Briefe zwischen Himmel und Erde. Sigrid Schneider J.

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Briefe zwischen Himmel und Erde - Sigrid Schneider J.

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wirklich gut begleitet und unterstützt.Bei jedem Aufenthalt fanden wir genau das was wir brauchten. Auf- und angenommen sein, Gespräche auch über schwierige Themen, eben eine Heimat auf Zeit.

       Bei Trauerhilfe Drabek aus Horn Bad Meinberg

       Das Ehepaar Drabek hat es geschafft , den Wunsch von Annalena: Ich will nicht soone doofe Beerdigung wie bei der Oma, ich will ein schönes Sommerfest,würdevoll, festlich und doch in Annalenas Sinn umzusetzen.

      

      

      Annalena Jedrzejewski

      18.02.1991 – 19.10.2008

      

      

      Annalenas Brief zum Abschied

       Ich möchte Euch ein wenig aus meinem Leben und über mein Sterben erzählen.

       Ganz genau war ich 17 Jahre 8 Monate und einen Tag auf der Welt zu Gast.Die Zeit war aufregend, spannend, manchmal anstrengend, und fast immer schön.

       Im Jahr 2003 wurde ich schwer krank, das heißt, krank war ich schon vorher, aber da wurde es dann richtig schlimm. Ich bekam Muskelschwund am Körper und an den Organen. Das hat manchmal ganz schön weh getan und ich bekam oft Spritzen und viele, viele Tabletten.

       In dem Jahr sah ich meine Mama oft weinen und wenn ich sie fragte warum sie weint ,sagte sie immer so Sachen wie :ich hab mich so doll gestoßen, oder ich hab schlimmes Kopfweh……

       Ich wusste ja das das nicht stimmt, aber wie sollte ich denn meiner Mama sagen, dass ich weiß das ich sterben werde. Oh je das waren Probleme. Ich habe immer mal wieder versucht mit Mama zu reden, ich habe gefragt ob es einen Friedhof für Kinder gibt, oder ob es im Sarg eigentlich kuschelig ist…

       Im August des Jahres hab ich sie dann einfach gefragt: Mama weißt Du auch schon das ich bald sterben werde? Sie hat dann wieder geweint aber sagte: ja Anna ich weiß das und wir können nichts dagegen tun. Wir können die Zeit bis es soweit ist aber nutzen, wir können leben, lachen und uns lieb haben.

       Sie hat mir auch erzählt, das ich ein Sternenkind werde wenn ich sterbe. Ich darf dann auf ein Erdenkind aufpassen. Das finde ich schön. In diesem Jahr fing das auch an, dass ich meine Oma sehen und mit ihr reden konnte. Das ist ja eigentlich nichts besonderes aber in meinem Fall schon, denn meine Oma war schon lange tot. Manchmal fand ich das schön und manchmal machte mir das auch Angst. Meistens war es aber ganz ok. Mit Oma reden das ging so: was ich sagte war in Omas Kopf und was Oma sagte war in meinem Kopf. Genauso hab ich es auch mal einer Freundin von Mama erklärt, die wollte nämlich auch von mir wissen wie das geht, mit Oma reden.

       Der Muskelschwund veränderte meinen Körper. Früher wenn wir shoppen waren, hab ich mich immer geärgert, dass ich in all die tollen Sachen nicht rein kam weil ich zu dick war. Jetzt wurde ich so schnell dünn, dass mir mein Körper manchmal ganz fremd war.

       Ich habe meiner Mama viele, viele Fragen über das Sterben gestellt und ich bin ganz froh dass ich das durfte und immer Antworten bekam. So brauchte ich nicht soviel Angst allein aushalten. Mama hat mit dann immer eine schöne Geschichte erzählt zum Thema Sterben und tot sein. Manchmal waren ihre Geschichten so schön das ich dachte: das Sterben kann nicht so schlimm sein. Ich wusste aber, ich muss dann meine Freunde und vor allen Dingen Mama zurücklassen. Das hat mir aber doch großen Kummer gemacht.

