Reich mir den Apfel, Eva!. Julianne Becker
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Verlag: Drachenweg / Julianne Becker
Beryllstraße 18
D-55743 Idar-Oberstein
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Es war einmal ... eine Quelle
Wer davon trank, erlangte Unsterblichkeit. Sie war die Quelle für allumfassende Liebe, allumfassendes Wissen und vollkommene Gesundheit. Als sich die Nachricht herumgesprochen hatte, suchten natürlich viele Menschen nach dieser Quelle und tranken davon. Die meisten starben auf der Stelle. Aber immer mal wieder schaffte es ein Mensch, den Trunk zu überstehen und lebte von da an glücklich und zufrieden.
Die Menschen fragten jeden, der es geschafft hatte: "Sag, wie hast du das gemacht?"
Die Trinker wurden zu Gründern einer Religion oder Sekte und ihre ersten Anhänger leiteten aus den Berichten Rezepte ab, wie es anderen auch gelingen könnte, den Trunk zu überleben und damit unsterblich zu werden. Die Rezepte sollten Körper und Geist so vorbereiten, dass es ganz sicher war, von der Quelle des Lebens zu trinken. Mit der Zeit entwarfen sie große Lehrgebäude zur Vorbereitung darauf. Es entstanden heilige Bücher und Kommentare und Rituale dieses Glaubens. Doch leider stand bald die Verehrung (ihres Gründers und der Quelle selbst) im Vordergrund und die Menschen glaubten auch immer weniger, dass sie das auch selbst schaffen könnten. In ihren Gebeten ging es nur noch um alltägliche Angelegenheiten.
So kam es, dass die Quelle selbst mit der Zeit in Vergessenheit geriet. Denn als man die verschiedenen Glaubensgebäude errichtet hatte, versperrten sie auch die freie Sicht auf die Quelle. Irgendwann schloss sich sogar der weitläufige Kreis um sie herum ganz und keiner konnte mehr direkt zur Quelle, man brauchte nun den Gang durch die Häuser. Die Vorbereitungshäuser umgaben die Quelle mit einem Wall aus menschlichen Konzepten, Gedanken und Gefühlen, während im Innenhof das Wasser des Lebens weiter so vor sich hin sprudelte und auf die Menschen wartete. Jede Religion besaß ein Haus in der Runde und ohne ein solches zu durchqueren konnte nun keiner mehr zur Quelle gelangen. Bald kam man nicht einmal mehr auf die Idee, sie zu suchen!
Die Quelle war nun also vollständig umgeben von all diesen auch recht widersprüchlichen Systemen und sprudelte einfach so vor sich hin. Und in jedem Tempel, jedem Heiligtum, jeder Kirche, jeder Moschee, jeder Synagoge wurden die Menschen ein wenig anders darauf vorbereitet, durch die Hintertür hinaus in den sonnigen Innenhof zu treten und von dieser Quelle zu trinken. Denn die Quelle selbst war für alle gleich.
Im Laufe der Geschichte hatten es dann aber trotzdem nur ganz wenige Menschen geschafft, wirklich von ihr zu trinken. Und so vergaß man mit der Zeit die Tür und den Innenhof mit der Quelle in jeder Religion und dass sie der eigentliche Grund für die Religionsgründung gewesen war. Dafür rückte der Altar neben der Tür in den Mittelpunkt, um wenigstens ein gottgefälliges Leben zu führen, und dann stellte man in der unbenutzten Ecke vor der Tür auch immer mehr Zeugs ab. Einen Tisch für Kerzen, Räucherwerk und alles, was man sonst noch so für die wichtigen Rituale brauchte. Schließlich vergaßen die Menschen sogar, dass es da überhaupt eine Tür gab und dass es eigentlich um das Trinken aus einer Quelle ging. Noch später hielt man sogar die ganze Geschichte von der Quelle des Lebens, aus der man trinken könne, um das ewige Leben zu erlangen, für erfunden und belächelte diejenigen, die noch immer nach dem Gral suchten.
Alle Glaubenssysteme konnten nur vorbereiten. Das Gerümpel beiseite räumen, die Tür in seinem eigenen Glaubensgebäude finden, entschieden hinaustreten und von der Quelle trinken, das konnte ein jeder Mensch nur alleine, wenn er dazu bereit war und sich durch nichts und niemanden mehr davon abhalten ließ.
