I Ging. Andrea Seidl

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I Ging - Andrea Seidl

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bitten. Unsere Rückkehr zum Göttlichen wird dann ganz allmählich vor sich gehen, Schritt für Schritt wie bei einer Zwiebel werden die Schichten unseres Ego abgeschält. Wenn wir täglich um Beistand bitten, wächst unsere Durchlässigkeit und wir spüren immer deutlicher, wie zuverlässig das Universum uns anleitet. Mit der Zeit wird diese innere Kommunikation zu einer heilsamen alltäglichen Gewohnheit.

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      Ruhig sitzen, nichts tun.

      Der Frühling kommt, und das Gras wächst von allein.

      (Zen-Spruch)

      Wandellinie 1

02.tif

      Tritt man auf Reif, so naht das feste Eis.

      Die ersten Herbstfröste

      Diese unterste Stufe natürlicher Entwicklung zeigt uns, wie es aussieht, bevor ein göttlicher Impuls die Dinge befruchtet und reifen lässt. Hier ist nichts, was ausgetragen werden könnte. Stattdessen sehen wir Anzeichen von Stagnation und Verfall, die in die Zukunft deuten: es herrschen Leere und Bewegungslosigkeit, der Winter steht ins Haus… Solche Hinweise warnen uns, dass sich die Lage wohl erst einmal weiter verschlechtern wird. Wir sollten uns besser auf die kalte Jahreszeit vorbereiten.

       Lass die Dinge bedächtig auf dich wirken. So wie es jetzt aussieht, musst du deine Wünsche erstmal auf Eis legen, denn noch ist nichts Lebendiges am Wachsen. Solange sich die Dinge noch im Winterschlaf befinden, brauchst du viel Geduld. Doch das ist kein Grund zu verzweifeln. Du erkennst ganz einfach, dass es keinen Sinn macht, im jetzigen Moment einzugreifen.

      Tiefendynamik

      Der Reif, der dem festen Eis vorausgeht, entlarvt, wie unsere falschen Glaubenssätze mit der Zeit in starre Strukturen einfrieren. Das können wir etwa beobachten, wenn das lebendige Fließgleichgewicht unseres Körpers aus dem Takt kommt und zu chronischen Erkrankungen gerinnt, oder auch wenn sich im Lauf einer erkaltenden Beziehung zunehmend das Herz verschließt, bis sich irgendwann die eisige Überzeugung durchsetzt, dass alles Weitere sinnlos sei.

      Auch Etikettierungen und Projektionen setzen so einen Erstarrungsprozess in Gang. Sie neigen dazu, Menschen in negativen Verhaltensmustern zu fixieren - vor allem, wenn man davon ausgeht, dass ihre Fehler in ihrer Natur liegen, dass sie „an der Wurzel schlecht“ sind. Wer ein solches absolutes Urteil über sich akzeptiert, programmiert sich auf Selbstzerstörung.

      Wandellinie 2

02.tif

      Gerade, rechtwinklig, groß.

      Ohne Absicht bleibt doch nichts ungefördert.

      Die Dinge gedeihen auch ohne Zutun

      In diesem Augenblick sollten wir uns die Natur als Vorbild nehmen: Mit größter Selbstverständlichkeit duldet sie alles, was ist und duldet es genauso, wie es ist. Sie gelangt auch ohne absichtsvollen Willen an ihr Ziel, einfach weil sie sich vorurteilslos in das Gegebene fügt.

      Wir sind im Moment aufgerufen, uns ganz natürlich auf unsere Mitte zu besinnen. Wenn uns das gelingt, sind wir zur rechten Zeit am rechten Ort und können etwas Solides aufbauen. Wir spüren in uns eine Großzügigkeit und Wesensfülle, die es uns erlaubt, unsere Umgebung mit Wärme und Geborgenheit zu verwöhnen. Bei aller freundlichen Unauffälligkeit haben wir eine gesunde Grundeinstellung, die dafür sorgt, dass wir uns nie zum Opfer machen und fest in der Realität verwurzelt bleiben.

