Die Zukunft ist der Roboter. Martin Cordemann
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Zukunft ist der Roboter - Martin Cordemann страница 5
Nun stand er kurz davor, diesen Raum zum letzten Mal zu verlassen. Die Zeit dort hatte ihn altern lassen, schneller, als andere gealtert waren. Wenn er jetzt ging, würde er nie wiederkommen, würde nie wieder diesen Raum betreten. 30 Jahre lang hatte er jeden Morgen die Tür geöffnet, war eingetreten, hatte seine Aktentasche neben den Schreibtisch gestellt, hatte versucht, die Aufgabe zu erfüllen, die man ihm aufgetragen hatte und war abends wieder zurück nach Hause gegangen, zu seiner Frau. Kinder hatten sie nicht gehabt. Der Raum hatte seinem Leben eine Aufgabe gegeben, ein Ziel, eine Richtung, eine Bedeutung.
Leise schloss M die Tür hinter sich, ohne noch einmal zurück zu blicken. Dieser Raum würde von nun an für ihn verschlossen bleiben. Geheimrat Weber kam vom Ende des Korridors auf ihn zu. Er hatte M dabei beobachtet, wie dieser sein Zimmer verlassen und seine Tür zum letzten Mal geschlossen hatte. Weber reichte M die Hand, zum Abschied.
„Habe ich meine Aufgabe erfüllt“, fragte M. „Bin ich den Anforderungen, die man an mich gestellt hat, gerecht geworden?“ Weber schwieg. „Für mich“, fuhr M fort, „war Zimmer 1 das Wichtigste in meinem Leben. Zimmer 1 hat meiner Existenz einen Sinn verliehen, eine Bedeutung. Ohne Zimmer 1 wäre mein Leben sinnlos, bedeutungslos und ich hätte nichts erreicht.“
Geheimrat Weber senkte den Blick. „Ihr wirkliches Zimmer war Zimmer 2“, sagte er leise.
Reise durchs All
Durch die Wolken stieß das Shuttle hinunter auf den Planeten. Die Wolkenformationen waren der Besatzung in ihrer Art, ihrem Aufbau völlig unbekannt und waren selbst für den Piloten derart faszinierend, dass er Mühe hatte, sich auf die Steuerung der Fähre zu konzentrieren. Es gab blaue Wolken, rote Wolken, einige grüne Wolken, die die Form von Bergen, Türmen, Pyramiden und einigen anderen vorstellbaren und unvorstellbaren Gebilden hatten. Golden und gleißend schien die Sonne zwischen einigen der Formationen hindurch. Der Pilot setzte zur Landung an.
10 Der Countdown lief. Das Mutterschiff befand sich in einer Umlaufbahn um den Planeten.
9 Zweihundert Augen beobachteten, wie sich die Fähre mehr und mehr dem Boden näherte.
8 Der Kommandant des Mutterschiffs biss sich auf die Lippen und verschüttete seinen Kaffee.
7 In sieben Sekunden würde der erste Mensch den Fuß auf einen Planeten außerhalb seines eigenen Sonnensystems setzen.
6 Der Pilot der Fähre betrachtete den Scanner, der die Entfernung zum Boden anzeigte – und betete.
5 Durch die Wolken fiel ein goldener Glanz direkt auf die kleine Fähre und hüllte sie in ein gelbliches Licht.
4 Noch bestand die Möglichkeit, die Mission abzubrechen, dachte der Kommandant.
3 Mühsam versuchte der Pilot, den Schweiß, der ihm über die Stirn lief, zu ignorieren.
2 Der Lotse an Bord des Mutterschiffs stellte keine Veränderung fest – und wünschte der Crew des Shuttles das Beste.
1 Alle Sensoren zeigten an, dass alles planmäßig verlief.
0 Atemloses Schweigen.
Nachdem er befreit aufgeatmet hatte, gab der Pilot seinem Funker den Befehl, dem Mutterschiff mitzuteilen, dass hier unten alles planmäßig verlaufen sei. Der Kommandant sandte seine besten Grüße und Glückwünsche. Die Crew der Fähre bereitete sich darauf vor, den Planeten zu betreten. Dies war der erste Planet, der es wert war, erkundet zu werden. Wie lange waren sie schon unterwegs? Wieviele Lichtjahre hatten sie hinter sich gelassen, bis sie endlich einen Planeten gefunden hatten, der möglicherweise für eine Besiedelung geeignet war? Der Schiffscomputer konnte es bis auf die 28. Dezimalstelle präzise angeben. Den Menschen fiel es schon schwerer, sich zu erinnern. Ihnen allen war klar, dass sie einen neuen Planeten finden oder im Weltall sterben würden – ein Zurück gab es nicht. Der Kommandant starrte auf die Scanner. Würde dieser Planet ihnen eine neue Heimat sein können?
