Der unerwünschte Zusammenhang von Sex und Liebe. J. D. Möckli

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Der unerwünschte Zusammenhang von Sex und Liebe - J. D. Möckli Tonum

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sieht Darius auf seinen Bildschirm, auf dem das noch nicht ganz fertige Cover für ein neues Computerspiel zu sehen ist. Seit gut zehn Jahren arbeitet er nun schon bei der STM als Grafikdesigner. Es ist eine anspruchsvolle Arbeit, erwartet doch jeder Kunde die hundertprozentige Umsetzung seiner Wünsche. Das ist es auch, was die STM garantiert: termingerecht fertiggestellte und perfekte Ergebnisse.

      Obwohl er sich wirklich auf die Arbeit konzentriert, wandern seine Gedanken immer wieder zurück zum Samstag… Steve. Mit einem leisen Seufzen gibt er schließlich auf und gönnt sich grinsend eine kleine Pause.

      Er bereut bereits, dass er nicht nach Steves Nummer gefragt hat. Dieser verschwand irgendwann in der Nacht und Darius ist mit einem teuflischen Kater allein in seinem Bett aufgewacht. Sicher hätte so ein kleiner Morgenfick die ganze Sache deutlich angenehmer gestaltet …

      Er ist so in seinen Erinnerungen an diese Nacht vertieft, dass er regelrecht aufschreckt, als die Tür aufgerissen wird und der Abteilungsleiter »Harper, mitkommen!« ruft.

      Ein Stöhnen unterdrückend, steht Darius unter den mitleidigen Blicken seiner beiden Kollegen auf und folgt dem dicken Jones durch den weiß gestrichenen Flur zu dessen Büro. Dabei achtet er darauf, dass er ihm nicht zu nahe kommt, denn dessen Aftershave brennt geradezu in der Nase.

      In dem durch die farblosen Möbel klinisch kalt wirkenden Büro setzt er sich auf den unbequemen Stuhl vor Jones’ Schreibtisch, während sich dieser in den ledernen Chefsessel sinken lässt.

      Mit ernster Miene mustert Jones seinen Mitarbeiter, während er dessen Personalakte öffnet. »Harper, wie Sie sicherlich wissen, sind wir vor drei Monaten von Mitchell Industries aufgekauft worden. Da Sie ja bei der Vorstellungsversammlung unseres neuen CEOs gefehlt haben, haben Sie sicher auch nicht mitbekommen, dass dieser eine vorzeitige Mitarbeiterbeurteilung verlangt hat.« Jones grinst schmierig.

      Dieses Verhalten lässt Darius lautlos vor sich hin murren. Natürlich hatte er bei der Versammlung gefehlt, war er doch zu dem Zeitpunkt in London, um dem Vorstand von Tesco die Plakate für die neue Werbekampagne vorzustellen. Aber offensichtlich ignoriert Jones diese Tatsache gekonnt. »Es ist mir bekannt, was der neue CEO gesagt und verlangt hat. Harold Carter hat mich netterweise über den Inhalt der Versammlung informiert«, erwidert er betont freundlich und verkneift sich jeglichen Kommentar zu den Aufgaben eines Abteilungsleiters, kann sich aber dennoch ein Räuspern nicht verkneifen, um seine Selbstbeherrschung wieder zu festigen.

      Jones verzieht kurz abfällig die Lippen. »So, hat er das? Dann muss ich ja nichts mehr dazu sagen, Harper.« Er nimmt ein paar zusammengeheftete Blätter hoch und reicht sie Darius. »Das ist Ihre Beurteilung, Harper. Sie liegt schon bei Mitchell auf dem Schreibtisch. Wenn Sie also etwas dazu zu sagen haben, warten Sie gefälligst damit, bis die Jahresendgespräche stattfinden. Sie können jetzt wieder an Ihre Arbeit gehen.«

      Ohne einen Blick auf die Blätter in seiner Hand zu werfen, steht Darius auf und verlässt das Büro. Er macht sich keine Gedanken wegen der Bewertung. Schließlich hat er, seit er vor zehn Jahren extra auf die Kanalinsel gekommen ist, um bei der STM zu arbeiten, immer gute bis sehr gute Bewertungen erhalten. Jones ist der vierte Abteilungsleiter, den er dabei erlebt, und auch mit dessen Vorgänger war er auf menschlicher Ebene nicht immer wirklich gut ausgekommen, dennoch hatte dieser ihn fair bewertet.

