werden. In meinem Fall die deutsche. Aber die will mich ja eher für fünf Jahre aus dem Verkehr ziehen…
Am nächsten Tag mieten wir zusammen ein Taxi und fahren nach ‚Timland‘, einer Art Touristenpark, wo dem Besucher die Kultur Thailands in einem Tag vermittelt werden soll. Dort wurden tausende von Touristen durch die verschiedenen Animationen geschleust. Die Elefanten bei ihrer Arbeit zu sehen, wie sie Baumstämme zogen und mit ihren Stoßzähnen über den Boden rollten, war für mich das Interessanteste daran. Auch die Volkstänze, die Kostüme der Tänzer, die Musikinstrumente, all das war sehenswert. Doch war alles aus dem täglichen Leben herausgelöst und gemacht für jene, die Thailand in drei Tagen absolvieren wollen. Und zu denen gehörte letztendlich auch ich. Nach einer dritten Nacht, ohne Unterlass unterbrochen von den laut röhrenden Motoren, ging ich zum Bahnhof. Das Leben war außerdem zu teuer. Ich verbrauchte über 20 Dollar am Tag. Das einzig billige waren die Transportmittel, vor allem die Bahn. Und die war auch das Sicherste, trotz des Bomben-anschlags. An besagter Stelle lagen noch die beschädigten Wagons neben den Gleisen. Der Zug fuhr langsam durch diese Stelle hindurch, weil die Schienen noch nicht endgültig repariert waren. Auch hielten die Züge keinen festen Fahrplan mehr ein, um so Anschläge schwieriger zu machen. So ging es wieder südwärts. Im gleichen Wagen traf ich zwei Deutsche, die mit einem Billigflug vor ein paar Tagen in Bangkok angekommen waren, und die nach Malaysia wollten, weil sie gehört hatten, dass dort das Leben weniger als halb so teuer ist als in Thailand. Das konnte ich bestätigen. Außerdem erzählte ich viel von Penang, worauf sie beschlossen, dort eine Weile zu bleiben.
Als wir die Fähre, die uns vom Festland auf die Insel gebracht hatte, verließen, verfolgte uns ein Rikschafahrer regelrecht. Mit jedem Meter, den wir liefen, sank sein Preisangebot. „Wollen mal testen, was so ein Vehikel aushält, sagten meine Begleiter und zu dritt, das Gepäck auf dem Schoß, zwängten wir uns auf den Sessel. Dadurch stieg das hinten dranhängende Antriebsmodul samt seinem Besitzer, der seine indischen Kollegen durch sein Gewicht um das Doppelte übertraf, in die Luft, und unsere Gondel kippte nach vorne auf die Fußrampe. Der Fahrer lachte mit uns und alle stiegen ab. Wir wollten zu Fuß weiter. Doch der Fahrer sah wohl seine Ehre auf dem Spiel, und bestand darauf, dass wir mit ihm fahren! Er hob unsere Rucksäcke hoch, nahm den schwersten auf den Buckel, die anderen zwei hängte er außen seitlich an den Lenkbügel, was dem Gefährt eine enorme Breite verlieh. Wir waren im Gleichgewicht und er stieg in die Pedalen. Doch schon nach 200 Metern war Schluss. Ein Beerdigungszug von wohl einem Kilometer Länge zog gerade durch die Hauptstraße in Richtung Friedhof und legte allen Verkehr lahm. Wir hatten unseren Logenplatz und konnten in Ruhe den Leichenzug betrachten. Vorneweg fuhren in einer Doppelreihe gut ein Dutzend leerer Rikschas, die auf jeder Seite des Sitzes eine wohl 4 Meter hohe schwarze Fahne, mit Schriftzeichen darauf, befestigt hatten. Dann folgte eine Prozession von Kindern, auch in Doppelreihe, die auf der rechten Schulter an einer langen Bambusstange eine schmale, bunte Fahne trugen, in Laufrichtung ausgerichtet. Männer trugen riesengroße Lampions oder Gebetsmühlen aus Papier. Eine Gruppe von Männern in gelben Strohhüten schlug auf schwarze Tamburine, Frauen trugen papierene Sänften, mit Blumen geschmückt. Dann eine in zwei Stangen, wie eine Sänfte getragene Kesselpauke, wieder leere Rikschas, mehrere Tempelfiguren in weiße Schleier gehüllt. Ein Militärorchester