Die Besatzung verließ die Fähre und sah sich draußen um. Seltsam, alles war so... friedlich. Und kein bisschen feindlich. Die Scanner zeigten Sauerstoff in der Atmosphäre an, genug für menschliches Leben. Wirklich ideale Bedingungen. Während ein Teil der Gruppe die Atmosphäre auf Gifte untersuchte, erkundete der Pilot mit drei Mannschaftsmitgliedern die Umgebung. Es war phantastisch. Als hätte dieser Planet auf sie gewartet. Flaches Land, ein Fluss, der sich durch die Ebene schlängelte, fruchtbarer Boden. Die Tests ergaben die Antwort, die sie sich alle erhofft hatten: Sie hatten eine zweite Erde gefunden. Endlich, ein neues Zuhause, neues Land. Schon in wenigen Tagen würde man mit der Besiedelung beginnen können...
Eine Technikerin beugte sich über den Kommandanten und rüttelte seine Schulter. Verwirrt blickte er sich um. Niemand sprach, keiner von ihnen konnte es wirklich fassen. Das Shuttle war bei der Landung explodiert. Der Planet bestand aus Antimaterie. Die ganze Crew war tot. Die Reise ging weiter.
Kontaktprobleme
Warum hatte man ausgerechnet ihn ausgewählt? Xadro war verärgert. Nur, weil er gut mit primitiven Kulturen konnte? Das war in seinen Augen keine große Kunst. Insgeheim argwöhnte er jedoch, dass ihm sein Intimfeind Trimon diesen Job zugeschustert hatte. Natürlich, den Kontakt mit anderen Rassen aufrecht zu erhalten war ein wichtiger Schritt und er konnte seiner Karriere nur förderlich sein, aber, meine Güte, dieses System lag am Ende der Galaxie. Tiefste Provinz, absolut unerschlossen. Wie hieß der Planet noch? Xadro musste in seinen Unterlagen blättern. Ah ja, Erde nannten sie ihn, die Eingeborenen. Hmm, Erde? Hatte er auch noch nicht gehört. Oder doch?
Gedankenverloren nahm Xadro seine Brille ab und blickte durch das große Fenster seiner Kabine hinaus in den Weltraum. Der Kern der Milchstraße, in dem sich sein Geburtsplanet befand, wurde langsam kleiner, das Schiff bewegte sich auf die äußeren Arme der Galaxie zu. Erde... Warum fragte er nicht einfach den Computer?
"Computer, nenne mir ein paar Daten über einen Planeten namens Erde."
"Erde, dritter Planet des Sterns Sol, in einem Sonnensystem mit neun Planeten: Merkur, Venus, Erde..."
"Überspringen."
"Bevölkerung zur Zeit acht Milliarden Menschen, viergliedrig, aufrecht gehend, Sauerstoffatmer, Landlebewesen, industrialisiert, Großstädte, Zivilisationsstand 27."
"Das ist sehr sehr niedrig", murmelte Xadro. "Okay, mach weiter."
"Vor wenigen Jahrzehnten Kernspaltung entdeckt, Umgang damit nicht zufriedenstellend. Sehr einseitige Entwicklung. Menschen leben ohne näheren Kontakt zu den anderen Lebensformen des Planeten, halten diese für 'nicht intelligent'."
"Die Arroganz der Primitiven. Was meinst du mit einseitig?"
"Menschen sind in der Lage, Dinge in Sekundenschnelle zu vernichten, sind aber unfähig oder nur nach langer Zeit in der Lage, Dinge zu schaffen oder zu heilen. Bestes Beispiel: Natur. Wurde durch sie weitgehend zerstört, Menschen sind aber nicht imstande zu ihrer Wiederherstellung. Der Planet wurde 378923 von einem Wissenschaftsschiff entdeckt und klassifiziert."
"Aha. Und mich hat man zum galaktischen Botschafter auf diesem friedlichen Planeten gemacht."
"Sind denn die Verhandlungen schon so weit vorangeschritten?"
"Was fragst du mich das,