Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende. Markus Orians
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500 Jahre v. Chr. war auch in China eine bedeutende Zeitenwende. Buddha in Indien, Kung-tsu oder Konfuzius und Lao-tse in China, Sokrates in Griechenland, die beiden jüdischen Propheten Jeremia und Hesekiel und Zarathustra in Persien haben zu dieser Zeit gelebt und ihre Philosophien verbreitet. Philosophen, die noch in unsere Zeit hineinstrahlen, auf deren Lehren auch hunderte Jahre später sich viele neue philosophische Richtungen gründeten.
Die aufgezeichnete Geschichte der chinesischen Kaiser reicht bis in das dritte Jahrtausend v. Chr. zurück. Die Überlieferung schreibt den Chinesen die Erfindung der Schrift, die Ein-führung der Ehe, die Ausbildung der Musik und auch die Erfindung der Essstäbchen zu. Die Chinesen haben auch das Schießpulver, das Porzellan, den Kompass und das Papiergeld erfunden. Auch Kulturleistungen in der Malerei aber besonders in der lyrischen Dichtung ragen hervor.
Die Gesellschaft der Chinesen bestand bis ins 19. Jahrhundert ähnlich wie in Indien aus vier hierarchischen Gruppen: Der Beamtenschaft, den Bauern, den Handwerkern und den Kaufleuten. Die Beamten kamen aus der besitzenden Schicht, die das Land besaßen. Die tragende Schicht aber waren wie in fast allen Kulturen die Bauern, die fast 90% der Be-völkerung ausmachten. Die Kaufleute hatten oft keinen guten Ruf, ihr Gewinn und ihr Reich-tum, der sie manchmal zu Besitzenden machte und damit in die Beamtenschaft erhob, wur-de als verdächtig angesehen. Es gab viele Bauernaufstände, aber immer wieder wurde die alte Ordnung hergestellt. (Dies kennen wir auch aus Europa.) Hier die Beamten oder geis-tigen Arbeiter und da die Bauern, die Handarbeiter.
2.2.2Philosophen: Lao-Tse, Chung-Tsu (Taoismus), Konfuzius, Mencius, Mo ti, Hsün- Tsu
Die Chinesen hatten immer einen grundlegenden Bezug zur Natur. Dies wird auch durch Lao-Tse, der um 570 v. Chr. geboren wurde und der das Tao-te-King geschrieben hat, deutlich. Lao-Tse oder Tsu war ein älterer Zeitgenosse von Konfuzius, der sehr zurückgezogen lebte. Als er China verlassen wollte, soll ihn der Legende nach ein Grenzbeamter gebeten haben, etwas Schriftliches zu hinter-lassen. So entstand das Tao-te-King. Ein unvergleichliches Buch. Einfach und klar geschrieben. Darin findet man die Grundlage zur Ethik und Humanität. Die Essenz zu allen Büchern, die später zur Ethik geschrieben wurden, findet man in diesem kleinen Büchlein. Selbst den „Kategorischen Imperativ“ von Kant können wir hier herausle-sen.
Das Schlüsselwort zur Ethik ist in diesem weltbekannten Buch die „Einfachheit.“ Ein einfaches Leben verschmäht Reichtum, Selbstsucht, Künstelei und hochfliegende Wünsche. Aus dem Inhalt dieses Buches wird eine Philosophie, der Taoismus entwickelt, der auch heute noch Anhänger hat und vor allem in andere Philosophien auch im Westen mit ein-geflossen ist.
Indische Religion und Taoismus sind miteinander verwandt. Den Begriff aus dem indischen „Karmayoga“ findet man im Taoismus. Handeln durch Nichttun, also Handeln aus einer inne-ren Pflicht heraus, ohne sich an das Geschaffene zu binden. Ähnlich klingt Paulus fünf Jahrhunderte später: Haben, als hätte man nicht. Das Brahman und das Tao indem wir auf-gehen sollen, um Frieden und Erlösung zu finden.
