Der Ruf aus Kanada. Rudolf Obrea

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Der Ruf aus Kanada - Rudolf Obrea

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Ratscherei ) auf ihn wartete, während er Sven und Sabine zu ihrem Boot führte und ihnen beim Setzen der Segelhalf.

      Der aus nordwestlicher Richtung achterlich daherkommende Wind trieb sie schnell aus der Bucht und kränkte das Boot auf die Backbordseite. Sven konterte geschickt und erreichte damit, daß Sabines zunächst etwas ängstlicher Blick verschwand und sie sich wieder vorbehaltlos von der unternehmungslustigen Aufbruchstimmung ihres Begleiters anstecken ließ. Noch in Sichtweite des Hafens beschäftigte er sie zusätzlich mit dem Üben der notwendigen Handgriffe und Verhaltensweisen, sodass sie zu einem Team wurden, das imstande war, sich auf der hier weiten und offenen Wasserfläche sicher zu bewegen. Sie kamen überein, den Nachbarort Ascheberg als Ziel ihres Ausfluges anzusteuern. Die Entfernung schien nicht besonders weit zu sein. Allerdings mussten sie sich die Strecke mit häufigen Wenden gegen den ihnen entgegen kommenden Wind erkämpfen, eine Aufgabe, die ihnen eine weitere Probe ihres Könnens abverlangte, bevor sie , von der abwechslungsreichen Fahrt erschöpft, ihr Boot am Landesteg von Ascheberg festmachten.

      In der nahe am Ufer gelegenen Gastwirtschaft gönnten sie sich ein ausgiebiges Mittag essen. Sabines kastanienbraunes Haar glänzte in der Sonne mit einem rötlichen Schimmer, den die intensive Beleuchtung hervorrief. Vielleicht sah Sven auch nur ihre veränderte rötliche Gesichtsfarbe, mit der bei ihr die vorangegangene körperliche Anstrengung, verbunden mit der großen Menge sauerstoffhaltiger Seeluft, zum Ausdruck kam. Ihr Kopf glich einem Feuerball, dessen Schein ihn völlig blendete und ihn mit den Funken ihrer guten Laune ansteckten. Er gestand ihr: „Du bist unwiderstehlich. Ich hoffe, dass dir nicht nur das Segeln neue Lebensgeister einhaucht.“ Sie lachte und antwortete: Du kennst doch bereits meine Präferenzen. Den Ausflug mit dem Boot genieße ich deshalb, weil er uns gemeinsam herausfordert und nur wir beide an Bord uns gegen den Wind bewähren müssen. Mit dir als Lehrer lerne ich bei diesem Intensivkurs schnell wieder, eine gute Schülerin zu werden, die auch bei der Meisterprüfung nicht mehr verzagt.“ Sven freute sich über dieses Eingeständnis ihrer Zuneigung, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie damit ihr neues Selbstbewusstsein ausdrückte, eine Eigenschaft, die sie von der Erinnerung an alte, schlechte Erfahrungen befreite und ihre neuerwachte Liebe zu einem aufrichtigen und ehrlichen Bekenntnis machte.

      „Bei der Rückfahrt werden wir die angenehmen Eigenschaften des Segelns genießen, nämlich ein ungestörtes, geräuschloses Dahingleiten, vorbei an dem Panorama einer Landschaft, die von den Ausbuchtungen und Vorsprüngen des Seeufers abwechslungsreich markiert ist, aber trotzdem mit den dahinter aufragenden Hängen und den meist bewaldeten, sanften Hügeln dieser Gegend eine Ruhe vermittelt, die zum bedächtigen Nachdenken anregt.“ Seine Aussage bewahrheitete sich, indem ein steter achterlicher Wind sie bei ausgestellten Segeln vor sich her blies und die quer zum Boot verlaufenden Wellen sie auf ihren Kämmen sanft weitertrugen.

      Sie erreichten den Plöner Hafen schneller als sie dachten und machten deshalb einen ausgedehnten Spaziergang zurück zu ihrer Unterkunft. Unterwegs unterhielten sie sich lebhaft über die besonderen Eindrücke, die sie von dem bisherigen Verlauf ihres Urlaubes hatten. Sabine gestand ihm: „Dein Plan, nach Plön zu fahren, hat mich zunächst überrascht. Der Zeitpunkt deiner Einladung war nach unserem Törn auf der Alster allerdings gut gewählt und die Beschreibung deiner Freunde hier machte mich neugierig, dich über deine Umgebung näher kennen zu lernen. Ich habe keine falsche Entscheidung getroffen und kann nur sagen, dass ich mich trotz der kurzen Zeit, die wir uns kennen, restlos in dich verliebt habe.“ Sie sah ihn mit geöffneten, erwartungsvollen Augen an, blieb stehen und begehrte, lang und innig von ihm geküsst zu werden. Sven, der sich Frauen gegenüber bisher komplexartig eher schüchtern verhalten hatte, sah sich jetzt ebenfalls von der Vergangenheit befreit und entgegnete ihr: „Ich liebe und begehre dich. Lass uns die verbleibende Zeit dazu nutzen, unsere Empfindungen füreinander zu vertiefen und genau so harmonisch wie bisher gestalten.“ Er hielt sein Versprechen bei weiteren Ausflügen über den See nach Bosau und Dersau und erreichte damit, dass sie als festverbundenes Liebespaar nach Hamburg zurückkehrten.

