Die neuen Alphafrauen. Группа авторов

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nimmt das durchaus moderne beziehungsinterne Machtverhältnis mit Humor: Bei Meinungsverschiedenheiten zur Firma, bei denen sie schon allein qua Funktion immer das letzte Wort haben dürfte, könne es schon mal vorkommen, dass der Abend zu Hause "weniger vergnügt" zu Ende gehe, bekannte die Unternehmerin vor Kurzem der "Welt am Sonntag".

      Dabei liegt der Schlüssel dafür, dass die Alphafrau-Betamann-Kombination erfolgreich durchs Leben kommt, auch beim Mann. "Generell sollten Lebenspartner die beruflichen Ziele des anderen akzeptieren und unterstützen, sonst kommt es zu Explosionen", weiß die Hamburger Wirtschaftsprofessorin Sonja Bischoff, die seit einem Vierteljahrhundert Aufstiegschancen, Zufriedenheit und Führungsverhalten deutscher Manager und Managerinnen untersucht. Ob das mit der Akzeptanz auch noch funktioniert, wenn die Frau ihre tradiert schwächere Position verlässt und karrieretechnisch von dannen zieht, hänge in erster Linie davon ab, "wie emanzipiert die Männer sind".

      Joachim Sauer etwa dürfte diesen Anspruch erfüllen: Mehrfach ausgezeichnet wurde der Professor für physikalische Chemie an der Humboldt-Universität Berlin, zweifellos ist der 61-Jährige ein sehr kluger Mann. Für die allermeisten Deutschen jedoch ist der hochkarätige Wissenschaftler allem voran eines: Angela Merkels Mann. Und er scheint es mit Fassung zu tragen.

      Die Frau auf dem Chefsessel, der Mann am Herd - zwar funktionieren solche Familienkonstrukte meist genauso gut wie anders herum. Dass sie in Deutschland trotzdem noch oft misstrauisch beäugt werden, hat auch historische Gründe: Erst mit der Frauenbewegung begann das weibliche Geschlecht überhaupt damit, die Karriereplanung als Teil des Lebensplans zu begreifen. Im Jahr 1950 waren weniger als ein Drittel der westdeutschen Frauen überhaupt erwerbstätig. So wie ein junger Mann, der im Unternehmen aufsteigen wollte, sich damals wie selbstverständlich eine Ehefrau suchte, die sich gut im Bereich Hauswirtschaft und Kindererziehung machen würde, müsste heute konsequenterweise auch für karrierewillige Frauen die Partnerwahl zur strategischen Lebensplanung gehören.

      Wie jung dieser Ansatz noch ist, weiß Barbara Holland-Cunz zu berichten: 53 Jahre alt ist die Professorin für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Frauenforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen; dass sie Wissenschaftlerin werden wollte, hatte für sie schon früh festgestanden. Kinder hat sie keine, sagt sie, für viele ihrer Generation sei der Weg in die Wissenschaft damals noch "eine Entscheidung hop oder top" gewesen. "Keine Familie war oft der Preis, den man bezahlen musste", sagt sie mit Bedauern in der Stimme. Entsprechend froh ist sie zu sehen, dass heute immer mehr junge Wissenschaftlerinnen dafür kämpfen, Karriere und Kinder miteinander zu verbinden.

      Wie weit der Weg zu tatsächlich gelebter Gleichberechtigung in Deutschland noch ist, beweist allein ein Blick in den Bundestag: Während 61 Prozent der männlichen Abgeordneten Ehefrauen und Kinder haben, leben nur 39 Prozent der Frauen in vergleichbaren familiären Verhältnissen; fast jede zweite Abgeordnete ist alleinstehend. Nicht viel besser sieht es in der Wirtschaft aus: Untersuchungen von Sonja Bischoff zufolge haben Frauen in Führungspositionen zwar deutlich öfter Kinder als vor 25 Jahren, als kaum mehr als jede dritte Managerin (38 Prozent) Nachwuchs mitbrachte. Doch immer noch sind nur 53 Prozent der Frauen im Topmanagement Mütter; dagegen sind 79 Prozent der männlichen Chefs Väter.

      Starke Männer im Hintergrund, das zeigt das Beispiel Birgit Behrendt, können aber offenbar auch dann die Karriere beflügeln, wenn keine Kinder vorhanden sind: Die Deutsche ist die derzeit erfolgreichste Frau in der US-Autoindustrie, sie verwaltet als Einkaufschefin von Ford einen Etat von 35 Milliarden Dollar.

      Einkaufschefin Birgit Behrendt bei Ford Europa in Köln (dpa)

      Ihr Mann gab seine Karriere bei Bayer auf, heute kümmert er sich um Haus, Garten und Boot. Behrendt weiß das zu schätzen: "Das ist wahnsinnig viel Arbeit, und ich bin meinem Mann sehr dankbar, dass er das übernimmt."

