Der direkte Weg zu Gott. Helmut Atzler
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Gerade hatte ich einer Klientin nach ihrer Aufrichtung gesagt, dass sie sich für die Nachbehandlung bitte hinlegen möge – und schon war die Behandlung fertig. Die Klientin jetzt gleich wieder aufzuscheuchen, hätte etwas merkwürdig ausgesehen. Also blieb ich am Kopfende der Liege sitzen, ließ meine Hände auf ihrem Kopf ruhen, lauschte der Musik und freute mich über diese neue Erfahrung. Nur wenige Minuten später begann ich gelangweilt auf die Uhr zu schauen.
Plötzlich kam mir die Hausentstörung in den Sinn. Ich fragte in Gedanken, ob denn da noch etwas zu machen sei. Nein, auch hier war nichts mehr zu tun, es war alles schon erledigt.
„Wie, schon erledigt?“ Eigentlich war das eine unnötige Frage.
Ich hatte doch Gott darum gebeten, dass er alles tun möge, damit es dieser Frau wieder gutgeht. Ich hatte nicht gesagt:
„Bitte tue alles, aber lass ja ihr Haus in Ruhe, damit ich wenigstens noch mit der Hausentstörung Geld verdienen kann.“
Gott schien mit meinem Praxisangebot sehr freigiebig zu sein. Also nahm ich auch noch die Hausentstörungen von meiner Internetseite und von meiner Preisliste. Von allen ursprünglich angebotenen Produkten und Dienstleistungen war nur noch die Aufrichtung übrig geblieben.
„Sich behandeln lassen“ oder „selbst handeln“?
Alles, was ich in meiner Heilerausbildung gelernt hatte, war plötzlich überholt. Viel zu langsam, zu umständlich und zu begrenzt in der Wirkung. Um Menschen zu helfen, brauchte es nur noch die Liebe Gottes. Ich bat Gott darum, ihnen zu helfen und er tat es. Einfach genial!
Aber warum musste ich eigentlich Gott für einen anderen bitten. Wenn der Klient eh schon so weit war, dass er einen Geistheiler aufsuchte, dann konnte er doch Gott gleich selbst um Hilfe bitten. Skeptisch schauten die Klienten ja sowieso schon. Darauf kam es nun auch nicht mehr an.
Und genau das probierte ich bei meinem nächsten Klienten aus, der wegen einer Aufrichtung in meine Praxis gekommen war. Ich erklärte ihm die Zusammenhänge, warum die Menschen krumm und schief seien – so, wie ich es in meiner Ausbildung gelernt hatte. Zum Erstaunen des Klienten sagte ich ihm anschließend, dass ich diese Aufrichtungen ab genau diesem Zeitpunkt nicht mehr durchführen werde. Vielmehr forderte ich ihn auf, sich selbst an Gott zu wenden, da dieses Vorgehen in seiner Wirkung weit über die bisherige Aufrichtungsmethode hinausginge. Die erhofften körperlichen Veränderungen, weshalb der Klient in meine Praxis gekommen war, könnte man als willkommenen Nebeneffekt betrachten. Sie stünden aber nicht mehr im Vordergrund.
Ich erklärte dem Klienten, wie er sich mit seiner Bitte direkt an Gott wenden kann. Etwas mulmig war mir schon dabei. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie ich reagieren würde, falls die von mir vollmundig angepriesene Vorgehensweise doch nicht funktionieren würde. Zur Not könnte ich die Aufrichtung ja selbst noch durchführen – heimlich, ohne dass der Klient etwas davon mitbekommen würde. Das waren aber unnötige Sorgen und Gedanken.
Kaum hatte der Klient damit begonnen, seine Bitte laut auszusprechen, war auch schon alles geschehen. Seine Beschwerden waren weg, die Schultern auf einer Höhe, die Wirbelsäule und das Becken gerade und die Beine wieder gleich lang. Der Klient hatte seine „Behandlung“ selbst durchgeführt. Und das ohne Ausbildung und ohne Einweihungen – einzig und alleine durch eine einfache Bitte, die er direkt an Gott richtete.
