Tagebuch eines Geschichtenerzählers. Roland Possin
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Dezember 1999
Nachdem ich in den ersten Wochen in meinem neuen Zuhause Aufwind hatte, fühle ich mich in letzter Zeit ausgelaugt und kraftlos. So ein Scheiß Durchhänger! Immer wieder muss ich an die Schatten meiner Kindheit denken. Weißt du, ich war in der Grundschule ein Aussätziger, wegen meiner Hautfarbe und meiner besonderen Art, wurde oft von meinen Mitschülern gehänselt und verprügelt. Und was das Schlimme war, ich konnte mich einfach nicht wehren. Tag für Tag haben sie mich gequält. Ich habe mich so geschämt, der zu sein, der ich bin. Ich wünschte mir, eine weiße Haut und ganz normal zu sein, so wie alle anderen. Wie oft habe ich morgens in den Spiegel geschaut und gehofft, dass ich über Nacht meine Farbe verloren hätte, aber nichts! Ich hatte keinen Vater der mich vor den anderen beschützen konnte und ich hatte keine Mutter, die mich, wenn es mir schlecht ging, in den Arm nahm und tröstete. Ich war allein auf mich gestellt. Als ich ihr davon erzählte, wie schwer es für mich in der Schule ist und dass ich am liebsten nicht mehr dort hingehen wollte, hat sie nur geantwortet, dass ich noch härter an mir arbeiten solle. Wenn ich erst mal sehr gute Leistungen im Unterricht bringe, würden mich meine Mitschüler schon in Ruhe lassen. Kannst du dir vorstellen, dass meine Mutter mich in meiner Kindheit nicht ein einziges Mal in den Arm genommen hat? Nicht ein einziges Mal, ich schwöre es dir! Wie sehr hätte ich doch den Schutz eines Vaters und die Zärtlichkeit einer Mutter gebraucht. Es gab sie nicht! Ich schämte mich dafür, auf der Welt zu sein. Und es war keiner da, der zu mir stand, der mir helfen konnte. Aber ich bin da irgendwie durchgegangen. Ich zog mich ganz in mich zurück und legte mir einen Panzer zu, durch den keiner durchdringen konnte, bis zum heutigen Tag. Ich schwor mir, nie wieder Schwäche zu zeigen, keine Träne zu vergießen und ich wollte mich nicht mehr für mich schämen, sondern stark sein.
Immer noch fühle ich diese Scham in mir, obwohl das doch alles schon so lange zurück liegt. Diese Scham verfolgt mich hier in dieser Stadt, vom ersten Augenaufschlag bis tief in die Nacht hinein. Ich muss raus hier, weg, ganz weit weg und mich endlich befreien. Am liebsten würde ich alles wieder hinwerfen und abhauen, so wie ich es immer gemacht habe, wenn es eng wurde. Aber ich weiß, ich wäre ein Feigling, wenn ich das tun würde. Und ich will kein Feigling mehr sein, nie wieder!
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