Der direkte Weg zu Gott. Helmut Atzler

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Der direkte Weg zu Gott - Helmut Atzler

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style="font-size:15px;">      Bevor ich mit dem Lesen der Evangelien begann, musste ich zunächst einmal wieder für realistische „Machtverhältnisse“ in meinem Kopf und meinen Gedanken sorgen. Diese sahen wie folgt aus: Die Bibel, Jesus und seine Lehre sah ich von nun an als die Botschaft an, und die Kirche war lediglich der Überbringer dieser Botschaft. Botschaft und Überbringer sind nicht dasselbe.

      Des Weiteren nahm ich mir vor, der Botschaft mehr Glauben zu schenken als dem Überbringer. Nur hatte das auch einen kleinen Schönheitsfehler. Denn der Überbringer der Botschaft hat höchstpersönlich darüber entschieden, was in der Botschaft stehen darf und was nicht.

      Bei meinen Ausführungen geht es nicht darum, irgendetwas beweisen oder widerlegen zu wollen. Für mich sind es einfach nur Fakten, die jeder interessierte Mensch selbst nachlesen und selbst recherchieren kann. Wie jemand diese Fakten für sich selbst bewertet und ob er daraus persönliche Konsequenzen zieht, überlasse ich jedem selbst. Jeder Mensch ist für seinen Glauben selbst verantwortlich.

      Da ich als Katholik aufgewachsen bin, geht es bei meinen Betrachtungen in erster Linie um die katholische Kirche. Viele, der von mir angesprochenen Dinge lassen sich jedoch auch auf andere Religionen übertragen oder diese Religionen weisen andere bedenkliche Extreme auf.

      Wenn ich von der Kirche schreibe, dann meine ich damit nicht die Gläubigen, die auf der Suche nach Gott sind. Mit Kirche meine ich die Organisation dieser Religion, deren Verhalten, Glaubensvorgaben und deren Anspruch auf die absolute Wahrheit.

      Um mehr über Gott, Jesus und dessen Heilungen zu erfahren, setzte ich mich intensiv mit der Bibel und den Evangelien auseinander. Bevor ich mir jedoch Gedanken um den Inhalt machte, fragte ich mich zunächst, wie die Bibel wohl entstanden ist.

      Wenn in der Kirche aus der Bibel vorgelesen wird, endet die Vorlesung meistens mit den Worten „Wort des lebendigen Gottes“. Kann diese Aussage stimmen?

      Angenommen, Gott hätte, wie in der Bibel geschildert wird, tatsächlich zu einigen Menschen gesprochen: Wären diese Menschen überhaupt in der Lage gewesen, die Worte Gottes mit ihren eigenen menschlichen Worten wiederzugeben oder gar niederzuschreiben?

      Konnten diese auserwählten Menschen überhaupt selbst schreiben?

      War es nicht eher so, dass die Erzählungen zunächst mündlich von Generation zu Generation weitergegeben und erst viel später schriftlich festgehalten wurden?

      Was sind Ausschmückungen, was ist Original?

      Was wurde fehlinterpretiert, beabsichtigt oder unbeabsichtigt verfälscht?

      Wie groß ist die Vermischung des Originals mit anderen religiösen Bräuchen und dem Verständnis der damaligen Zeit? Viele christliche Bräuche, Rituale, Feste und Traditionen sind nachweislich heidnischen Ursprungs oder bei diversen Götterkulten abgeschaut.

      Bei der Wiedergabe und Weitergabe der Geschehnisse spielen immer die menschlichen Aspekte, die jeweiligen Situationen und die Sichtweisen der „Autoren“ eine bedeutende Rolle. Das zeigt sich besonders darin, dass die Schriften der Evangelisten nicht immer übereinstimmen. So gibt es Punkte, die nur von einem Evangelisten erwähnt werden, und es gibt Punkte, die von mehreren Evangelisten unterschiedlich geschildert werden. Manche scheinen sich sogar zu widersprechen.

      Und überhaupt ist die Bibel voller Widersprüche. Deshalb gibt es ja heute noch so viele unterschiedliche Auffassungen, Unstimmigkeiten und Streitereien unter den verschiedenen christlichen Strömungen.