      So luxuriös es ist, einen treu sorgenden Ehemann hinter sich zu wissen - unerschöpflich dürfte das Reservoir an Kandidaten, die zum Wohl der Karriere ihrer Frauen zurückstecken, nicht sein. Entsprechend wächst die Zahl der Managerinnen, die im Team mit ihrem erfolgreichen Mann die Herausforderungen eines gemeinsamen Power-Lebens auf sich nehmen - und durchaus wertschätzen, einen Sparringspartner an ihrer Seite zu haben, der die Fallstricke der Businesswelt kennt. Eines dieser Paare: Beatrice Weder di Mauro und ihr Mann Filippo di Mauro. Sie gehört dem Sachverständigenrat an, er ist Abteilungsleiter bei der Europäischen Zentralbank, zusammen haben sie einen Sohn. Ein anderes sind Dorothee und Martin Blessing - er Chef der Commerzbank, sie Managing Director bei Goldman Sachs -, die auch mit drei Kindern gleichermaßen ihre beruflichen Ziele verfolgen.

      Eine Erfolgsgarantie für eine glückliche Ehe ist die gemeinsame berufliche Verwirklichung beider Partner allerdings genauso wenig wie das Alpha-Beta-Modell: Auch in der Ehe von Andrea Jung etwa, Vorstandschefin des Kosmetikkonzerns Avon, und Michael Gould, CEO der Einkaufskette Bloomingdale's, steckte keiner zurück, nachdem der gemeinsame Sohn auf der Welt war. Bis heute sind die beiden auf ihren Chefposten - die Ehe aber ist schon lange geschieden.

      Von Annette Dowideit und Ileana Grabitz, erschienen am 6. Februar 2011

      Kinder, Küche, Ehrenamt

      Frauenförderung ist in den meisten Dax-Konzernen gerade groß in Mode. Privat setzen die Vorstandschefs aber meist auf das traditionelle Modell: Der Mann auf dem Chefsessel, Frau zu Hause bei den Kindern. Dabei sind die Ehegattinnen überwiegend hervorragend ausgebildet und könnten selbst Karriere machen

      20 der 31 Vorstandschefs von Dax-Konzernen sind mit Frauen verheiratet, die selbst nicht berufstätig sind. Bei der Besetzung von Chefposten im Management spielen traditionelle Werte wieder eine größere Rolle

      Pirkko Mölsä lernte ihren Mann Josef beim Studium an der Elite-Universität in St. Gallen kennen. Er korrigierte damals als wissenschaftlicher Assistent eine Arbeit der jungen Finnin. Die beiden Ökonomen wurden ein Paar, bald heirateten sie. Er machte Karriere und ist heute Vorstandschef der Deutschen Bank. Sie hütet das Haus, sie hat die gemeinsame Tochter großgezogen, und sie unterstützt ihren Mann. "Sie hält ihm den Rücken frei, liest Bücher, die zu lesen er selber keine Zeit findet, und schreibt für ihn mitunter kurze Zusammenfassungen über das Gelesene", schreibt der Schweizer Journalist Erik Nolmans in seiner Biografie über Josef Ackermann. Im Hause des Top-Managers sind die Rollen ganz klassisch verteilt.

      Über die Ehefrauen der meisten Dax-Chefs ist so gut wie nichts bekannt, und auch die Pressestellen halten sich äußerst bedeckt. Bei der Deutschen Bank und bei Henkel heißt es, über die Frau des Vorstandschefs werde nicht gesprochen, Siemens gibt die Auskunft, eine Gesprächsanfrage in dieser Richtung solle man sich lieber sparen. Die Gattinnen treten meist nur in Erscheinung, wenn sie ihre Männer zu gesellschaftlichen Anlässen begleiten. Oder, wie im Fall des Adidas-Vorstandsvorsitzenden Herbert Hainer, in einem Zeitschriftenartikel Erwähnung finden: im Zusammenhang mit der Feststellung, der Mann lebe bescheiden und lasse seine Vorstandskollegen "von seiner Ehefrau bewirten".

      Zwar ist in den Führungsetagen der deutschen Unternehmen Frauenförderung derzeit das bestimmende Thema. Momentan scheint es kaum einen Dax-Konzern zu geben, der nicht daran feilt, eine Frauenquote einzuführen, die erste Frau in den Vorstand zu hieven oder spezielle Programme für weibliche Führungskräfte aufzulegen. Doch privat setzt der überwiegende Teil der Vorstandschefs auf das traditionelle Familienmodell. 20 der 31 Dax-Vorstandschefs (beim Softwareunternehmen SAP stehen zwei Männer an der Spitze) sind nach Recherchen der "Welt am Sonntag" mit Frauen verheiratet, die nicht berufstätig sind - obwohl viele von ihnen hochkarätige Ausbildungen genossen haben. "Vermutlich liegt das daran, dass die Paare schon zu Beginn der Karriere erkannt haben, dass der Mann das weit größere Einkommenspotenzial hat", sagt Klaus Hansen, Geschäftsführer der Personalberatung Odgers Berndtson in Frankfurt. Für die Frauen falle somit relativ früh die Notwendigkeit weg,

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