Mündliche Überlieferung nach Danaan Parry, spiritueller Lehrer, Atomphysiker und klinischer Psychologe, verstorben 1996.
Vorwort
Ich bin weder Historikerin noch in irgendeiner anderen Form qualifiziert, über einen Bibeltext zu schreiben. Ich kam ganz anders dazu: Seit mehr als einem Dutzend Jahren filze ich Schlangen und Drachen, und so verrückt das auch klingen mag, sie haben von Anfang an mit mir geredet!
Sie schickten mich auf eine kreative innere und äußere Reise, die mich einerseits in unsere menschliche Psyche und andererseits in unsere prähistorische Geschichte eintauchen ließ und mich dabei mit der Rolle vertraut machte, die sie selbst darin spielten. Meine innere Reise inspirierte mich zu dem Buch ‚Mein Drache frisst gern Pizza‘, dem literarischen Gegenstück zu diesem Buch, das sich mit dem inneren Drachen befasst, wie man ihn wecken kann und warum man ihn überhaupt wecken sollte.
In diesem Buch geht es um die Rolle, die Drachen und Schlangen in unserer Geschichte gespielt haben. In unseren Gesprächen erzählten sie mir nicht nur ihre Geschichte, sie behaupteten auch Dinge, die ich noch in keinem anderen Buch gefunden hatte und die so unerhört schienen, dass ich Jahre gebraucht habe, um sie zu verdauen und mich damit in die Öffentlichkeit zu wagen.
Natürlich konnte ich diese Gespräche anfangs nicht ernst nehmen: Das war doch auch zu verrückt, dass ich innerlich mit meinen eigenen Filztieren redete! Es belustigte mich andererseits, und dort, wo es mich beunruhigte, verdrängte ich es einfach. Die Informationen sickerten auch immer nur häppchenweise in mein Bewusstsein. Erst allmählich und über die Jahre hinweg formte sich ein klares Gesamtbild, das plötzlich Sinn machte und neues Licht auf alte Überlieferungen und auf unsere ganze Geschichte warf.
Ich selbst halte mittlerweile Drachen und Schlangen für austauschbar, sie scheinen ein- und dasselbe Phänomen zu benennen und ein Wesen zu beschreiben, das keinem anderen auf der Erde glich, aber doch irgendwie an ein Reptil erinnerte. Menschliche Kulturen weltweit erzählten von solchen Geschöpfen, angefangen bei Quetzalcoatl in Mittelamerika bis hin zum Lindwurm der Nibelungen: Da gab es ein sprechendes, intelligentes Wesen, das sah irgendwie aus wie eine geflügelte Schlange oder zumindest wie eine Echse. Die Chinesen beschreiben die äußerlichen Merkmale eines Drachen sogar als eine Mischung aus ganz vielen Tieren. Mit einem Bauch aus Schlangenhaut.
In der christlichen Überlieferung, in der ansonsten Drachen unbedingt zu töten waren, spielte eine Schlange bei der Vertreibung aus dem Paradies eine herausragende Rolle: Die Schlange im Garten Eden verführte Eva dazu, einen Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen. So landete ich in den Gesprächen mit meinen Drachen schließlich auch bei der Schlange im Garten Eden.
Mein roter Drache sah mir beim Schreiben immer aufmerksam und beratend über die Schulter und manchmal kam ich mich selbst vor wie diese Eva. Ich bin ja auch eine Frau, neugierig und angeblich leicht verführbar. Und so fragte ich mich: Was verbirgt sich hinter dieser Schlange? Und was wäre eigentlich gewesen, hätten Adam und Eva auch noch die Frucht vom zweiten Baum gegessen?
Wenn du fest verwurzelt in deinem Glauben stehst und dein heiliges Buch wortwörtlich auslegst, solltest du mein Buch besser nicht lesen. Dann warte lieber in Ruhe auf dein Jüngstes Gericht und mache um mich und meine Drachen einen großen Bogen. Es könnte sonst deine ganze Weltsicht auf den Kopf stellen.
Der Garten Eden in der Bibel
Jeder kennt doch eigentlich die Geschichte vom Garten Eden aus der Bibel, oder? Nun, vielleicht doch nicht, wir werden sehen. Die Lutherbibel ist der zum Gebrauch empfohlene Bibeltext der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), an diesen Text will ich mich halten. Als klassische deutsche Bibelübersetzung ist sie nach wie