Man hört Jesus aus den Worten des Tao-te-King sprechen, wenn dort gesagt wird:
Wer nicht streitet, mit dem kann niemand auf der Welt streiten...
Vergilt Freundschaft mit Tugend...
Den Guten behandle gut, und den Nicht-Guten behandle auch gut und so erlangt er Güte...
Wer andere überwindet hat Stärke, wer sich selbst überwindet, ist tapfer...
Wandelnd im Tao, ist der Vollkommene in seinem Gleichmut durch keinerlei Gefahren oder Verlockungen mehr zu erschüttern.
Diese Worte gelten auch für den Regierenden. Ohne viel Worte, ohne viel Gesetze, Ge- und Verbote, nur durch die Ausstrahlung seines eigenen ruhevollen und tugendhaften Seins soll der Herrscher regieren. Je mehr Verbote es gibt, umso ärmer wird das Volk.
Wo das Tao herrscht werden Waffen und Krieg verabscheut. Muss man zur Waffe greifen, so tut man es nur notgedrungen und mit Widerwillen. Der Gute siegt und ist nicht stolz, er triumphiert nicht.
Machet, dass das Volk ungern sterbe!
Dass es nicht in die Ferne auswandere!
Dass es Panzer und Waffen habe, sie aber nicht anlege!
Der Weg ist ewig ohne Tun
aber nichts, das ungetan bliebe
Mit Weg ist das Tao, auch die Vernunft, der Begriff geht aber auch über die Vernunft hinaus, gemeint. Das Tao ist das Gesetz des Himmels. Wer in sich hineinhorcht, alles Unwichtige beiseitelässt, findet diesen Weg. Das Tao kann zu Allem und Nichts werden, ein ewiges Paradoxon, namenlos, wie Lao-Tse immer wieder betont. Weiblich und sanft wie das Was-ser:
Nichts ist auf Erden so weich und schwach wie das Wasser
und dennoch wird es vom Festen und Starken niemals besiegt
Er lehrt aber nicht Weltflucht sondern ein Grundzug chinesischer Philosophie das rechte Maß.
Chung-Tsu, ein Anhänger Lao-Tse wird ein anderes Buch zugeschrieben, das den Taoismus trägt, „Vom südlichen Blütenland.“ Mystik und Staatsführung werden in beiden vereint. Das Buch von Chung-Tsu ist ein philosophisches, lyrisches und künstlerisches Buch. Fragend stößt es an die Grenzen des Sagbaren.
Ist das Menschenleben wirklich so vom Dunkel umhüllt
oder bin ich allein im Dunkeln?
Schmetterlingstraum
Einst träumte Chung-tsu, dass er ein Schmetterling sei, ein flatternder Schmetterling, der sich wohl und glücklich fühlte und nichts wusste von Chung-Tsu.
Plötzlich wachte er auf, da war er wirklich und wahrhaftig Chung-Tsu.
Nun weiß ich nicht, ob Chung-Tsu geträumt hat, dass er ein Schmetterling sei, oder ob der
Schmetterling geträumt hat, dass er Chung-Tsu sei, obwohl doch zwischen Chung-Tsu und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist.
So ist es mit der Wandlung der Dinge.
Was ist wirklich- Der Träumer oder der Traum?
Durch eine amüsante Geschichte zeigt er die Weisheit eines Lehrers, der einen Streit schlich-tet ohne die Unwissenden bloß zu stellen.
Ein Affenvater brachte seinen drei Kindern Stroh und sagte. Morgens drei und abends vier. Da wurden die Affen alle böse. Gut, dann also morgens vier und abends drei. Da freuten sich alle Affenkinder.
Ohne dass sich etwas verändert hatte, äußerte sich bei den Kindern einmal Zorn und einmal Freude. Wenn man gemäß des Tao lebt, braucht man keine Moral, sie ist überflüssig, wie