Geschichten des Nordens. Holger Krohn

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Geschichten des Nordens - Holger Krohn

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silbernen Halskette in der Kämmerei gewesen sein. Eine 19 Fuß lange eiserne Kanone, eine sogenannte Feldschlange, sowie Störtebekers Harnisch hat man daselbst in dem vormaligen Zeughause aufbewahrt. Das Richtschwert Meister Rosenfelds kann noch jetzt im Arsenal des Bürgermilitärs gesehen werden. Eine kleine Holzfigur, einen Neger vorstellend, zeigte man als "Störtebekers Pagen" in der Schiffer-Gesellschaft, sie ist aber beim Brande von 1842 abhanden gekommen. Als größte Merkwürdigkeit Hamburgs aber und als zweites Wahrzeichen der Stadt (das erste und älteste war der Esel mit dem Dudelsack im Dom) galt sonst der sogenannte Störtebeker, ein silberner Becher, aus dem er getrunken haben soll. Auf diesem Becher, der etwa 11/2 Elle hoch ist und vier Bouteillen faßt, ist eine Seeschlacht dargestellt, die mit dem andern Bildwerk darauf Störtebekers Leben andeuten soll. Er ist aber, wie schon die darauf eingegrabenen schlechten hochdeutschen Verse lehren, später angefertigt und sicher nicht von ihm gebraucht gewesen. Er befand sich früher in der Schiffer-Gesellschaft, und wer sonst nach Hamburg kam, pflegte dorthin zu gehen, einen Trunk daraus zu thun und seinen Namen in ein dabei liegendes Buch einzutragen. Jetzt befindet er sich im Schiffer-Armenhause.

      Daß Störtebekers Besiegung für ein höchst denkwürdiges Ereigniß angesehen ward, beweist der Umstand, daß man darauf eine Medaille mit seinem Bildnisse und passender Inschrift schlug. Als sein Portrait hat man Jahrhunderte lang einen oft vervielfältigten alten Kupferstich, welcher einen grimmig ausschauenden Mann darstellt, angesehen, allein neuere Forschungen haben bewiesen, daß derselbe gänzlich unächt ist. Das alte "Störtebeker-Lied" ist dagegen noch vor 150 Jahren vielfach im Volke gesungen worden, sein Name aber heute noch an der Küste von Ostfriesland populär.

      Deshalb trug auch der Becher die plattdeutsche Inschrift: "Ich Jonker Sissinga van Groninga | Dronk dees Hensa in een Flensa | Door meen Kraga in meen Maga."

      Quelle S. Beneke, Hamburgische Geschichten u. Sagen Hamburg 1854 S. 110 etc. Deecke, Lübische Sagen S. 161

       Photo

      Hamburg Dovenfleet um 1895.

       Photoglob Zürich, gemeinfrei.

      Das Glück der Rantzau

Herrenhaus

      Das Geschlecht der Grafen Rantzau ist uralten herzoglich-schleswigschen Stammes. Einer Ureltermutter dieses Geschlechtes begegnete es, daß ein kleines Männlein mit einer Laterne zu ihr kam und sie in einen Berg holte zu einer Wöchnerin bei den Unterirdischen. Sie legte derselben nur die Hand aufs Haupt, und alsbald genas das Zwergenweiblein glücklich. Das Männlein begleitete dann die edle Frau wieder nach ihrem Schlosse zurück und gab ihr einen Klumpen gediegenes Gold und sagte: Lasse daraus fertigen fünfzig Rechenpfennige, einen Hering und zwei Spindeln und verwahre das alles wohl bei deinem Geschlecht, denn solches wird stets in Ruhm und Ehre bleiben, solange von diesen Stücken nichts verloren geht.

      Dieses geschah, und die Stücke haben noch auf lange Zeit dem Hause Glück gebracht. Es soll sich diese Tatsache, die auf sehr verschiedene Weise erzählt wird, auf dem Schlosse Breitenberg zugetragen haben. Den goldenen Hering hatte zuletzt Josias von Rantzau, ein tapferer Degen und kriegslustiger junger Held. Er ließ sich ein gutes Schwert fertigen und den Hering an dessen Griff umbiegen und als Bügel anbringen, trat dann in französische Dienste, hatte Glück in unzähligen Schlachten und wurde zuletzt Generalfeldmarschall.

