Sinnsuche zu Zeiten von Cholera. Albert Morava
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Jans Vater, der immer bemüht war, die gute Seite der Dinge zu sehen, meinte, Jan - gerade erst volljährig geworden - habe jetzt nach einem Jahr im Prag dort bereits eine Wohnung. Davon könnten die meisten seiner Altersgenossen nur träumen.
"Wenn die Wohnung einmal bewohnbar ist, lade ich euch alle zu einer großen Eröffnungsfeier ein", versprach Jan. " Allerdings muss die Wohnung vollständig umgebaut werden. Sie hat weder ein Bad noch eine Toilette. Der Wasserhahn befindet sich im Flur."
"Das wird viel Geld kosten", meinte sein Bruder. Filip ist später Architekt geworden. In diesem Beruf erstellte er zwanzig Jahre lang Baupläne für ein Observatorium des Sternenhimmels, das nie gebaut wurde.
"Ich werde später Geld haben", sagte Jan, "aber ich brauche es jetzt."
"Erwachsen und verheiratet wie du jetzt bist, musst du auch sehen wie du - oder besser - wie ihr zu Geld kommt", erklärte die Mutter resolut. "Dein Erbschaftsanteil ist für den Notfall da", sie stockte kurz, "wenn du das Geld meinst, das meine Mutter uns hinterließ. Es ist wenig genug."
"In fünf Jahren wird es noch viel weniger wert sein als jetzt, wenn es mit der Russenwirtschaft so weitergeht", warf Jan ein. "Wir exportieren Waren nach Russland und die Russen zahlen nicht."
"In der Schule lernen wir, dass die Sowjetunion Gold, Diamanten und unermessliche Naturschätze hat", wunderte sich Filip. "Die Sowjetunion wird zahlen, wenn nicht jetzt dann später."
Nach einer Weile war die angelsächsische Weihnachtsmusik zu Ende und Filip schlug vor, jetzt doch eine Beatles-Platte auszusetzen, die er von einem Schulfreund geliehen bekam.
Beatles waren englische Jungs mit Bubiköpfen und Milchgesichtern, die neue, englische Yeah Yeah- Musik machten, von der seine Altersgenossen begeistert waren. Der beste Beatle war allerdings ihr Manager, ohne den sie ein Nichts geblieben wären. Dieser war später in Vergessenheit geraten.
"Das ist Musik!" sagte Filip. "Die beste Musik der Welt!"
Vater und Mutter schauten sich verständnislos an. "Nicht schlecht", sagte Jan."Aber sie haben viel kopiert, auch irische Volksmusikelemente lassen sich dort finden.."
Die Eltern zogen es schließlich vor, sich zurückzuziehen, zum Abschluss des Abends wandte sich die Mutter Jan zu und sagte:
"Wenn ich dir dein Erbe jetzt auszahle, kannst du mit nichts mehr rechnen. Jetzt nicht und später nicht."
"Ich werde von euch nie wieder was wollen", sagte Jan.
**********
Anfang Januar fuhr er zurück nach Prag mit seinem Erbschaftsanteil im Koffer; es waren gut zwölf Tausend Kronen, ausreichend für das unmittelbare Überleben von einigen Monaten. Ein neuer Wintermantel war nicht drin, der hätte mindestens Tausend Kronen gekostet.
Immerhin hatte Jans Vater ihm seinen alten Wildledermantel mitgegeben, der ihm jetzt zu eng geworden war. Das Leder war guter Qualität und der Mantel war dick gefüttert; er zog ihn stolz an, mit dem Gefühl jetzt gegen die Kälte und andere Unwägbarkeiten des Lebens gut gewappnet zu sein.
Im Prager Bahnhof angekommen, kaufte er sich eine Zigarre - eine teure, kubanische Partagas eminentes. So fühlte er sich gut gewappnet für die Schlachten der kommenden Tage. Die Welt schien ihm zu gehören.
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