Meine Oma ihre Ratschläge und Rezepte. Andrea Lieder-Hein
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Ich würde sie nie mehr sehen. Es gab nur noch Erinnerungen. Fotos. Briefe. Düfte.
Ihr liebes Gesicht. Wie sie lächelte. Mich in den Arm nahm und tröstete, wenn ich mir weh getan hatte. Alles nur noch Erinnerungen.
Ich würde sie nie mehr sehen. Alles nie mehr.
Immer, wenn ich dann Zeit hatte, besuchte ich ihr Grab. Erzählte ihr, was alles so passiert war. Hielt sie auch technisch auf dem Laufenden. Und meine Mama kochte mir manches Wochenende meine Lieblingsgerichte. Nach Oma Margas Rezepten.
Kurz bevor meine Mutter starb, gab sie mir ein Büchlein. Ein dickes Büchlein. Din A5. Handgeschrieben. Mit Omas Handschrift.
Ich fand darin ganz viele Rezepte meiner Oma. Nach Monaten gegliedert. Saisonal sozusagen.
Als ich das Buch durchblätterte, fand ich weiter hinten Ratschläge und Tipps für den Haushalt. Alles fein säuberlich von meiner Oma notiert.
Mit Tränen in den Augen hielt ich diesen Schatz in Händen. So viele Jahre später. Von ihr, meiner geliebten Oma.
Ich habe mich entschlossen, dass dieser Schatz nicht verloren gehen darf. Ich reiche ihn weiter. Damit er überlebt. Oma, ich habe dich lieb.
So muss man sich die Rezepte vorstellen. Oma hatte sie in Sütterlin geschrieben. Das war damals so.
Und auch ich musste meinem Opa alle Briefe in Sütterlin schreiben. Die Schrift erst mühsam lernen. Er wollte Sütterlin erhalten, so, wie heute viele das PlattDeutsche.
Ich habe dieses Rezept von ihr mit meiner Software erstellt. Zur Veranschaulichung. Man kann sich nun auch die Art der Ergänzungen vorstellen. Das Büchlein selbst liegt inzwischen ziemlich „zerfleddert“ in einer kleinen Holzkiste.
Januar
Kochbücher gibt es wie Sand am Meer. Immer aufwändiger werden die Gerichte. Immer mehr Zutaten, immer skurriler, immer merkwürdigere Gewürze.
Meine Oma starb 1957. Sie lebte also in einer Zeit, in der man sparen musste. Es gab keine Supermärkte. Erdbeeren gab es nur, wenn sie auch gerade wuchsen. Fleisch war etwas Besonderes. Das aß man nur sonntags. Und Kühlschränke oder Gefriertruhen gab es auch noch nicht. Jedenfalls nicht bei Oma.
Oma Marga musste also immer frisch kochen. Oder sie hatte gelernt, für karge Zeiten im Winter einzukochen. Ich habe noch drei WECK-Gläser von ihr. Leer natürlich. Für Zucker und andere Dinge. In stundenlanger Arbeit machte sie damals Lebensmittel haltbar. Säuern, salzen, einkochen, trocknen, lagern.
Kurz vor ihrem Tod bekam sie einen Kühlschrank geschenkt. Von Opa. Der war eher geizig, aber der Kühlschrank hatte auch für ihn Vorteile. Opa aß sehr gerne und so konnte er öfter mal in die „kalte WunderKiste“ langen, wie er immer zu sagen pflegte.
Mein Lieblingsessen bei Oma war definitiv „Pellkartoffeln mit Specksoße“. Das aßen wir nicht nur im Januar. Aber bis zum Sommer, der Erntezeit, gab es immer wenig Gemüse. Es gab ab und an Eingemachtes. Obst und auch Gemüse. Aber eben selten.
Speckkartoffeln
Kartoffeln in Salzwasser garen.
100 g Speck würfeln und 2 gehackte Zwiebeln
in Pfanne kross und glasig braten
Mit 100 ml Wasser ablöschen
(keine Brühe, sonst wird’s zu salzig)
und 10 Minuten bei kleiner Flamme ziehen lassen.
300 ml Sahne oder Milch hinzufügen.
1 EL Mehl in kaltem Wasser anrühren und in die Soße geben.
Warten, bis es eine dickflüssige Soße wird.
TIPP
Wenn die Soße noch zu flüssig ist, Mehlbutter hinzufügen.
Mehlbutter habe ich immer im Kühlschrank. Zu gleichen Teilen weiche Butter und Mehl zusammenrühren. Fertig. Portionsweise zu Soßen hinzufügen.
TIPP
Schmeckt auch gut zu Püree.
Hier eine Zusammenstellung von Senfsoße und Kräutersoße
Ich esse die Specksoße oft mit Kräutern. Im Sommer aus dem Garten und im Winter TK-Kräuter.
Wenn der Speck ausbrät, gebe ich etwa 1 EL Mehl über den Speck und lasse alles etwas brutzeln. Dann füge ich Sahne hinzu, bis die richtige Konsistenz erreicht ist.
Neben Kräutern passen auch kleine Gemüse-Stücke wie Paprika in die Soße. Rot, grün und gelb macht die Soße zu einem Hingucker.
Weil es im Winter wenig Frisches gab, waren Soßen immer das A und O. Hier Omas Soßenrezepte.
Helle Soße (Mehlschwitze)
50 g Butter in Pfanne schmelzen
Danach 50 g Mehl unterrühren
Langsam erhitzen, bis es hellgelb aussieht
Unter ständigem Rühren 500 ml Wasser oder Brühe dazugeben
Vorsichtig aufkochen lassen
Dabei immer rühren, damit es nicht klumpt
Dann die Soße ziehen lassen
und abschmecken mit Würze, wie Salz oder Pfeffer
TIPP
Diese