Nach dieser erfolgreichen Premiere behielt ich diese Vorgehensweise für alle nachfolgenden Klienten bei.
Den Klienten wurde bewusst, dass die erfolgten Heilungen nicht aufgrund irgendwelcher Behandlungen durch eine andere Person passierten, sondern weil sie sich selbst direkt an Gott wandten. Sie lernten dabei, dass nur sie selbst für Ihre eigene Gesundheit verantwortlich sind und auch niemand da ist, den sie zur Verantwortung ziehen könnten.
Als ich die erlernten Aufrichtungen noch persönlich bei meinen Klienten durchführte, hörten sich die Reaktionen so an:
„Das kann ich gar nicht glauben. Unbegreiflich. Unvorstellbar. Wie machst du das?“
Und natürlich freuten sie sich. Aber es war auch Skepsis vorhanden und die Frage „Wie lange hält das jetzt?“ wurde sehr oft gestellt.
Ab dem Zeitpunkt aber, ab dem sich die Menschen selbst direkt an Gott wandten, wurde es diesbezüglich ganz still. Die Skepsis war verflogen, und es wurden auch keine Fragen mehr nach der Haltbarkeit gestellt. Auch Worte wie „unglaublich“ oder „unvorstellbar“ fielen nicht mehr. Irgendwie spürten und wussten die Menschen, was da geschehen war. Viele Fragen, die vorher noch gestellt wurden, erübrigten sich. Und auch die zeitaufwendige Herstellung der Urkunden mit den Vorher-/Nachher-Fotos wurde überflüssig, weil keine Beweise mehr nötig waren.
Die Erfolge waren einfach da und die Anwendung kinderleicht. Weil sich aber die Klienten nun selbst an Gott wandten, stellte sich mir die Frage nach meinem Anteil und Zutun bei diesen Ereignissen.
So stellte ich es den Klienten frei, ob und wie viel sie für ihren Besuch in meiner Praxis bezahlen wollten.
Wie soll ich davon berichten?
So einfach sich meine neue Vorgehensweise in der Theorie anhörte und so simpel sie in der praktischen Anwendung auch war, wie sollte ich neue Klienten in meine Praxis bekommen?
Wie sollte ich das bewerben?
Konnte ich überhaupt noch von „Behandlungen“ sprechen?
Eigentlich machte ich selbst ja gar nichts mehr.
Wie sollte ich die Klienten begrüßen, wenn sie in meine Praxis kämen? Mit einem:
„Schön, dass Sie gekommen sind. Aber ich kann Ihnen nicht helfen. Nur Sie selbst können sich helfen. Dazu brauchen Sie lediglich Gott um seine Hilfe bitten.“
Womöglich hätten sie gleich Reißaus genommen, weil sie gedacht hätten, bei einer Sekte gelandet zu sein. Und falls das nicht der Fall gewesen wäre, warum sollten sie mir das glauben?
Viele von ihnen gingen ja regelmäßig in die Kirche, beteten zu Jesus und klagten Maria ihr Leid. Da passierte ja bisher auch nichts. Warum sollte das ausgerechnet in meiner Praxis und bei mir anders sein?
In diesem Zusammenhang sei kurz erwähnt, dass sich meine Praxis in einem erzkatholischen Landkreis befunden hat. „Komm zu mir, dann hilft Dir Gott“ wäre ein denkbar ungeeigneter Werbeslogan gewesen.
So entschloss ich mich dazu, gar keine „Behandlungen“ mehr anzubieten. Stattdessen entwarf ich ein Konzept, das ich problemlos bewerben könnte. Auf diese Weise könnte ich den Menschen nach wie vor helfen, meine Praxis weiterhin sinnvoll nutzen und hätte wenigstens noch eine letzte Einnahmequelle.
Ausbildung in „der Liebe Gottes“
Die optimale Lösung schien mir ein einziger Kurs zu sein, in dem die Teilnehmer alles und noch viel mehr lernen könnten, wofür ich selbst – über mehrere Jahre verteilt – Tage und Wochen in Kurse und Seminare investiert hatte. Ursprünglich