      Zu Hause bei seinen Eltern in Bergedorf fand Sven einen dicken Brief von seiner Firma. Er enthielt neben verschiedenen Unterlagen auch ein Flugticket für seine neue Reise nach Kanada, ausgestellt mit einem Datum, das ihm den reservierten Abflug in knapp einer Woche ankündigte. Vor nicht zu langer Zeit wäre ihm dieses Ende seines Urlaubes noch als zwingende Fortsetzung eines ungebundenen Neuanfanges vorgekommen. Jetzt aber musste er die unverhoffte Begegnung mit Sabine in seine Überlegungen zusätzlich mit einbeziehen.

      Er hatte seine neue Freundin besonders dadurch beeindruckt, indem er ihr, nahezu unbeab-sichtigt, mit seiner lokalen Verbundenheit eine Rückbesinnung auf die hiesigen Vorteile bei Land und Leuten vermittelte. Im Laufe ihres Aufenthaltes in Persien hatte sie die aktuell gültigen Bezugspunkte zu ihrer alten Heimat verloren, war deshalb enttäuscht bzw. orientierungslos und benötigte einen Helfer, der ihr diese Gesichtspunkte wieder sichtbar machte und für sie glaubwürdig und positiv darstellte. Sven eignete sich für diese Aufgabe, weil er, ihr darin ähnlich werdend, durch seine angestrebte Distanzierung eine objektive Beurteilung gewährleistete. Der schnelle Verlust ihres Helfers bedeutete ein Nachteil, den sie vorläufig mit der geheimen Hoffnung kompensierte, ihm nach Kanada zu folgen. Sven blieb die Einsicht, dass er sich seine Persönlichkeit und die damit verbundene Selbst sicherheit nur dann auf Dauer als wertvolle Eigenschaft erhielt, wenn er die Erinnerungen und Erlebnisse der Vergangenheit nicht einfach, wie bisher angestrebt, als lästigen Ballast abwarf, sondern sie als identitätsstiftenden Rückhalt und innerliche Kraftreserve beibehielt.

      Sabine und er fanden zueinander, weil sie, geprägt von ihrem Auslandsaufenthalt, ihn mit ihrer aufgeschlossenen, offenen Art auf seinem neuen Weg anspornte und er mit seinen einheimischen, soliden Beziehungen ihr Vertrauen gewonnen hatte, ein Kriterium, mit dem sie sich unbewusst auf die Werte ihrer ursprünglichen Herkunft bezog und diese für sie dadurch wieder zu einem bedeutenden Merkmal wurden. Sie hatten sich nicht nur verliebt, sondern in der kurzen Zeit ihres Zusammensein auch gegenseitig einen neuen Halt vermittelt, der ihnen als gegenseitiges Geschenk im Bewusstsein blieb und damit das Gefühl einer dauerhaften Bindung und Zuneigung erzeugte, die selbst der schnell auf sie zukommende Abschied am Flughafen nicht auflöste.

      2.6

      Seine neue Ankunft in Toronto erlebte Sven dieses Mal bereits als ersehntes Wiedersehen einer Umgebung, die ihm zwar noch nicht vertraut war, aber bei seinem ersten Besuch schon viele andersartige Eindrücke vermittelt hatte, die erneut seine Unternehmungslust an-stachelten und die er gerne vertiefen und erweitern wollte. Jim Shaw benötigte am Flughafen kein Erkennungsschild mehr, sondern sah Sven bereits beim Verlassen des Zollausganges. Er schlängelte sich durch die Menge der Wartenden, um plötzlich wie ein Kobold vor ihm aufzutauchen und nach Art seiner Vorfahren auf Irisch herzlich zu begrüßen. „Hallo und Willkommen in Kanada! Ich freue mich, dich wieder bei uns zu haben, damit wir dich weiter zum Kanadier ausbilden können und du uns beibringst, wie wir mit der uns oft merkwürdig erscheinenden Denkweise deiner Landsleute besser zurechtkommen.“ Dabei schaute er Sven zwar immer noch wohlwollend an, ließ aber zusätzlich einen kritischen, fragenden Blick seiner wieder über die Brille herausragenden, dunklen Augen erkennen. Sven allerdings kannte bereits die stets etwas ironisch zu interpretierende Art seines Kollegen und antwortete „Hallo Jim! Du hast dich scheinbar in der Zwischenzeit kaum verändert und stellst mir gleich zur Begrüßung wieder ein Ausbildungsprogramm vor, das sehr hohe Ansprüche stellt. Du musst dich noch eine Weile gedulden, bis ich deinen Vorgaben gerecht werde. Vorläufig brauche ich erst wieder einen Drink in deiner Hotelbar, um die aktuellen Neuigkeiten besser besprechen zu können.“ Jim gab sich jetzt wieder gelassen und nachdem er den Ankömmling samt Gepäck im Auto verstaut hatte, bemerkte er abschließend: „Deine Aufforderung zum Drink zeigt mir, dass ich als Lehrer schon etwas erreicht habe.“

      In der Bar angekommen, bestellte Jim von ihrem Stammplatz aus zur jetzt persönlichen Begrüßung zwei Gläser unverdünnten „Bushmills, Single Malt Irish Whiskey“, der wie immer hervorragend schmeckte und gleichzeitig bewies, daß Sven erneut willkommen war.„Wie war dein Urlaub?“

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