Ein gerissener Kerl. Edgar Wallace

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Ein gerissener Kerl - Edgar Wallace

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      »Hier ist etwas faul – ich rieche es«, sagte er. »Was ist los?«

      »Er wollte Ursulas Aktien haben – weiter nichts.«

      Des Holländers Gesicht erheiterte sich zusehends.

      »So 'ne Bagatelle!« rief er sarkastisch. »Und wie hast du es dem guten Onkel beigebracht? Gar nicht natürlich; denn sonst hätte er sich nicht so sanftmütig fortgetrollt. Die herrliche Ursula!«

      Er leckte sich mit einer Grimasse die dicken Lippen. Doch Julian merkte Guelders Begeisterung nicht, er saß da, biß sich die Nägel und stierte düster vor sich nieder.

      »Wenn dein Plan nicht bald Wirklichkeit wird, sitzen wir fest! Dann werden nicht nur mein wackerer Onkel Frensham und die liebe Kusine Ursula, sondern auch noch einige andere vertrauensvolle Herrschaften einen höllischen Lärm schlagen, wenn sich herausstellt, daß die famosen Aktien, die wir verwalten, längst futsch sind. Mensch, das wird ein glücklicher Tag, an dem deine verflixte Maschine endlich arbeitet!«

      »Allerdings«, lachte Guelder und rieb sich die Hände.

      »Sei unbesorgt, mein Freund. Ich habe einen erstklassigen Sachverständigen hiergehabt, einen Deutschen aus Dresden. Nur diese Z-Strahlen machen mir noch Kummer. Wenn ich die mal ausgeschieden habe – dann Glückauf!«

      Er schnippte gewohnheitsmäßig ekstatisch mit den Fingern. »Greenwich wird mir ein Denkmal errichten – mir, dem größten Mann seiner Zeit!«

      Aber der Freund teilte nicht seinen Enthusiasmus.

      »Schon gut, schon gut«, winkte er ab, »jetzt kannst du mich mal ein bißchen allein lassen.«

      Er saß lange, den Kopf in die Hand gestützt, und malte sinnlose Figuren auf das Löschpapier. Er war selbst für seinen Sekretär nicht zu sprechen. Um fünf Uhr setzte er den Hut auf und ging in Guelders muffiges, kleines Büro hinüber. Der Holländer beobachtete etwas unter einem starken Vergrößerungsglas. Er blickte nur kurz auf.

      »Sieh dir das an, mein Freund, gibt es etwas Schöneres?«

      Julian betrachtete neugierig den ovalen Opal, der auf einem Wattebausch lag, ein feuriges Etwas, das unter jeder Bewegung seiner Hand die Farbe wechselte: jetzt grün wie die Tiefsee, dann ein flammendes Orange, gleich darauf purpurn, tief- und zartblau; und durch all diese Nuancen hindurch schimmerte ein reines Gold.

      Julian legte den Stein nieder.

      »Nur ein 15-Karäter«, erläuterte Guelder. »Etwas für den Künstler! Etwas für einen Sammler!«

      »Nichts für mich«, lehnte Julian rau ab. »Ich muß jetzt zu meinem Onkel und ihm alles bekennen.«

      Guelder glotzte ihn aus seinen hervorquellenden Augen an. »Du willst ihm sagen ..., daß das Geld verloren ist? Bist du verrückt?«

      Julian zuckte die Achseln. »Was bleibt mir übrig? Morgen muß er es ja doch erfahren. Ich kann es ihm ebensogut heute Abend beibringen.«

      »Er wird dich umbringen, nein, schlimmer, er wird dich ins Gefängnis bringen!«

      »Dann zeige mir gefälligst einen anderen Ausweg!« verlangte Reef.

      Des Holländers Gesicht war bei dem Gedanken erbleicht, daß vielleicht alle seine Arbeit und Mühe vergeblich gewesen wären und sein geniales Experiment niemals bis zu seinem logischen Ende durchgeführt werden könnte. Er war entsetzt.

      »Alles besser als das«, flüsterte er. »Pump dir Geld, such Braid auf. Er ist reich.«

      Aber Julian hörte ihn nicht mehr. Vielleicht würde der Onkel in seiner eigenen Not ihn verstehen. Er würde ihm von dem großen Coup erzählen und von den Millionen, die er ihm bringen mußte. Er ging langsam aus dem Kontor und war so tief in Gedanken, daß er die Queen Victoria Street schon weit hinabgeschritten war, ehe er überhaupt merkte, daß er sein Büro verlassen hatte.