      Fechten und Raufen war seine höchste Lust, dabei war er freilich unüberwindlich durch das Erbstück der Ahnfrau. Das wurde ihm, weil es ruchbar geworden, einstmals von einem Kriegskameraden, Caspar Bockwold, ins Gesicht gesagt, er habe gut Fechten und Händel suchen, man wisse wohl, daß er fest sei und sein Mut und seine Tapferkeit im Hering seines Degengriffes stecke. Darüber ergrimmte Junker Josias höchlichst, schleuderte alsbald seinen Degen von sich in den Rhein und forderte Caspar Bockwold auf der Stelle zum Zweikampf und besiegte ihn dennoch.

      Selten schlug es ihm fehl, als Sieger aus solchen Kämpfen zu gehen, er hatte deren aber so viele, daß er auch gar manche böse Scharte davon trug. Als er zu hohen Jahren kam, hatte er nur noch ein Auge, ein Ohr, einen Arm und ein Bein und außerdem noch an seinem Leibe sechsundfunfzig Male schwerer Wunden.

      Quelle Ludwig Bechstein - Deutsches Sagenbuch Meersburg und Leipzig 1930, S. 145-146

      Photo: Ein zerfallen(d)es Herrenhaus im Holsteinischen

      Klaus Groth

      Dat Schipp

      Dar fahrt en Schipp, dat fahrt so wit,

      De Wulken kamt un fahrt der mit,

      Opt Water treckt dat lank so blank,

      Un baben treckt de Wulken lank,

      So sachte so kleen,

      Man eben mehr to sehn,

      So lütt so lütt, so witt so witt -

      Nu mank de Wulken geit dat mit.

      Es fährt ein Schiff, das fährt so weit,

      Die Wolken kommen und fahren mit,

      Übers Wasser zieht es hin so blank,

      Und oben ziehn die Wolken entlang,

      So leise, so klein

      Nur eben mehr zu sehn,

      So klein so klein, so weiß so weiß -

      Nun zwischen Wolken geht es fort.

      Klaus Groth Geboren am 24.4.1819 in Heide Gestorben am 1.6.1899 in Kiel. Aus der Sammlung "Voer de Goern".

      De Fischer un sine Fru

      - Nach den Gebrüdern Grimm plattdeutsch erzählt -

      Dor weer eenmol eens een Fischer un sine Fru, de waanden tosamen in'n Pißputt, dicht an de See, un de Fischer güng alle Dage hen un angeld. Un he angeld un angeld. So sit he ok eens bi de Angel und kiekt jümmers in dat blanke Water henin. Un he sit un sit. Dor güng de Angel to Grund, dep ünner, un as he se herup hold, so hold he eenen grooten Butt heruut.

      Dor sä de Butt to em: "Hör mal, Fischer, ick bed di, laat mi lewen, ick bün keen rechten Butt, ick bün'n verwünschten Prins. Wat helpt di dat, dat du mi doot maakst? Ick würr di doch nich recht smecken. Sett mi weller in dat Water un laat mi swemmen." "Nu," sä de Mann, "du bruukst nich so veel Wöörd to maken, eenen Butt, de spreken kann, harr ik doch wol swemmen laaten."

      Mitdes sett he em weller in dat blanke Water, dor güng de Butt to Grund und let eenen langen Striepen Bloot achter sik. So stünn de Fischer up un güng na sine Fru in'n Pißputt.

       "Mann," sä de Fru, "hest du hüüt niks fungen?" "Ne," sä de Mann, "ick füng eenen Butt, de seggt, he weer een verwünschten Prins, dor heff ick em weller swemmen laaten."

       "Hest du di denn niks wünschd?" sä de Fru. "Ne," sä de Mann, "wat schull ick mi wünschen?"

       "Ach," sä de Fru, "dat is doch äwel, hier man jümmers in'n Pißputt to waanen, dat stinkt un is so eeklig. Du harrst uns doch een lütte Hütt wünschen kunnt. Gah na em hen un roop em. Segg em, wi wöllt 'ne lütte Hütt hebben, he deit dat gewiß." Die grässliche Frau!

      "Ach,"

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