Wintermärchen. Wolfgang Bendick
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Wolfgang Bendick
Wintermärchen
Einmal Kabul und zurück
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Inhaltsverzeichnis
Weitere Werke von Wolfgang Bendick:
WINTERMÄRCHEN
*
Wolfgang Bendick
Erste Erscheinung, März 2017
Umschlagfotos: Feuer an der Schneegrenze, Alfi und Lothar
Bilder: © Wolfgang Bendick
© Copyright 2017 Wolfgang Bendick
All rights reserved for all countries
Legal deposit: March 2017
Widmung
Wir waren Landreisende.
Wir werden immer mehr zu Zeitreisenden
*
Meinen Gefährten von damals gewidmet,
vor allem meinem Freund Lothar,
der mir geholfen hat,
manche Erinnerung wieder lebendig zu machen…
Zusammenfassung
Da die Grenze zu ist, bleibt uns nur der Weg über die verschneiten Berge, um die Freiheit zu bewahren. Unsere Richtung ist Osten, das Ziel Irgendwo. Als wir in Südtirol ankommen, sollte unserer Reise nichts mehr im Wege stehen. Aber es kommt immer anders, als man denkt.
Wenige sind um diese Zeit unterwegs. Doch umso intensiver sind die Begegnungen. Wir tauschen unsere Erlebnisse, wir teilen unser Schicksal. Für ein paar Tage, ein paar tausend Kilometer schließt man sich gewollt oder ungewollt zusammen. Leider erweist sich ein Gefährte nicht immer auch als Freund.
Dieses Buch ist, wie alle meine anderen Werke, in der Umgangssprache, ‚der Sprache des Volkes‘, geschrieben. Nur diese kann Geschehenes so wiedergeben, wie es wirklich war.
Joseph
Die Tür fiel ins Schloss. Sie hatte einen Anderen! Ich stand auf der Straße. Allein. Das ist noch lange nicht das Ende des Lebens, versuchte ich mir zu sagen. Es geht immer irgendwie weiter. Das Schicksal hatte es bisher immer gut mit mir gemeint! Das werde ich bestimmt in ein paar Jahren, zurückschauend, feststellen können!
Als Kind hatte ich öfters einen Traum. Immer denselben. Ich ging durch eine ockerfarbene Ebene. Ich folgte einer schnurgeraden, schwarzen Linie. Besser gesagt, ich war diese Linie. Dann, plötzlich, verwickelte sich diese Linie zu einem wirren Durcheinander. Ich ging trotzdem weiter, folgte den Verwindungen. Das gab mir ein eigenartiges Gefühl unter der Haut, wie Schmirgelpapier. Und einen üblen Geschmack im Mund. Dann, endlich, nach ein paar letzten Windungen, ging es wieder geradeaus weiter. Gefühl und Geschmack verschwanden, mich durchströmte so etwas wie Glück, ich atmete auf. Ich folgte der geraden Linie, die bis zum Horizont zu gehen schien, oder noch weiter, denn nie sah ich ihr Ende.
So fühle ich in diesem Augenblick. Ich folgte der Straße und fand mich vor der Tür von Ludwig, eines Freundes wieder. „Was, du? Du bist zurück?“ „Hast du Lust auf einen Spaziergang? Ins Altwasser?“ „Da bin ich immer dabei!“ Wir gingen durchs Dorf, bald durch die Wiesen, dann setzten wir uns ans Ufer. Er rauchte eine Gitane Mais, ein von den üblen Dingern, die selbst einen toten Hund aufwecken. Ich stopfte meine Meerschaumpfeife mit etwas Tabak und einer Prise ‚Oh Mann‘ von den Freunden aus Österreich. Wir pafften und erzählten uns, was in den letzten 1 ½ Jahren vorgefallen war. Nach einer Weile schnüffelt er in der Luft. „Wie riecht das denn hier?“ meint er plötzlich. „Wie soll das denn hier riechen?“ „Nach Gras! Du Saubär rauchst da einfach was! Schick mal rüber!“
Also hat sich im Dorf doch was getan! Der Großteil der Dorfjugend ist inzwischen auch angetörnt, wie der Rest der Welt. Durch die GIs ist das Marihuana in die Neue Welt gekommen und über die Hippiebewegung zur Droge gegen den Krieg geworden. Bis ins tiefste Bayern ist es vorgedrungen. Überall grünt es, der Joint ist zu einem Ritual geworden, wie damals die Friedenspfeife bei den Indianern. Immer mehr Jungens verweigern den Wehrdienst. „Wo soll das noch hinführen?“ jammern die Alten. Obwohl dieselben noch vor wenigen Jahren gesagt hatten „Nie wieder eine Armee, nie wieder Krieg!“ Wir sitzen da, rauchen und reden über alte