      Das war im dritten Jahrhundert n. Chr. offensichtlich nicht anders, so dass der römische Kaiser Konstantin der Große das erste Konzil von Nicäa einberief, um die innerchristlichen Streitigkeiten beilegen zu lassen. Die Christen sollten sich endlich auf einen gemeinsamen Glauben festlegen.

      Und man einigte sich und schloss Kompromisse. Gut möglich, dass sich dabei diejenigen durchgesetzt haben, die den größeren Einfluss oder die besseren Argumente (vielleicht auch in Form von Macht und Geld) hatten. Evangelien, Texte und Überlieferungen wurden von Menschen ausgesiebt und Menschen haben entschieden, was richtig und was falsch sei. Ebenso möglich ist es, dass dabei Gott, Jesus und den Evangelisten das eine oder andere Wort im Mund umgedreht, neu hineingelegt oder einfach weggelassen wurde. Das bewusste oder unbewusste Weglassen wichtiger Informationen kann ein gezeichnetes Bild nicht nur verfälschen, sondern unter bestimmten Voraussetzungen einen ganz anderen, bis hin zu einem absolut gegensätzlichen Eindruck beim Betrachter hinterlassen.

      Letztendlich wurden nur vier Evangelien in die Bibel aufgenommen. Was gegen die anderen Quellen sprach, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Und was ist mit den Schriftstücken und Quellen, die erst viel später gefunden wurden? Wie viele Quellen mag es noch geben, die noch gar nicht gefunden wurden oder längst vernichtet sind?

      Auch mögliche Verständnis- oder Übersetzungsfehler sind nicht auszuschließen. Kleinste Fehler oder Missverständnisse können weitreichende Folgen haben. Dazu folgendes Beispiel: In dem Gebet „Vater unser“ heißt es an einer Stelle

       „… und führe uns nicht in Versuchung …“.

      Ich hatte nie wirklich verstanden, warum Gott uns in Versuchung führen sollte. Sollte das nicht die Aufgabe eines ganz anderen sein, die Menschen in Versuchung zu führen? Es gibt Wissenschaftler, die von einem Übersetzungsfehler sprechen.

      Es könnte auch so lauten:

      „… und führe uns in der Versuchung …“ oder

      „… und führe uns an der Versuchung vorbei …“

      Ich bin kein Sprachwissenschaftler und kann nicht beurteilen, welche Übersetzung dem Original gerechter wird. Die letzten beiden Formulierungen würden für mich jedenfalls wesentlich mehr Sinn ergeben.

      Als ein weiteres Beispiel möchte ich die 10 Gebote erwähnen, die Moses auf dem Berg Sinai von Gott empfangen haben soll. Diese 10 Gebote dürften ganz offensichtlich als „Worte Gottes“ zu interpretieren sein. Doch warum gibt es so viele unterschiedliche Versionen davon? Wenn man davon ausgeht, dass es nur eine Original-Version geben kann, was stellen dann die anderen Versionen dar? Mit welcher Begründung, mit wessen Erlaubnis und zu welchen Zwecken wurden diese „Worte Gottes“ durch Menschen mehrfach umgeschrieben? Und wenn derartige Manipulationen in diesem konkreten und leicht nachvollziehbaren Fall geschehen sind, wer kann mir garantieren, dass es nicht auch in anderen Punkten zu Manipulationen des „Wortes Gottes“ durch Menschen gekommen ist.

      Nochmals zum Verständnis: Es waren Menschen, die ca. 300 Jahre nach dem Tod Jesu darüber entschieden haben, was die Evangelisten über Jesus gesagt haben sollen und was nicht, was die Menschen erfahren dürfen und was nicht. Menschen, die weder Jesus noch einen der Evangelisten jemals persönlich haben reden hören können!

      Daraus wurde „das Wort Gottes“ gemacht und man wundert sich anschließend, dass sich Gott selbst widerspricht. Und dann sucht man krampfhaft nach Erklärungsversuchen, um die Unergründbarkeit Gottes doch irgendwie zu ergründen und eine Antwort auf die angeblichen Widersprüche Gottes zu finden. Das ist dann die Aufgabe der Schriftgelehrten und Theologen.

      Mit den Widersprüchen in der Bibel ist es nicht viel anders als mit der Frage, wie Gott Leid oder Kriege zulassen kann. Es ist ja so einfach, Gott alles in die Schuhe zu schieben und dann scheinheilig zu sagen: „Gottes Wege sind unergründlich.“

      Besonders

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