Besucher aus der Spiegelwelt. Gottfried Bonn

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Besucher aus der Spiegelwelt - Gottfried Bonn

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der Spiegelwelt. So findet sich in Lewis Carolls Roman „Alice im Spiegelland“ die Geschichte der kleinen Alice, welche über dem Kamin-Sims ihres Hauses einen Spiegel entdeckt. Nachdem sie sich während des Spielens mit ihren Katzen bereits vorher fragte, ob dieser Spiegel vielleicht ein Zugang zu einer anderen Welt ist, offenbart er sich ihr tatsächlich als Weg zu einer Parallelwelt. Sie klettert auf den Kamin-Sims, und nachdem seine Oberfläche plötzlich milchig wurde, durchschreitet sie ihn wie durch einen Schleier und findet sich kurz darauf in einer parallelen Kopie ihres Hauses wieder, nur mit dem Unterschied, dass dort zahlreiche „Gegenstände z.B. Bilder, Uhren und Schachfiguren lebendig sind“. Zum Inventar des Hauses gehört auch ein vom Jabberwocky verfasstes Buch in Spiegelschrift 14.

      Des weiteren wird in der „Star Trek“-Folge „Mirror, Mirror“ das Thema einer Spiegelwelt behandelt. Nachdem ein Stoßtrupp der "Enterprise", bestehend aus Kirk, Spock und Uhura, während eines Ionensturms von einem fremden Planeten zurück an Bord der "Enterprise" gebeamt wird, passiert Unerwartetes . Plötzlich ist mit der gesamten Mannschaft scheinbar etwas sehr Merkwürdiges geschehen und alle Leute, die man kannte, benehmen sich mit einmal äußerst boshaft. Auch das Universum, welches Kirk und Spock geläufig war, ist jetzt ein anderes, und sie müssen feststellen, dass sie aufgrund eines durch den Ionensturm ausgelösten Beamfehlers in ein Spiegeluniversum gelandet sind, wo aus der Föderation ein Völker unterjochendes Empire geworden ist, welches nur auf Gewalt und Expansion aus ist. Nicht genug damit, sind die bösen Spiegel-Doppelgänger von Spock, Kirk und Uhura gleichzeitig auch noch an Bord der originalen Enterprise gebeamt und sorgen dort für ungeahnte Verwirrung.

      Science-fiction-Filme dieser Art führen uns zu der interessanten Frage, ob es so etwas wie einen Spiegel-Doppelgänger mit vollkommen entgegengesetzten Eigenschaften unserer selbst in einer Parallelwelt tatsächlich geben könnte. Ebenfalls die Science-fiction-Serie "Fringe" spielt mit derartigen Szenarien, wo die Hauptprotagonisten im Verlaufe der Handlung plötzlich sogar persönlichen Kontakt mit den Spiegelbildern aus dem Parallel-Universum aufnehmen. Vielleicht stehen wir unbewusst auch über unsere Träume in Kontakt mit unserer spiegelbildlichen Kopie. Träume könnten daher meines Erachtens unter anderem Erlebnisse unserer mit uns vielleicht verbundenen Doppelgänger in Parallelwelten sein, und wer weiß, wie viele Gefühle wir auf unbewusster Ebene mit diesen sogar teilen bzw. übertragen?

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      Abb. 15: Gespiegelte Stein-Fotografie mit mystischem Antlitz.

      Foto: Gottfried Bonn.

      Wenn das menschliche Bewusstsein jedoch in Verbindung zu einem Spiegeluniversum treten kann, dann wäre es auch hier möglicherweise denkbar, durch gespiegelte Rückkopplungs-Effekte vielleicht Kontakt zu der Welt aufzunehmen, welche in den Glaubens-Systemen der Menschheit ihren Niederschlag als Jenseits gefunden hat.

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      Abb. 16: Gespiegelter Baum. Foto: Gottfried Bonn

      Vielen dürfte der Effekt einer Video-Kamera bekannt sein, bei der man das Objektiv in den eigenen Bildschirm hält. Nach einem Unendlichkeits-Effekt kommt es, ausgelöst „durch den Zoom der Kamera“, auf dem Bildschirm zu einer sogenannten Rückkopplung. Dabei bilden sich zunächst chaotische Muster.