       Wir sind zusammen nach Paris geflogen und haben Mickey Mouse besucht. Das war ganz toll. Und das allerbeste in Paris war: am Abend mit meiner Mama im Bett Chips essen und Cola trinken. Das haben wir vorher noch nie gemacht,weil es nicht vernünftig ist im Bett zu essen.

       Wir haben auch noch viele, viele Konzerte besucht. Ich mag Gospelsongs so gern. Ganz oft sind wir ins Kino gegangen und auch ins Theater,dort hat mir Dornröschen als Ballett am besten gefallen.

       Und natürlich haben wir gekuschelt wann immer es ging.....

       Ich hab mal meine Mama gefragt ob sie nicht auch lieber ein gesundes Kind haben wollte. Sie hat gesagt: Nein, ich wollte schon immer eine Annalena. Ich habe nie darüber nachgedacht ob gesund oder krank. Du bist meine Annalena, und für mich bist Du richtig ganz genauso wie Du bist.

       Ich war ganz schön erleichtert als Mama das sagte und nachdem das nun auch geklärt war, konnten wir ja weitermachen wie wir es immer gemacht haben. Wir lebten jeden Tag so, als sollte er unser aller schönster werden.

       Ich habe in dieser Zeit gelernt Billard zu spielen und konnte das richtig gut. In dem Jugendcafé in das ich immer ging, hatte ich einen tollen Freundeskreis und alle durften mich auch immer zu Hause besuchen. Wir haben dann gemeinsam Kuchen gebacken oder Hot Dogs gemacht, das war richtig klasse.

       Meine Krankheit schritt schnell voran. 2004 bekam ich meinen ersten Rollstuhl und eine Schiene für die Beine, aber die tat immer nur weh. 2005 konnte ich dann nicht mehr in die Schule gehen.

       Aber in dem Jahr passierte noch etwas Tolles und Aufregendes. Wir fuhren das erste Mal zusammen ins Kinderhospiz Balthasar nach Olpe.

       Als dort ankamen, habe ich einen Jungen kennen gelernt der schon gestorben war. Ich habe mit seinem Papa gesprochen und mir lange diesen Jungen angesehen. Er sah ganz friedlich aus, so als ob es ihm ganz gut geht. Klar, der Papa war ganz schön traurig. Ich hab ihm gesagt: Dein Sohn bleibt doch jetzt für immer in Deinem Herzen. Das wusste ich von meiner Mama und auch deswegen, weil ich ja in meinem Herzen meine Oma habe.

       Ich habe im Kinderhospiz viele neue Freunde gefunden und habe mich da immer wohl gefühlt. Es war außerdem schön auch mal Urlaub von meiner Mama zu haben. Seit ich nicht mehr in die Schule gehen konnte, waren wir ganz schön viel zusammen. Nicht dass das nicht schön war, aber meine Mama kann auch schon mal ganz schön anstrengend sein. Sie ja mit im Hospiz und wenn ich sie brauchte, konnte ich sie rufen lassen oder noch besser, ich hab sie von meinem Handy auf ihrem Handy angerufen. Das fand ich dann so richtig cool.

       Im Hospiz habe ich mich auch gern mal mit Frau Halbe unterhalten Ihr habe ich auch ein wenig von dem verraten was ich alles so wusste. Bei ihr konnte ich das, sie weinte nicht soviel wie meine Mama. Ich habe ja nicht alles verraten aber doch soviel das Frau Halbe mich verstanden hat als ich

       sagte: ach Frau Halbe ich weiß alles, - immer alles. Das Gespräch war an dem Abend als ich ihr auch erzählte, das ich es schade finde das ich am nächsten Tag Fieber habe. Frau Halbe hat mich angelacht und gefragt: und das weißt Du heute schon? Aber es war so, ich hatte am nächsten

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