      Erleichtert, dass er das penetrante Aftershave nicht länger ertragen muss, betritt er sein Büro. Wieder an seinem Schreibtisch wirft er dann doch einen Blick auf die Bewertung und erstarrt, als er dort die schlechteste Note vorfindet, die in der Firma vergeben werden kann. Mit zitternden Händen blättert er um und beginnt seine Leistungsziele für dieses Jahr und die Kommentare von Jones durchzulesen. Jedes einzelne Leistungsziel ist mit einem von drei Punkten bewertet worden und die Kommentare sind niederschmetternd. Darius presst die Kiefer so fest zusammen, dass es wehtut. In der Rubrik Werte und Verhalten gibt es auch nur die Mindestpunktzahl und als er unter Qualität liest, dass die Kunden seine Arbeit durchgehend bemängelt hätten, schlägt er mit der geballten Faust auf den Tisch.

      Erschrocken drehen sich seine beiden Kollegen zu ihm um.

      Vor Wut bebend liest Darius weiter, bis er zu dem Punkt Kommunikation kommt. »Dieser Mistkerl! Was soll die verdammte Scheiße? Ich und unfreundlich? Überheblich?«

      Dann sackt er in sich zusammen. Schlagartig wird ihm klar, dass das nur das Vorspiel für eine Kündigung sein kann. Wie soll er denn auf dieser kleinen Insel einen neuen Job finden? Noch dazu einen so gut bezahlten? Er müsste zurück nach … ja, wohin eigentlich?

      Er spürt eine Hand auf seiner Schulter und sieht hoch.

      Harold lächelt ihn aufmunternd an. »Lass den Kopf nicht hängen. Du hattest immer super Bewertungen. Du bist der Beste hier in der Abteilung und gehst für die externen Präsentationen sogar zu den Kunden, obwohl das gar nicht deine Aufgabe wäre. Mitchell wird sicher auch die vorherigen Bewertungen lesen und erkennen, dass da etwas nicht stimmen kann. Er wird sicher mit dir reden wollen, bevor er dich rauswirft. Fall es überhaupt so weit kommen sollte.«

      Darius sieht von Harold wieder auf seine Bewertung. »Was hat der Kerl nur gegen mich? Er ist seit einem knappen Jahr unser Abteilungsleiter und die letzte Bewertung von ihm war noch gut bis sehr gut! Und jetzt das!«, er schiebt die Papiere wütend von sich. Am liebsten würde er jetzt gleich nach Hause gehen oder noch besser, ins Uranus und sich gründlich abschießen.

      Noch einmal drückt Harold tröstend Darius’ Schulter. »Jones ist einfach nur ein Arschloch und kann dich nicht leiden. Lass den Kopf nicht hängen. Mitchell scheint jedenfalls ganz okay zu sein. Immerhin hat er uns für nächstes Jahr die Einführung einer Personalvertretung versprochen und das will schon was heißen, wenn wir Angestellten eine Stimme bekommen.«

      Harold zuliebe nickt Darius und zwingt sich zu einem Lächeln, das seine Augen aber nicht erreicht. Sein Blick gleitet zu Sebastian, der ihm aufmunternd zunickt. Der blonde Finley ist eher der ruhige Typ und nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen.

      Tief durchatmend schließt Darius die Augen, ehe er sich mühsam wieder auf das Cover konzentriert, der Kunde soll ja nicht unter seinen Problemen leiden müssen. Dennoch fällt sein Blick immer wieder auf die Leistungsbeurteilung und es juckt ihn regelrecht in den Fingern, Mitchell anzuschreiben und um einen Termin zu bitten. Aber wäre das nicht kontraproduktiv und würde wie ein Schuldeingeständnis wirken? Darius weiß nicht, was er machen soll und so packt er die Papiere in die oberste Schublade. Aus den Augen, aus dem Sinn!

      ***

      Darius weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber das Cover ist fertig, als er am Abend den Rechner runterfährt und seine Sachen zusammenpackt. Erleichtert, dass er jetzt endlich rauskommt, verlässt er das vierstöckige Firmengebäude und geht über die regennasse Straße zur Bushaltestelle, wo er sich mit geschlossenen Augen an den Pfosten des kleinen Unterstandes lehnt. Zum Glück hat es schon vor einer Weile aufgehört zu regnen und die Strahlen der Abendsonne brechen durch die Wolkendecke, sodass er diese auf seinem Gesicht genießen kann.

      In Gedanken geht er zehn Jahre zurück, zu dem Tag, als er aus dem Flughafengebäude trat und ihm zum ersten Mal bewusst wurde, dass er nun hier auf Tonum, der westlichsten der Kanalinseln, leben und arbeiten würde. Mit einem schon beinahe bitteren Lächeln erinnert er sich an sein kleines WG-Zimmer, das er nur dank eines Freundes bekommen hatte. Die Wohnung lag zu seinem Glück beinahe im Zentrum der Hauptstadt Ninechurch und dazu auch noch nahe beim Busbahnhof.

      Sollte seine Zeit hier auf der Insel nun wirklich enden? Jetzt, da er endlich so viel verdiente, dass er sich eine kleine Wohnung in der Stadt leisten konnte?

      Erst

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