      Rex Guelder verließ das Haus erst eine Stunde nach seinem Chef. Er ließ sich vorher die Abendzeitungen kommen und las sie in aller Ruhe, machte sich Notizen in ein schwarzes Heft, das er der inneren Westentasche entnahm. Von der Existenz dieses Notizbuchs hatte Julian keine Ahnung. Nachdem er seine Aufzeichnungen und Berechnungen beendigt hatte, verließ er mit einem Lächeln der Befriedigung das Zimmer. Das Orakel war ihm günstig gewesen. Obwohl er nach Hause gehen wollte, verließ er West End, wohin er zunächst seine Schritte lenkte, doch erst zwei Stunden später.

      Er wohnte aus irgendeinem geheimnisvollen Grund weit draußen in Greenwich in einer Seitenstraße am Fluß. Eingekeilt zwischen zwei alte Fabriken, von denen eine nur noch eine Ruine war, stand das verwitterte Haus mit seiner hohen, kahlen Mauer, aus der drei kleine Fenster wie böse Augen auf die elende Straße hinausblickten. Das Erdgeschoß hatte einst als Laden gedient und wurde jetzt nur noch als Garage und Bootshaus benutzt. Guelder selbst hatte es dazu umgebaut. Hier stellte er einen ziemlich scheußlichen Sportwagen unter, auf dem der Schmutz und der Staub von den Fahrten eines ganzen Monats lagen.

      Alle vier Wochen wurde der Wagen gewaschen. Doch fast jeden Abend überholte Guelder den Motor mit liebevoller Sorgfalt. Diese Maschine brachte ihn an jedem Wochenende nach Newbury, einem Ort, für den er ein ganz besonderes Interesse hatte.

      Es war keine ideale Garage. Von den Wänden rann die Feuchtigkeit. In manchen Nächten kamen die Ratten in Legionen vom Fluß herauf. Einmal hatte er den Ledersitz seines Wagens in Fetzen vorgefunden. Da kaufte er drei weiße Katzen und richtete sie darauf ab, daß immer eine in dem Wagen schlief – ein weißes Gespenst mit großen, grünen Augen, dessen leisester Schrei sofort die beiden anderen herbeilockte.

      Im obersten Stock waren die Wohnräume, drei große, öde Zimmer, schlicht möbliert, die auf der Stromseite lagen. Wenn man das große Fenster im Esszimmer öffnete, blickte man auf das Wrack einer Werft hinab, die von tanggrünen Pfählen getragen wurde. Sie standen schief und winkelig, diese Bohlen, verbogen von dem Gewicht, das früher auf ihnen lastete. Unter dem faulenden und zersplitterten Bodenbelag der Werft lag bei Ebbe der Themseschlamm bloß, bei Flut quirlte dort das braune Wasser des Stroms. Dem Fenster gegenüber wiegten sich für gewöhnlich große deutsche Frachtdampfer vor Anker. Weiter unten, stromabwärts, lagen die großen, hochmastigen Segelschiffe mit ihren gerefften, braunen Segeln und flatternden Wimpeln. Rex Guelder meinte, daß es kaum einen schöneren Anblick geben könnte für einen, der die See und die Seefahrt so liebte wie er.

      Er hielt eine Magd, eine vierschrötige Holländerin, eine sehr alte Person. Seit Jahren lebten sie unter dem gleichen Dach und sprachen nur das Allernotwendigste. Den Gutenmorgengruß hatten sie sich längst abgewöhnt. Jeden Ersten zahlte Guelder der alten Frau den Lohn aus, und am selben Tag watschelte sie hinunter zur Post und schickte ihn, bis auf einige Pence, ihrem Enkel nach Utrecht.

      Das Wohnzimmer, zugleich Studierstube und Bibliothek, war ein langer Raum, der den hinteren Teil des Hauses einnahm und ein düsteres Fenster hatte, das auf die Straße hinausging. Es war hellgelb gestrichen, nur die Türen, auch die Stahltür, die ins Laboratorium führte, leuchteten purpurn. Der lichte Teppich in der Mitte des Zimmers, die Paneele aus polierter Eiche und einige Rembrandtstiche an der Wand verliehen dem Raum einen Hauch von Wohnlichkeit. Auf dem Tisch stand eine blaue China-Schale voller Rosen und in einem halben Dutzend niedriger Vasen aus Papiermaché blühten üppige Tulpen. Sie blühten jahraus, jahrein. Denn es waren künstliche. Doch sie waren so täuschend nachgemacht, daß man erst, wenn man sie anfaßte, merkte, daß die Kelche aus Glas waren.

      Auf dem Teppich stand

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