Clever Kontern. Meike Müller
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Versuchen Sie nicht, sich für Ihr Fehlverhalten zu rechtfertigen. Der Fehler lässt sich dadurch auch nicht rückgängig machen, und Ihr Gegenüber wird das in der Regel kaum besänftigen. Ganz im Gegenteil. Wenn Sie Erklärungen für Ihr Fehlverhalten suchen, dann schieben Sie die Verantwortung lediglich ab nach dem Motto: „Ich bin zu spät gekommen, weil die S-Bahn ausgefallen ist.“ Besser ist es, Sie tragen die Verantwortung und entschuldigen sich. Damit nehmen Sie dem Wütenden am ehesten den Wind aus den Segeln – man muss also nicht mehr auf Sie einreden und Sie von Ihrem Fehlverhalten überzeugen. Sie haben ja längst eingesehen und zugegeben, etwas falsch gemacht zu haben. Und die Erfahrung lehrt: Menschen können am besten verzeihen, wenn der oder die Kritisierte die Schuld eingesteht.
Angriff: „Ich musste den Kunden vertrösten, nur weil Ihre Unterlagen nicht rechtzeitig fertig wurden.“ Antwort: „Ich weiß, Sie haben durch mich große Probleme bekommen. Ich hätte Ihnen rechtzeitig sagen sollen, dass die Unterlagen noch nicht fertig sind. Das war mein Fehler. Können Sie mir noch einmal verzeihen?“
Wer kann bei einer solchen Bitte noch hart bleiben?
Die Asche-auf-mein-Haupt-Technik bietet sich als Reaktionsmöglichkeit an vor allem bei
12. Die Durchzug-Technik
Selbst wenn wir verbal nichts sagen, senden wir Botschaften. Auch das Schweigen hat eine Bedeutung. Mit anderen Worten: Wir können nicht nicht kommunizieren, wie es der Psychologe Paul Watzlawick einmal formuliert hat.5
So gesehen könnte man die Durchzug-Technik als nonverbale Schlagfertigkeitsmethode bezeichnen.
Hiermit holt man – anders als bei den bisher vorgestellten Techniken - nicht zum verbalen Gegenschlag aus. Man tut viel mehr so, als habe es keinen Angriff gegeben. Denn vielleicht kommen Sie zu dem Schluss, dass Sie gar keine Lust haben, die kleinen grauen Zellen noch übermäßig anzustrengen, um dem gegenüber Paroli zu bieten.
Oder ist es der Sprücheklopfer vielleicht gar nicht wert, dass Sie Ihre Energie für ihn verschwenden? Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Oft will man Sie ja mit einer spitzen Bemerkung nur auf die Palme bringen. Möchten Sie Ihrem Gegenüber wirklich das Erfolgserlebnis gönnen? Manchmal ist mehr gewonnen, wenn Sie Ihre Ohren bei einer Verbalattacke auf Durchzug schalten. Damit können Sie den Angreifer oft viel härter treffen als mit einer spontanen Antwort. Für manche Menschen gibt es nämlich nichts Schlimmeres als ignoriert zu werden. Mit minimalem Aufwand erreichen Sie somit größte Wirkung.
Vielen fällt es schwer, gar nicht zu reagieren. Sie denken: „Sieht das dann nicht so aus, als wüsste ich nichts zu sagen? Das wäre doch für den Angreifer der größte Triumph.“ Wichtig ist in solchen Fällen, dass Sie körpersprachlich Stärke demonstrieren: Grinsen Sie dem Angreifer frech ins Gesicht, lächeln Sie weise vor sich hin oder durchbohren Sie den anderen mit Ihrem Blick, ohne ein Wort dabei zu sagen. Schütteln Sie lachend den Kopf – ganz so, als ob Sie sagten: „Armer Idiot, dem kann wirklich keiner mehr helfen.“ Kümmern Sie sich dann nicht weiter um die Person und lassen Sie sich – falls weitere Provokationen folgen – nicht darauf ein.
An der Durchzug-Technik wird meines Erachtens deutlich, dass die schlagfertige Antwort nicht immer das Mittel der Wahl ist, weil man mitunter viel wirksamer durch Schweigen oder entsprechende Körpersprache agieren kann.
Lesen Sie mehr über mögliche Einsatzfelder der Durchzug-Technik, insbesondere bei
13. Die Abgrenzungs-Technik
Wer Ihnen zu nahe kommt, Sie mit Sprüchen unter der Gürtellinie verletzt oder Sie persönlich beleidigt, dem muss deutlich gezeigt werden, dass er Ihre Grenze überschritten hat. Die Abgrenzungs-Technik ist bestens geeignet, um Ihre persönliche Würde zu sichern.
Machen Sie durch Mimik und Gestik und durch das, was Sie sagen, deutlich: „Hier bist du zu weit gegangen. Das lasse ich nicht mit mir machen.“ Sprechen Sie mit ernster Stimme, schauen Sie Ihr Gegenüber eindringlich an und bringen Sie auf den Punkt, was da gerade geschehen ist:
Die Wirkung Ihrer Körpersprache ist nicht zu unterschätzen. Wenn Ihr Chef Sie beispielsweise zur Schnecke machen will und deutlich den falschen Ton anschlägt, dann sagen Sie, dass Sie so nicht mit sich reden lassen. Und stehen Sie auf. Hiermit zeigen Sie deutlich, dass er mit Ihnen nicht machen kann, was er will. Sie sind sich Ihrer Stärke bewusst. Sie stehen mit beiden Beinen auf dem Boden. Dies ist Ihre Position. Niemand darf Ihre Grenze überschreiten.
Dieser verbale und zugleich körpersprachliche Ausdruck wird seine Wirkung nicht verfehlen, zumal Ihr Chef sehr wahrscheinlich davon überrascht wird. Die meisten Menschen werden, wenn der Boss sie kritisiert, immer kleiner und kleiner, lassen die Schulter hängen, ziehen den Kopf ein. So wie zu Kinderzeiten, wo man dann die Verkündigung der Strafe von Mama, Papa oder Lehrern erwartete. Aber bedenken Sie: Die Zeiten sind vorbei, dass man Sie wie ein kleines, dummes Mädchen oder einen dummen Jungen behandeln konnte. Seien Sie selbstbewusst, und grenzen Sie sich ab. Und haben Sie immer einen Satz im Kopf: „Ich habe das Recht, mit Respekt behandelt zu werden.“
Angriff: „Sie lügen doch dauernd.“ Konter: „Sie haben mich beleidigt.“
Angriff: „Sie sind ja eine dumme Gans.“ Konter: „Sie haben mich gerade eine dumme Gans genannt. Das ist beleidigend.“
Angriff: „Du machst es doch mit jedem.“ Konter: „Du wirst ausfallend.“
Angriff: „Was machen Sie denn da schon wieder?“ Reaktion: „Das geht Sie gar nichts an.“
Anschließend sollten Sie klar und deutlich sagen, was Sie erwarten:
„Ich erwarte, dass Sie sich dafür entschuldigen“ „Ich erwarte, dass du künftig solche Bemerkungen unterlässt.“ „Ich möchte, dass Sie in einem anderen Ton mit mir reden.“
Für den Fall, dass Ihr Gegenüber keine Ruhe gibt und immer weiter wütet und Sie vielleicht noch einmal beleidigt, sagen Sie deutlich:
„Sie vergreifen sich schon wieder im Ton. Das lasse ich nicht mit mir machen. Wir können uns weiter unterhalten, wenn Sie wieder sachlich