Clever Kontern. Meike Müller
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Erschwert wird das Miteinander zusätzlich dadurch, dass nicht nur jede Nachricht - gesprochen oder nonverbal gesendet - verschiedene Ebenen hat. Auch als Empfänger hört man mal mit dem einen, mal mit dem anderen Ohr besser. Denn auch davon haben wir – im übertragenen Sinne versteht sich – ebenfalls vier: Das Sachohr, das Beziehungsohr, das Selbstoffenbarungsohr, das Appellohr. Manchmal ist man z.B. auf dem Sachohr taub und hört dafür auf dem Appellohr „die Flöhe husten“. So vermutet man hinter einer Aussage gleich die Aufforderung zur Verhaltensänderung, dabei war es gar nicht so gemeint. Aus der Aussage „Du, es ist gleich fünf“ hört Hans Möller vielleicht sofort die Aufforderung heraus, sich zu beeilen. Womöglich fühlt er sich auch erheblich bevormundet, weil sein Beziehungsohr ganz genau hinhört und die Information rausfiltert: „Er hält nichts von mir, traut mir nichts zu. Er glaubt nicht, dass ich es rechtzeitig schaffe.“
Was bedeutet die Kenntnis der vier Ebenen einer Nachricht nun für die Kommunikation miteinander? Wichtig ist, dass Sie als Empfänger bzw. Empfängerin ansprechen, was Sie da zwischen den Zeilen mithören, genauer: mitzuhören meinen. Insbesondere das Beziehungs- und Selbstoffenbarungsohr sollten gespitzt werden. Hier wird oft ganz deutlich, warum sich jemand in einer bestimmten Form äußert, was eigentlich hinter seiner oder ihrer Botschaft steckt bzw. was er oder sie von seinem Gegenüber hält
Der Beziehungsaspekt einer Nachricht ist also für uns als Empfänger in der Regel besonders wichtig. Denn hier fühlen wir uns in bestimmter Weise be- oder eventuell sogar misshandelt. Bevormundet mich beispielsweise jemand, spricht man mir wie mit einem kleinen Kind, oder schätzt mein Gegenüber mich hoch ein? Legt man Wert auf meine Meinung, werde ich bewundert? „Allgemein gesprochen: Eine Nachricht senden heißt auch immer, zu dem Angesprochenen eine bestimmte Art von Beziehung auszudrücken.“4
Die wichtigsten Schlagfertigkeitstechniken
Weil wir auf der emotionalen Ebene oft „erwischt werden“, sind wir erst recht perplex, verletzt oder geschockt, wenn uns eine Gemeinheit um die Ohren gehauen wird. Es gibt immer wieder die Situationen, in denen man es bedauert, nicht ruckzuck eine Antwort parat zu haben. Die oben genannte Bewerberin hätte sich bestimmt gewünscht, dass ihr etwas auf die Schnelle eingefallen wäre. Sie hätte zum Beispiel sagen können: „Nein, mein Sternzeichen ist Schütze.“ Doch die klugen Antworten fallen einem meistens erst viel später ein. Damit Ihnen das künftig nicht mehr so geht und Sie an Ort und Stelle retournieren können, stelle ich Ihnen im Folgenden die 13 wichtigsten Schlagfertigkeits-Techniken vor:
1 Die Notfall-Technik
2 Die Auszeit-Technik
3 Die Rückfrage-Technik
4 Die Besser-als-Technik
5 Die Ja-ganz-genau-Technik
6 Die Gerade-weil-Technik
7 Die Übersetzer-Technik
8 Die Retour-Technik
9 Die Honig-um-den-Bart-Technik
10 Die Hörfehler-Technik
11 Die Asche-auf-mein-Haupt-Technik
12 Die Durchzug-Technik
13 Die Abgrenzungs-Technik
Lesen Sie im folgenden Kapitel, was es mit diesen Techniken auf sich hat und wie Sie die Methoden am besten anwenden.
1. Die Notfall-Technik
Die Notfall-Technik habe ich bewusst an den Anfang gestellt. Denn sie ist recht einfach zu lernen, die Antworten passen fast immer und vor allem fallen sie einem ein, wenn man mal nicht gut drauf ist, weil man die Nacht kaum geschlafen hat, der Nachbar von oben wieder mal trampelt, alle Welt etwas von einem will und die Kopfschmerzen auch immer stärker werden.
Legen Sie sich ein paar Standardantworten zurecht. Ja, lernen Sie die vielleicht sogar auswendig. Diese Technik eignet sich so hervorragend für den Notfall, weil sie ein ganz einfaches Schema hat. Manche Sätze können Sie sogar wortwörtlich für ganz unterschiedliche Angriffn benutzen.
Angriff: „Sie verhalten sich wie ein kleines Kind“ Konter: „Ach was!“
Angriff: „Sie sind aber auch dämlich.“ Konter: „Was Sie nicht sagen!“
Angriff: „Können Sie nicht lesen. Ich habe die Anmerkung extra unterstrichen!“ Konter: „Sagen Sie bloß.“
Angriff: „Das kriegen Sie niemals hin“ Konter: „Soso.“
Übrigens: Hier macht die Betonung viel aus! Sie kennen sicher den Komiker und Satiriker Loriot? Schauen Sie sich seine Sketche oder Filme mal genau an und versuchen Sie, die typischen knappen Antworten seiner Figuren zu kopieren, z.B. das knappe: „Ach was!“
Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass eine solche Antwort Ihnen noch immer einfällt, wenn Sie partout keine bessere Idee haben. Hinzu kommt, dass Sie Energie sparen, weil eine Antwort nach diesem Muster schnell aus dem Ärmel geschüttelt werden kann.
Um auf einfache Weise Ihr Desinteresse an dem, was der Angreifer gesagt hat, zum Ausdruck zu bringen, sind folgende Antwortmöglichkeiten aus der „Notfall-Apotheke“ sehr geeignet:
„Schön für dich!“ „Tatsächlich?“ „Wer hat Sie eigentlich nach Ihre Meinung gefragt?“ „Wer will das eigentlich wissen?“ „Ja, und?“ „Und Sie haben wirklich Abitur?“ „Ihr Humor ist unschlagbar!“ „Eine Frage: Haben Sie dieses Leiden schon länger?“
Sie können diese Methode also in ganz unterschiedlichen Situationen einsetzen, wie ich auch später noch zeige. So eignet sich die Notfall-Technik, um schlagfertig zu reagieren
auf Abwertungen und Beleidigungen,
oder bei gedanklichen Blockaden.
2. Die Auszeit-Technik
Wer sagt eigentlich, dass man immer antworten muss, wenn jemand einen anmacht oder eine Antwort einfordert? Müssen müssen Sie gar nicht. Vielleicht ist Ihnen die Angelegenheit das gar nicht wert, oder Sie möchten sich die ganze Angelegenheit in Ruhe durch den Kopf gehen lassen; möglicherweise wollen Sie nicht mal das, nur eben einfach auch nicht antworten? Die Auszeit-Technik macht’s möglich. Fühlen Sie sich von einer Attacke richtig überrumpelt, greifen Sie am besten auf diese Methode zurück.
Angriff: „Sie sollten sich schon mal äußern, was Sie wollen.“ Konter: „Sie werden verstehen, dass ich dazu auf die Schnelle nichts sagen möchte. Gedulden Sie sich zwei Tage.“ oder: „Morgen bekommen Sie von mir Bescheid,