       Richte dich jetzt unmittelbar nach den Erfordernissen des Moments. Es ist nicht nötig, neue Projekte in die Wege zu leiten oder dich sonstwie anzustrengen. Im Gegenteil: Weniger ist mehr! Selbst wenn du zurzeit kaum etwas Konkretes tun kannst, um deine Ziele zu erreichen, wird der Kosmos ihnen eine erfüllbare Form zuweisen. Konzentriere dich nur auf deine wesentlichen Motivationen und dann lass dich vom Fluss der Dinge mitnehmen. Der Himmel wird dir Rückmeldung geben.

      Tiefendynamik

      Zuweilen dringt unsere innere Wahrheit geradlinig zum Herzen anderer durch und lässt ein Gefühl von Stimmigkeit entstehen. Sie zeigt ihre Größe, indem sie andere inspiriert und Harmonie vermittelt. Im richtigen Moment ausgesprochen, erzeugt sie beim Zuhörer eine derartige Resonanz, dass jede Rechtfertigung oder Verteidigung überflüssig wird.

      Wandellinie 3

02.tif

      Verborgene Linien; man vermag beharrlich zu bleiben.

      Folgst du etwa eines Königs Diensten,

      so suche nicht Werke, aber vollende.

      Innengeleitetes Handeln

      Wenn wir eine klare innere Richtung haben und wissen, wohin wir wollen, werden sich unsere Möglichkeiten zur rechten Zeit auch entsprechend entfalten. Eine konstruktive Entwicklung braucht keine Öffentlichkeit, sie gedeiht auch im Verborgenen.

      Diese Person hat alle Vorzüge eines stillen, treuen Dieners. Trotz ihrer bemerkenswerten Fähigkeiten spielt sich nicht nach vorne, sondern arbeitet ernsthaft und geduldig im Hintergrund an der Veränderung der Dinge. Sie fühlt sich in die Geschehnisse ein und überprüft ihre Erwartungen, ohne vorschnell zu handeln. Da ihre Aufmerksamkeit sich stets nach innen richtet, ist sie immun gegen äußere Manipulationen und Bestechungsversuche. Sie ist nicht auf Erfolg angewiesen, von daher kann er ihr auch nicht in den Kopf steigen. So tut sie die Dinge um ihrer selbst willen, und es macht ihr nichts aus, anderen die Lorbeeren zu überlassen. Hauptsache, sie kann verantwortungsbewusst und zuverlässig ihre Arbeit (an sich selbst) tun.

      nJetzt ist nicht die Zeit für Beifall und schnelle Erfolge, es geht vielmehr darum, bescheiden in der Stille zu reifen und auf diese Weise ein tragfähiges Fundament zu begründen. Gib dich ganz dem hin, was gerade zu tun ist. Wenn du ohne großes Aufhebens deiner inneren Wahrheit folgst, aktivierst du deine verborgenen Ressourcen und Selbstheilungskräfte. Dieser Weg mag schlicht aussehen, doch er führt uns zu Reife und Vervollkommnung.

      Tiefendynamik

      Hier weisen verborgene Linien darauf hin, dass die aktuellen Geschehnisse zu einem größeren kosmischen Plan gehören, für den wir mit den natürlichen Abläufen zusammenarbeiten müssen. Da wir unseren Anteil bereits erfüllt haben, müssen wir nun den Rest dem Universum überlassen. Schwierig wird es, wenn wir meinen, wir wüssten selbst, was zu tun ist – das wäre eine Zurückweisung kosmischen Beistands. Vermutlich spuken so irreführende Sprüche in unserem Kopf herum, wie: „Es liegt nur an dir, dein Leben in die Hand zu nehmen“… Derartige Leitlinien verleugnen aber die stetige Wechselwirkung mit dem Ganzen und unterbrechen den Kontakt zu den universellen Kraftquellen. Ein andermal versuchen wir eine Art Vertrag mit Gott abzuschließen: Wir versprechen etwa, eine schwierige Aufgabe zu übernehmen oder etwas „Gutes“ zu tun, erwarten dafür aber eine Gegenleistung in Form von Wohlstand, Gesundheit, Erfolg oder was auch immer. Doch so ein einseitiger Pakt schafft Unheil. Das Tao macht keine Geschäfte, es schenkt ohne Pflichten und Bedingungen, damit wir alle unsere Einzigartigkeit leben können. Es ist höchste Zeit, wieder zu einer Position der Demut zurückzukehren.

      Wandellinie 4

02.tif

      Zugebundener

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