      Später sollen dann Bilder von verstorbenen Menschen zu erkennen sein. Der 1988 verstorbene Aachener Klaus Schreiber war ein Pionier dieser als Transkommunikation bezeichneten Methode und konnte mit deren Hilfe auf dem Fernsehbildschirm angeblich Gestalten von sogar prominenten Verstorbenen wie Curd Jürgens (1915-1982), Romy Schneider (1938-1982) oder des bayrischen Königs Ludwig (1845-1886) sichtbar machen, mit denen er laut eigenen Aussagen eine rege Kommunikation unterhielt. Auch hier sind es ebenfalls in der durch den Rückkopplungs-Effekt in der Kamera erzeugte Spiegelungen, welche angeblich den Kontakt mit den verstorbenen Wesen der jenseitigen Welt ermöglichen sollen. Klaus Schreiber beschreibt seine Methode wie folgt15:

      „Das Gerät hat kein Empfangsteil für Fernsehaufzeichnungen, weshalb keine Sendungen einfallen können. Mit diesem Gerät, das mit der TV-Kamera verbunden ist, und einem Fernsehgerät, das nur am Stromnetz angeschlossen ist, betrachte ich in Verspiegelung durch meine Kamera den Bildschirm. Es entsteht dabei eine Rückkopplung, die durch den Zoom der Kamera zu diesen Bildern bei mir führt.“

      Sind es tatsächlich Verstorbene aus einer jenseitigen Welt, welche Klaus Schreiber bei seinen Experimenten erschienen, oder, wie Skeptiker behaupten, einfach nur Überschneidungen von gleichzeitig laufenden Fernsehsendungen? Wir wissen es nicht! Letzterem widerspricht zumindest die Tatsache, dass die von Klaus Schreiber für seine Versuche verwendeten Apparaturen „kein Empfangsteil für Fernsehaufzeichnungen“ enthielten.

      Von weiterer Bedeutung in diesem Zusammenhang ist möglicherweise, dass gerade die aktuelle Technik des nachträglichen Spiegelns von Fotografien unserem Bewusstsein scheinbar Bilder darin versteckter Wesenheiten offenbart. Stellt dies alles nur eine optische Täuschung dar, oder ist unser Bewusstsein auf eine Art und Weise mit den Symmetrien der Natur verbunden, dass dabei, wie bereits erörtert, Erinnerungen an tatsächlich existierende Geist- bzw. Naturwesen wachwerden?

      Ein weiteres Indiz für den Spiegel als unterstützendes Instrument zur Herbeiführung von Visionen dürfte auch das sogenannte „Psychomaneteum“ des berühmten Sterbeforschers Dr. Raymond Moody sein. Bei diesem Experiment schaut eine Versuchsperson in einen Spiegel, wobei der Raum bei Beginn des Experimentes durch Vorhänge und gedämpftes Licht abgedunkelt wird. Ziel ist es, bereits durch vorherige meditative Übungen vor dem Spiegel einen geänderten Bewusstseins-Zustand zu erlangen, um nachher im Spiegel Visionen zu erfahren. Ähnlich wie bei der sogenannten aus dem Mittelalter stammenden Kristallomantie soll sich beim Schauen in die Spiegel-Fläche deren Oberfläche verändern bzw. einen trüb, manchmal wolkenähnlichen Zustand erreichen. Zahlreiche Menschen, welche diese Methode zur Bewusstseins-Erweiterung bereits vollzogen haben, berichteten danach, verstorbenen Mitmenschen oder Geistwesen begegnet zu sein 16. Moodys Erkenntnisse decken sich auch mit einer aktuellen Studie, wonach das sich gegenseitige Anstarren in die Augen zu unterschiedlichen - wie die Wissenschaftler der Studie meinen - Halluzinationen führt. Verschiedene Versuchsteilnehmer der Studie berichteten demnach beim anstarren ihres Gegenübers von merkwürdig veränderten Bewusstseinszuständen, wobei sie plötzlich Farben und Geräusche intensiver als normal wahrnahmen und das Gesicht ihres Gegenübers mitunter eine andere Gestalt, beispielsweise die eines Monsters annahm. Interessant für unseren Zusammenhang ist, das diese Effekte ebenfalls beim anstarren der Augen, der eigenen Person in einem Spiegel auftreten. der Autor hat es selbst versucht und dabei auch merkwürdige Realitätsveränderungen wie eine Art schwebenden Zustand und verschiedenen Änderungen der eigenen Gestalt im Spiegel bemerkt. Das Gesicht verzerrte sich und nahm abwechselnd wie bei einer Art Kameraschnitt jedesmal andere Konturen an. Dabei trat mitunter sogar eine Art vertiefter Trance zustand auf und das Gefühl mit der eigenen Gestalt im Spiegel eins zu werden. Auch nahm der Siegel während des Selbstversuchs eine milchige Farbe an 17.

      Erstaunlich ist übrigens, dass ebenfalls der Spiegel bei „Alice im Spiegelland“, bevor Alice durch ihn hindurchging, eine milchige Farbe annahm. Hat Lewis Caroll also absichtlich den magisch, spiritistischen Charakter des Spiegels in seine Erzählung eingebaut, und handelt es sich bei Alice Erlebnissen im Spiegelland in Wahrheit um die Entrückung in einen anderen Bewusstseinszustand? Oder wird auch hier, vom Zauber des Märchens umkleidet, ein Dimensionsportal in eine andere Realität beschrieben?

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